Man kann das Kunstlied auch mit Humor betreiben

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Olga Peretyatko singt vom Kuckuck. Foto: Ahnert
Olga Peretyatko singt vom Kuckuck. Foto: Ahnert

Sie reiste natürlich an mit einem Ruf wie Donnerhall: Nachtigall von der Newa, Nachfolgerin von Anna Netrebko.

Da war es kein Wunder, dass bei dem Lieder- und Arienabend von Olga Peretyatko der Rossini-Saal aus allen Nähten platzte - und am Ende die Sängerin mit Ovationen feierte. Olga Peretyatko ist eine Sopranistin, die eigentlich alles kann. Sie singt mit einer geradezu unverschämten Leichtigkeit hat ein phantastisches Intervallgedächtnis, trillert noch auf Tönen, die andere kaum erreichen, bleibt im Rhythmus und hat tolle Klangfarben in allen Registern. Und sie kann wirklich gestalten, mit viel Sinn für die wohldosierte Pose, die Gestaltung von Emotionalität und - selten genug - Humor.

Man musste kein Russisch können, um zu verstehen, worum es in den gut ausgewählten, intensiven Liedern von Tschaikowsky und Rachmaninoff ging, die sie mit langen lyrischen Bögen sang, in denen sie auch die Schönheit und Sanglichkeit der russischen Sprache so gut zur Geltung brachte.

Und man begriff schon nach der ersten der vier Rossini-Arien ("Non si dà follia maggiore" aus "Il turco in Italia"), warum sie für das italienische Fach so gesucht ist und gefeiert ist. Es ist nicht nur ihre fabelhafte Koloraturensicherheit, mit der sie sich auch die eine oder andere Improvisation erlauben kann. Es ist auch ihre stimmliche Umstellung auf die im Vergleich zum Russischen metallischeren Klangfarben des Italienischen, mit denen sie punktet.

In Semion Skigin hatte sie eigentlich genau den richtigen Begleiter. Die beiden kennen sich bestens, denn Olga Peretyatko hat unter anderem bei ihm studiert. Natürlich pflegte Skigin sein Markenzeichen: kräftig hinzulangen. Allerdings nur in den Vor- und Nachspielen. Sobald die Stimme einsetzte, nahm er sich zurück, ohne an Prägnanz zu verlieren. Der Klavierpart war nicht dienend, sondern fordernd und stützend. Skigin wusste, wie er wann zu reagieren hatte, stellte sich auf die Improvisationen bei Rossini ein und sorgte dafür, dass der musikalische Gesamteindruck nicht ganz zugunsten der Stimme verschoben wurde - weder in den intimeren Liedern noch in den Bravourarien. Zudem war es ein geschickter Schachzug, dass Skigin mit kleinen Solosätzen die stilistischen Übergänge zwischen den Komponisten übernahm.

Als Zugaben sang Olga Peretyatko "Mein Herr Marquis" aus Johann Strauß' "Fledermaus" und "La villanelle" von Eva Dell'Acqua.