Das Velvets Theater aus Wiesbaden war mit einer faszinierenden Umsetzung von Mozarts Zauberflöte nach Bad Kissingen gekommen.
Wie ein poetisches Märchen wirkt Mozarts "Die Zauberflöte" in der Inszenierung des Velvets Theaters: Neun Akteure sorgen als Schau- und Puppenspieler für diesen magischen Eindruck, der mit Hilfe des "Schwarzen Theaters" umgesetzt wurde. Musik und Ton kommen dabei vom Band - und sind dank der Aufnahme der Berliner Philharmoniker unter dem Dirigat von Karl Böhm ein eigener Genuss.
Das Velvets Theater aus Wiesbaden kombiniert die Faszination von Licht und Farbe mit der Kunst des Schwarzen Theaters. Die Akteure sind dabei als handelnde Personen entweder in einer Lichtgasse sichtbar, oder sie führen als schwarz vermummte Personen Puppen und Gegenstände durch den Scheinwerferkegel. Als Schauspieler verstecken sie sich hinter phantasievollen Masken, die von übergroßen Augen dominiert werden, und drücken die Inhalte der Musik durch Tanz und Gesten aus.
Brillante Choreographie Als Puppenspieler sorgen sie im schwarzen Hintergrund mit gesichtsgleichen Marionetten für den Fortgang der Geschichte oder für die punktgenaue Zuordnung von Utensilien, die durch die unsichtbaren Hände der Akteure zum Leben erweckt werden. Eine durchdachte Technik setzt dies alles ins rechte Licht, wobei durch den Einsatz von Schwarzlicht besondere Effekte möglich sind. Die brillante Choreographie im Vorder- und Hintergrund sorgt dafür, dass alles zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort erscheint.
Mozarts bekanntestes Singspiel wurde nun ebenfalls in das Repertoire der Velvets aufgenommen und auf einer "Guckkasten-Bühne" mit Marionetten und Pantomime präsentiert, wobei ein Gaze-Vorhand im Vordergrund spezielle Lichteffekte ermöglicht, aber dem Schauspiel auch eine gewisse Distanz gibt. Dass der Name zieht, bewies ein ausverkauftes Kurtheater - und dies generationenübergreifend.
Darauf einlassen Dass man sich auf die Bearbeitung für das "Schwarze Theater" einlassen muss, steht auf einem anderen Blatt - denn einerseits lebt eine Oper von der Kraft der Singstimmen und andererseits von der unmittelbaren Präsenz der Opernsänger mit ihren mimischen und gestischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Diesen Eindruck durch gekonntes Schauspiel zu ersetzen, ist nicht leicht. So war es nicht immer einfach, die Singstimmen den jeweiligen Akteuren zuzuordnen. Der Opernfreund hatte es da schon einfacher.
Trotz dieser Einschränkungen war es bewundernswert, was die neun Akteure nach der Idee von Dana Bufková und Bedrich Hánys präsentierten. Die Protagonisten von Mozarts Werk - Tamino und Pamina, Papageno und Papagena, Sarastro und Monostatos sowie die Königin der Nacht - waren nicht nur durch Kostüm und Maske sehr markant skizziert, sondern auch durch ihre Körpersprache. So entwickelte sich das wohlbekannte Spiel um tiefe Liebe und Gefahren, um das Böse und das Gute, um geheime Mächte und das zutiefst Menschliche - bis letztlich alles auf das Happy-End zusteuerte und Tamino mit Pamino beziehungsweise Papagena und Papageno vereint waren. Dabei nutzte das Velvets-Ensemble die Möglichkeiten von bildhafter Sprache und szenischer Inszenierung, um das Libretto der Oper zu verdeutlichen. Pamino als edler und mutiger Prinz, der in seinem ganzen Gestus diese Rolle ausfüllt, Papagena als pfiffiger, aber ängstlicher Vogelfänger, der zu seinem Glück gezwungen werden muss, als Königin der Nacht, die als düstere Macht aus dem dunklen Hintergrund erscheint und - durch unsichtbare Hände gestützt - durch die Luft zu schweben scheint.
Die Zuschauer bewiesen ihr Verständnis für die Präsentation des Schwarzen Theaters: einerseits durch aufmerksame Stille während der fast zweistündigen Aufführung, andererseits durch einen Sturm der Begeisterung am Ende des zweiteiligen Abends, der das Ensemble dreimal vor den Vorhang lockte.