Die Lebenshilfe hat das Pflegeheim "Katharinenstift" zur Einrichtung für Menschen mit Behinderung umgebaut. Die WG ist bereits belegt, in anderen Bereichen sind noch Plätze frei.
"So viertels", antwortet Gabi lachend auf die Frage, wie sie sich schon im Haus "Au-Blick" der Lebenshilfe in der Friedrich-List-Straße eingelebt hat. Die 50-Jährige ist in der vergangenen Woche als eine der ersten ins Wohnheim eingezogen. Vorher wohnte sie mit ihrem Mann in einer WG in der nahen Pfalzstraße. "Da kann man mehr machen, was man will", trauert sie der Freiheit dort nach. Ihr Mann wählte auch im Haus Au-Blick die WG, Gabi aber hat sich für das Wohnheim entschieden: "Weil ich mehr Hilfe benötige", erzählt sie.
"Man muss sich an bestimmte Regeln halten, das fällt der Gabi halt schwer", sagt die 50-Jährige über sich selbst und kuschelt sich lachend in die Arme von Einrichtungsleiterin Christina Leurer. "In der WG kommt zwar stundenweise jemand vorbei, schaut nach dem Rechten und geht mit zum Einkaufen, aber die Bewohner müssen sich selbst versorgen und auch morgens alleine auf den Tag vorbereiten", betont Leurer. Ein Dutzend Bewerber gab es für die WG, nur fünf konnten einziehen. Die WG befindet sich im Untergeschoss des so genannten Altbaus: 1994 entstand der erste Teil des Pflegeheims "Katharinenstift", 2004 wurde es in Richtung Norden erweitert. 56 Senioren hatten dort Platz, das Wohnheim für Menschen mit Behinderung hat dagegen nur 24 Plätze: Fünf im ersten Untergeschoss, neun darunter und zehn auf Höhe des Gartens, alle mit eigener Nasszelle und Türen nach draußen.
Viele Bewohner kommen von daheim, berichtet die ehrenamtliche Aufsichtsratsvorsitzende Monika Fella, die selbst ein Kind mit Behinderung hat. "Viele Eltern wollen ihr Kind in die Selbstständigkeit entlassen", erzählt sie, und: "Viele, die zu uns kommen, wünschen sich einfach mehr Eigenständigkeit."
Auf 2,5 Millionen Euro war der Umbau des Pflegeheims veranschlagt. "Wir liegen nach aktuellem Stand zwei Prozent drüber, das ist noch im Rahmen", sagt Vorstand Alex Iffert. Die Diakonie schloss das Pflegeheim Anfang 2016. Für Kauf und Umbau erhält der Verein rund 1,7 Millionen Euro Zuschüsse und 565 000 Euro Darlehen.
Ein Teil davon ist für die neue Tene-Abteilung. Das Kürzel steht für "Tagesstruktur für Erwachsene nach dem Erwerbsleben". Insgesamt 14 Plätze für Menschen mit Behinderung stehen dort zur Verfügung: Acht Senioren von außerhalb und sechs aus dem benachbarten Wohnheim können tagsüber betreut werden. Dafür wurde unter anderm der ehemalige Speisesaal umgebaut.
Verein Die Lebenshilfe Bad Kissingen feiert heuer Jubiläum: 1969 wurde der Verein gegründet. Seit 2016 führen die gleichberechtigten Vorstände Alex Iffert und Jochen Keßler-Rosa die Geschäfte.
Einrichtungen Die Lebenshilfe Bad Kissingen betreibt ein Wohnheim in der Bad Kissinger Hartmannstraße mit 25 Plätzen und eines in der Haardstraße in Nüdlingen mit 27 Plätzen sowie die Franz-von-Prümmer-Schule mit rund 70 Schülern. In der Gartenstraße hat der Verein Büros und acht Wohnungen. Beschäftigt sind rund 100 Mitarbeiter, in der Offenen Behindertenarbeit arbeiten 80 Ehrenamtliche mit.