Um die Kulturlandschaft zu erhalten, muss gemäht werden. In den kommenden Jahren sollen das wieder Ziegen oder Schafe übernehmen.
Nach dem Wechsel in der Geschäftsführung und zeitweiligem Personalausfall im vergangenen Jahr will der vor 30 Jahren auf Initiative von Landwirtschaft, Kommunen und Naturschutz gegründete und bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt angesiedelte Landschaftspflegeverband Bad Kissingen (LPV) nun mit neuem und verstärkten Team nicht nur Versäumtes nachholen, sondern die landkreisweite Landschaftspflege verstärkt in Angriff nehmen. Für 90 Maßnahmen mit einem Umsatzvolumen von bis zu 800 000 Euro wurde für 2020 bereits die staatliche Förderung beantragt.
"Wir gehen davon aus, dass etwa 60 bis 80 Maßnahmen genehmigt werden", vermutet Landrat Thomas Bold (CSU) aus langjähriger Erfahrung. "Das wären heuer etwa 30 bis 40 Prozent mehr als früher." Ermöglicht wird dies durch die zusätzliche Anstellung der Biologin und Umweltmanagerin Hannelore Rundell (51) in Vollzeit zur Unterstützung des seit Oktober tätigen geschäftsführenden Mitarbeiters und Umwelttechnikers Jan Hochstein (35). Die Arbeit der Geschäftsstelle wird vom Freistaat jährlich mit 40 000 Euro bezuschusst.
"Im vergangenen Jahr konnten wir wegen des zeitweiligen Personalausfalls nur knapp 40 Maßnahmen mit einem Umsatzvolumen von 500 000 Euro abarbeiten", bedauerte der Landrat im Pressegespräch. "Sonst waren es immer etwa 650 000." Als vorrangige Aufgabe im laufenden Jahr sieht LPV-Leiter Hochstein die klassische Magerrasenpflege. "Das macht etwa 60 Prozent des Antragsvolumens aus."
Während zu Zeiten früherer Generationen diese über den Landkreis weit verbreiteten Flächen noch von Landwirten bewirtschaftet oder von Schäfereien gepflegt wurden, obliegt heutzutage dem LPV das Mähen der Flächen und die Entbuschung. Bold: "Diese Flächen sind für das Saaletal sehr landschaftsprägend. Wir müssen hier tätig werden, wenn wir unsere Kulturlandschaft erhalten wollen."
Deshalb waren kürzlich Mitarbeiter des vom LPV beauftragten Landschaftsservice Herkt (Maßbach) auf der über drei Hektar großen Rabust-Fläche bei Münnerstadt tätig. Auf dem wegen seiner Steillage nicht mit Fahrzeugen befahrbaren Gelände mussten Mahd und Entbuschung motormanuell ausgeführt werden. Auch das dort angefallene Schnittgut konnte nicht abgefahren werden. Hochstein: "Wir mussten die 1 000 Kubikmeter gleich vor Ort verbrennen."
Hintergrund dieser für die Ökologie wichtigen Maßnahme ist, dass auf Magerrasenflächen vorkommende Pflanzenarten wie Küchenschelle, Helm-Knabenkraut oder Schmalblättriger Lein unbedingt direkte Sonneneinstrahlung benötigen. Hochstein: "Durch unsere Maßnahme wird die Ausbreitung dieser Pflanzen gefördert und deren Bestand gesichert." Die Entbuschung fördert zudem das Vorkommen von Insekten und damit wiederum den Bestand der dort im Gebüsch brütenden Vogelarten.
Aus Gründen der Nachhaltigkeit soll die Rabust-Fläche in den kommenden Jahren mit Schafen und Ziegen beweidet werden, "um die Stockausschläge zu reduzieren und somit die Pflegeintervalle durch manuelle Arbeitseinsätze zu mindern". Die restlichen Arbeiten, deren Abwicklung sich Hochstein und Rundell für dieses Jahr vorgenommen haben, befassen sich zu jeweils zehn Prozent des Antragsvolumens mit der Pflege von Feuchtflächen und überalterten Hecken, der Anlage von Streuobstwiesen und der Bekämpfung von Lupinen in der Rhön.