Landkreis Bad Kissingen: Optimismus in Pflegeheimen

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Haben alle alten und pflegebedürftige Menschen in Heimen und zuhause, die eine Drittimpfung wollen, auch einen Booster bekommen? Die Redaktion fragte nach. Als Rückmeldung kam ein positives Stimmungsbild. Foto: Angelika Warmuth, dpa (Archiv/Symbolbild)
Haben alle alten und  pflegebedürftige Menschen in Heimen und zuhause, die eine Drittimpfung wollen, auch einen Booster bekommen? Die Redaktion fragte nach. Als Rückmeldung kam ein positives Stimmungsbild. Foto: Angelika Warmuth, dpa (Archiv/Symbolbild)

Ist die Impfquote in den Heimen hoch genug, um folgenschwere Ausbrüche zu verhindern? Und was ist mit Pflegebedürftigen zu Hause, die nicht zum Hausarzt gehen können? Wie erhalten sie ihre dritte Impfung?

Mindestens neun Bewohner starben nach einem Corona-Ausbruch Anfang des Jahres in einem Rastatter Pflegeheim in Baden-Württemberg. Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, hatte keiner von ihnen eine Boosterimpfung. Diesen Vorfall nahm die Redaktion als Anlass, bei Pflegeheimen nachzufragen, wie die Impfquote bei ihnen ist und ob so ein folgenschwerer Ausbruch auch hier passieren könnte.

Marco Schäfer vom Vorstand der Carl-von-Heß-Sozialstiftung sagt: "Wir haben eine sehr hohe Boosterquote bei uns in den Einrichtungen. Ich gehe davon aus, dass das nicht bei uns in dieser Dimension passieren kann."

Zur Carl-von-Heß-Sozialstiftung gehören das Seniorenheim Dr.-Maria-Probst in Hammelburg, das Seniorenzentrum Waldenfels in Bad Brückenau, das Seniorenzentrum St. Elisabeth in Münnerstadt, das Seniorenheim Haus Rafael in Zeitlofs, das Senioren- und Pflegeheim Juliusspital in Münnerstadt und das Seniorenhaus Thulbatal in Oberthulba. Das Seniorenhaus Euerdorf, das auch von der Sozialstiftung betrieben wurde, schloss Ende Januar vorläufig wegen Personalmangel auf unbestimmte Zeit.

Bei der ersten und zweiten Impfung hätten nahezu alle Bewohner die Impfung erhalten, sagt Schäfer. Die Booster-Impfung hätten dagegen nicht alle Bewohner angenommen. "Wir erheben das nicht, warum jemand die Impfung ablehnt."

Es sei wohl die Angst vor Nebenwirkungen. Mögliche Nebenwirkungen würden als schwerwiegender eingeschätzt als die Gefahr, schwer an Corona zu erkranken."Die dritte Impfung ist auf jeden Fall jedem Heimbewohner angeboten worden."

Schäfer hält die Booster-Impfung für sehr wichtig. Seine Erfahrungen deckten sich mit dem, was in Medien berichtet werde: Wird der Zeitraum zwischen der letzten Impfung und dem Kontakt mit dem Virus zu groß, dann hätten manche Menschen zu wenig Antikörper, sodass es dann lebensbedrohlich werde. Den Zeitraum schätzt Schäfer etwa auf "ein halbes Jahr plus X."

Seit Herbst 2021 hätten die Heimbewohner Booster-Impfungen erhalten, diese schützen zwar nicht vor Ansteckung, aber in vielen Fällen vor einem schweren Verlauf. "Es sind auch Bewohner positiv getestet worden, die hatten gar keine Symptome, wahrscheinlich weil sie kurz vorher eine Booster-Impfung bekommen haben", berichtet Schäfer.

Die Diakonie betreibt das Seniorenhaus Kramerswiesen in Oerlenbach, den Theresienstift und den Katharinenstift in Bad Kissingen und das Erhard-Klement-Haus in Maßbach.

"Wir können in der aktuellen Situation und in der derzeitigen Infektionslage natürlich nichts ausschließen", teilt Carsten Bräumer, Mitglied des Diakonie-Vorstands mit. "Wir halten aber den Schutz der Menschen in unseren Häusern für so hoch, dass wir eine derartige Entwicklung für sehr unwahrscheinlich halten." Die Versorgung mit Booster Impfungen sei sehr gut und liege bei etwa 90 Prozent.

Impfung für bettlägerige Menschen

Wie schwer ist es für Angehörige, die zuhause einen bettlägerigen Menschen pflegen, an eine Corona-Impfung zu kommen? Der Gang ins Impfzentrum oder zum Hausarzt ist dann schließlich nicht so einfach möglich. Angefragte Ambulante Pflegedienste im Landkreis berichten von keinen größeren Problemen Angehöriger, eine Impfung zu organisieren.

Dies bestätigt der Bayerische Hausärzteverband: Bettlägerige Menschen werden meist von ihren Hausärztinnen und Hausärzten geimpft. "Die mobilen Impfteams kommen eher in Pflegeheimen zum Einsatz, wobei auch diese in der Regel betreuende Hausärzte haben", teilt Dr. Petra Reis-Berkowicz, stellvertretende Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes, mit.

"Da wir bettlägerige Patientinnen und Patienten ohnehin zu Hause aufsuchen, ist der Mehraufwand für das Impfen überschaubar. Es muss nur entsprechend geplant werden, da je nach Impfstoff mehrere Impfdosen in einem Vial [meist ein Injektionsfläschchen, das mehrere Dosen an Corona-Impfstoff enthält] sind, damit möglichst keine Impfdosen übrig bleiben."

Es sei zwar richtig, dass das Arbeitspensum für praktizierende Hausärztinnen und Hausärzte insgesamt aufgrund nicht nachbesetzter Praxen in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Die Impfung bettlägeriger Personen im Rahmen von Hausbesuchen falle aber kaum ins Gewicht.

Bisher gibt es noch keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission für die Viertimpfung, deshalb sind Bewohner in den Pflegeheimen bisher auch noch nicht ein viertes Mal geimpft worden.

Kommt bald die vierte Impfung?

Laut Informationen der Deutschen Presseagentur (dpa) warte man noch auf Daten aus Israel, wo bereits die vierte Impf-Kampagne läuft. Dort erhalten derzeit Menschen mit Immunschwäche, Menschen ab 60 Jahren und medizinisches sowie Pflegepersonal für Senioren den zweiten Booster.

Der Münchner Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing Clemens Wendtner hatte der dpa gesagt, man müsse eine Viertimpfungs-Kampagne jetzt vorbereiten. Die Viertimpfung sei jetzt schon ein Thema - nämlich für "die Personen, die im Spätsommer einen Boost bekommen haben". Das könnten Beschäftigte im Gesundheitswesen ebenso sein wie besonders gefährdete Menschen etwa in Seniorenheimen.

mit Informationen der dpa