In der Bürgermeisterdienstbesprechung hat Projektmanagerin Jasmin Fidyka einen Zwischenbericht über das Programm "Grüngitter" gegeben.
Vor gut einem Jahr, am 1. Oktober 2018, startete im Landkreis Bad Kissingen ein bayernweit ausgelobtes Projekt, das sich den Naturschutz auf die Fahne geschrieben hat: die Aktion "Grüngitter". Ganz allgemein betrachtet, verbirgt sich dahinter das Bestreben, die Arten- und Sortenvielfalt zu sichern, Wanderbarrieren ökologisch durchgängig zu machen, die Vielfalt der Lebensräume zu erhalten und Umweltwissen zu vermitteln. Näher betrachtet, zielt das Programm auf den Schutz der Insekten, deren Lebensräume nicht nur durch die Landwirtschaft immer mehr eingeengt werden, zum Teil auch ganz verschwinden.
Zusammengetan haben sich 2018 unter der Federführung des Landkreises 18 Kommunen - ein Teil von ihnen als Mitglieder der Allianzen Fränkisches Saaletal und Kissinger Bogen. Dazu zwei Jagdverbände, der Imkerverband Bad Kissingen, zwei Naturschutzverbände, der Landschaftspflegeverband und der Bauernverband Bad Kissingen. Das Fördervolumen liegt bei 825000 Euro, von denen 75 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfond getragen werden. Die Laufzeit geht zunächst über drei Jahre, bis zum 30. September 2021.
Projektmanagerin Jasmin Fidyka ging in ihrem ersten Zwischenbericht in der Bürgermeister-Dienstbesprechung zunächst auf die grundlegenden Zielsetzungen ein, und da zeigte sich schon, dass der Fokus des Projekts nicht nur auf Insekten und Kleintiere gerichtet ist, sondern auf den Schutz der allgemeinen Lebensgrundlagen. Das werde erreicht durch Grunderwerb und Pacht, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und durch Monitoring, also die Erfassung aktueller Bestände. Und damit unterm Strich die Förderung der Biodiversität oder Artenvielfalt, die Ausweitung extensiver Weideflächen und Optimierungen im Grünland-, Gewässer- und Waldbereich. Wobei da nicht nur die kommunalen, sondern auch die privaten Flächeneigner ins Boot geholt werden sollen oder müssen.
Flurstücke gekauft
Erste Schritte sind bereits getan. Jasmin Fidyka berichtete vom Kauf von 37 Flurstücken mit einer Gesamtfläche von zwölf Hektar. Pachtverträge wurden bisher noch nicht geschlossen. Das soll bei den nächsten Schritten geschehen, wenn weitere Flächen gesucht werden, gekaufte Flächen weiterverpachtet und weitergehende Entwicklungs- und Pflegekonzepte entwickelt werden. In den Punkten ist 2018 schon einiges geschehen zur Förderung der Biodiversität: etwa die Pflanzung von Obstgehölzen auf 3575 Quadratmetern oder die Anlage von Blühstreifen auf 19450 Quadratmetern oder die Optimierung von Bruthabitaten des Steinkauzes auf 3892 Quadratmetern. Ernte und Aussaat von Ackerwildkrautamen standen an, ebenso die Sicherung von Ackerwildkrautstandorten (31500 Quadratmeter). Es wurden 100 Quadratmeter Trockenmauer in Machtilshausen angelegt, die Beweidung von Trockenstandorten und Magerrasen und Entbuschungsmaßnahmen organisiert.
Ortseinsichten in der Gemeinde
Aber auch auf der "theoretischen Ebene" ist viel geschehen: Ortseinsichten in acht Gemeinden quer durch den Landkreis zur Planung von Maßnahmen, Abstimmungstermine mit den Bauhöfen zur insektenfreundlichen Pflege der öffentlichen Grünflächen sowie, ebenfalls für die Bauhöfe, ein Mahd- und Mulchkonzept (ersteres später, letzteres weniger). Es gab eine Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt über die Pflege von Gewässerrandstreifen. Und jede Menge Gespräche zur Flächenakquise und Beratung der Bewirtschafter.
Und so soll es auch weitergehen. Konkret in der Planung sind weitere Pflanzungen von Obstgehölzen, die Anlage von Blühflächen in Euerdorf, Oerlenbach, Oberthulba und Poppenlauer, die Optimierung von Brutgelegenheiten für die Wiesenbrüter oder eine Biotopvernetzung in Theinfeld und Großwenkheim. Dazu müssen jede Menge Anfragen von Grundstückseignern und Landwirten abgearbeitet werden, sie sich am Programm beteiligen wollen.
Wildbienen und Laufkäfer erfassen
Im Bereich des Monitoring soll eine Erfassung von Wildbienen und Laufkäfern durchgeführt werden, um nicht nur Aussagen über die Bestände, sondern auch über die Auswirkungen von intensiver und extensiver Landwirtschaft zu bekommen. 20 Untersuchungsflächen (Acker- und Weideland) sind bereits festgelegt und unter Beobachtung. Jasmin Fidyka: "Die Biomasse gibt allerdings keine Anhaltspunkte für die Biodiversität."