Die Hochrhöntour lockt mit extra viel Aussicht und weitgehend steigungsfreien Strecken.
Frankfurt, Stuttgart, Eisenach, Weimar - die Autokennzeichen verraten, dass die Wanderer auch weite Anfahrten auf sich nehmen. Der Parkplatz ist voll - an der Schornhecke starten nicht nur an Wochenenden regelmäßig viele Individual- und Gruppenwanderer zu ihren Touren. Der Grund: Auch bei Wanderwegen gibt es wichtige Knotenpunkte. Eine dieser markanten Kreuzungen ist der Parkplatz an der Schornhecke. Hier an der Hochrhönstraße zwischen Bischofsheim und Fladungen - bei Kilometer 10 - treffen nicht nur mehrere Straßen aufeinander, auch viele Wanderrouten kommen dort zusammen, so zum Beispiel die Extratouren Hochrhöntour und Rotes Moor, die an der Schornhecke auf ihren "Großen Bruder", den Hochrhöner, treffen.
Vorneweg: Wer die knapp 15 Kilometer lange Hochrhöntour (Logo rotes H auf weißem Grund) gehen will, sollte sie nicht mit dem Hochrhöner verwechseln - aber dessen Logo ist ja auch deutlich anders gestaltet. Wie herum man die Hochrhöntour absolviert, ist eigentlich egal, denn der Verlauf weist kaum Steigungen auf, insgesamt sind nur 327 Höhenmeter zu bewältigen - innerhalb von fünf Stunden sollte das kein Problem sein.
Bereits nach wenigen hundert Metern ist man auf dieser Tour auf dem Plateau der Langen Rhön zwar nicht allein, aber es herrscht kein Gedränge mehr wie auf dem Parkplatz. Die Wege sind überwiegend naturbelassen, der Untergrund ist weich, auf den Schotterstrecken kommt ab und zu mal ein Radler entgegen, aber das ist kein Problem.
Das Besondere an dieser Extrarunde ist der Reichtum an Panoramen: Gleich zu Beginn schweift der Blick hinüber zu Wasserkuppe (950 Meter) und Schafstein (832 Meter), später sind am Horizont die Hohe Geba (751 Meter) und noch weiter entfernt der Thüringer Wald zu erkennen, und dann im Osten die Gleichberge und die Haßberge. Auch wenn das Wetter einmal den Fernblick trüben sollte, so bieten sich dem Auge in der näheren Umgebung immer noch abwechslungsreiche Landschaften mit kleineren Anhöhen, knorrig-verkrüppelten Bäumen, Blumenwiesen und nur von wenigen Buschreihen bewachsenen Hängen. Diese Hochfläche ist weitgehend waldfrei , wer also Sonne und Hitze scheut, der sollte sie im Hochsommer besser meiden. Schon im Frühherbst muss man mit Regenschauern und kühlem Wind rechnen, aber bis zur Eiseskälte ist es noch ein wenig hin.
"Toll, dass wir sowas quasi vor der Haustüre haben"
Birgit Bundscherer macht Rast auf einem Bänkchen unter einem Baum. "Ich mag diese raue Landschaft mit den weidenden Schafherden", sagt die Bad Kissingerin, "besonders gefällt mir hier die weite Fernsicht." Sie fährt öfters in die Rhön: "Ist doch toll, dass wir sowas quasi vor der Haustüre haben."
Wer nicht auf einem Bänkchen rasten möchte, der kann nach etwa der Hälfte der Strecke in der Thüringer Hütte einkehren. Dieses Ausflugslokal, nahe dem vor wenigen Jahren ein Schülerheim ausgebaut worden ist, ist gut mit dem Auto erreichen. Im Winter rutschen am kleinen Berghang viele auf Schlitten und Skiern herum. Entsprechend groß ist die Besucherfrequenz. Manche kommen nur zum Einkehren zur Thüringer Hütte.
Nach kurzer Pause führt die Wanderroute nun weiter über feuchte Wiesen eine Anhöhe (die einzige auf der Hochrhöntour) hinauf in Richtung Basaltsee. Nach etwa zwei Kilometern kreuzt der H-Weg die Straße nach Oberelsbach. In dem hier gelegenen wettergegerbten Natursteinhaus am Straßenrand (Berghaus Hohe Rhön oder Haus am Franzosenweg genannt) lebte ab 1951 die Malerin, Dichterin und Schauspielerin Bettina Schlanze-Spitzner (1902 bis 1984). Um das Leben der als "Rhönhexe" oder "Schneewittchen" bekannten Frau ranken sich viele Geschichten. Auf youtube gibt es zwei kurze Filme über sie.
Am Basaltsee "Steinernes Haus" wurde bis 1969 Basalt abgebaut, schließlich brach zu viel Wasser in die 15 Meter tiefe Grube ein - und der tiefdunkle See entstand. Es lohnt sich, ihn zu umrunden. Am Basaltsee gibt es einen größeren Wander-Parkplatz und im Waldschatten Gelegenheit zur Pause an einem Kiosk.
Anschließend weitet sich die Landschaft wieder, und zum Ende erreicht die H-Tour den "Schwabenhimmel" am Ost-Hang des Heidelsteins. Hier hat der Rhönklub inmitten eines kleinen Steinlabyrinths unter Bäumen seine blumengeschmückte Gedenkstätte eingerichtet. Sie will an die Toten erinnern und mahnt zum Frieden. An einem kleinen Abstieg öffnet sich von hier aus noch einmal der Blick in die Ferne, bevor es hinabgeht in Richtung Schornhecke. Der Rummel rund um den Parkplatz hat schwer nachgelassen - am nicht mehr ganz so frühen Abend steht im Dämmerlicht nur noch ein einziges Auto.
Fazit: Die Tour mit dem Überblick
Auf der Hochrhöntour ist der Wanderer deutlich weniger allein als auf anderen Extra-Runden. Hier kommt ein zum Teil weit angereistes Publikum zusammen. Unter der Woche, aber eigentlich immer gegen Abend, geht es auf dem Wanderweg deutlich ruhiger zu. Pullover und Regenjacke sollte man immer dabei haben. Die einzigartige Kulturlandschaft, die großen Schafweiden und vor allem die besonders weiten Panorama-Ausblicke gehören zum Besten, was die Rhön zu bieten hat. Sie machen Lust auf noch mehr.
Bewertung
Anspruch: 3
Zustand: 5
Erreichbarkeit 4
Familie: 4
Erlebnis 4
Beschilderung 5