Die vier Frauen des Ladies Classic Quartett überraschen mit höchst spannenden Interpretationen oft gehörter Hits der Klassik.
Müsste man einen Schlagerfan überzeugen, dass klassische Musik nicht nur schön klingt, sondern auch zum mitreißenden Erlebnis werden kann, man hätte ihn zum Ladies Classic Quartett in den Rossini-Saal mitnehmen müssen. Er hätte eine Schlagerparade der Klassik erlebt, mit Hits, die ins Ohr gehen, präsentiert von einer Ladies-Band.
Frontfrau Bettina Kerth mit ausdrucksstarker "Lead" Stimme und drei hochprofessionellen Solistinnen, Zane Stradyna am Flügel, Eva-Maria Vischi, Violine und Birke Falkenroth an der Harfe. Als Quartett, Terzett, Duo oder solistisch zaubern sie ein Klangfeuerwerk auf die Bühne. Gut, es fehlen Nebelschwaden, Lichtorgeln und wummernde Bässe, dafür spielt man in einem traumhaften Saal mit schmeichelnder Akustik.
Geht Harfe mit Geige?
Die musikalischen Stimmungen reichen von feuriger spanischer Zarzuela, über Strauß'sche Walzer-Seligkeit zu stolzen Flamencoklängen, zu Pariser Musette-Lieblichkeit und irrwitzigen Teufelsgeigern, vom sehnsuchtsvollen Lied an den Mond bis hin zum überschäumenden Trinklied aus La Traviata, von Dvorak zu Elgar, von Lehar zu Chopin, von Paganini zu Strauß. Nicht überraschend beginnen die Ladies als Quartett, aber wer ist Ruperto Chapi?
Seine Zarzuela "Las Hijas del Zebedeo Carceleras" klingt schon gesprochen klangvoll spanisch, die Musik ist es ebenso. Gespielt ist es ein melodischer Gruß aus dem Süden und gesungen ein erstes Ausrufezeichen von Bettina Kerths melodischen Sopran. Eingespielt, abgestimmt, harmonisch. Was für ein Klang kommt da zusammen!
Elgars "Salut d'amour" spielen Klavier und Violine zusammen, und Eva-Maria Vischi lässt gleich beim ersten Auftritt erahnen, welch hochbegabte Violinistin da den Bogen streicht. Das Ensemble lässt dann Richard Strauss' "Morgen" ganz romantisch erglühen. Klar, dass jede Künstlerin ihr Instrument - und ihr Können - auch solistisch präsentiert.
Zane Stradyna am Flügel hätte sich vielleicht besser einen Walzer oder eine Nocturne von Chopin ausgesucht statt der voluminösen Polonaise brillante op 22. Zwar alle Tücken astrein gemeistert, klang es doch zu wenig nach Chopin. Schöne Idee, Harfe und Geige zusammen als Begleiterin für Bettina Kerths Sopran. Ihr "Lied an den Mond" aus Dvoraks "Rusalka" ließ das Publikum dahinschmelzen, so romantisch untermalten sie die Stimmung, und wie sehnsuchtsvoll gelang Frau Kerth die Suche nach dem Geliebten bei "...sag mir, oh sage mir, wo mein Schatz weilet".
Christa Ludwig und Elisabeth Schwarzkopf, bei denen sie studiert hat, hätten ihr ebenso viel Beifall gespendet wie das Kissinger Publikum. Da waren sogar erste Bravos zu hören. Danach zog die Violine von Eva-Maria Vischi nur vom Piano begleitet einsame aber wunderbar runde Kreise als Waldteufels Schlittschuhläuferin. Vor der Pause übernimmt sie dann mit der Geige bei Verdis "Brindisi" aus La Traviata auch noch die Tenor Partie des Alfredo beim Duett mit der Sopranistin Violetta. Auch in dieser Partie überzeugt Bettina Kerth. Dank ausgefeilter Atemtechnik perlt dieses hundertfach gehörte "libiamo" auch bei ihr schäumend ins Sektglas.