Kur, Kultur und Stadtstrand können eine gute Nachbarschaft pflegen - wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen. Wie ein paar Tonnen Sand Generationen einer Stadt verbinden.
Bad Kissingen — Der Bad Kissinger Stadtstrand hat nicht nur Fans. Im vergangenen Jahr fühlten sich Gäste der Kurstadt durch Optik, Lautstärke und Geruch belästigt und beim Kulturprogramm des Kissinger Sommers gestört. Stadt und Veranstalter wollen dafür sorgen, dass das heuer anders wird.
Der diesjährige Betreiber des Stadtstrandes, Edgar Gleinser, hat eine Anlage eingebaut, mit der er die Lautstärke der Musik regulieren kann. "Wir sind damit jederzeit in der Lage, zurückzudrehen", sagt er. Donnerstags bis samstags wechseln sich Live-Bands und DJs ab und unterhalten die Stadtstrand-Gäste. "Wer sich von den Musikern nicht an die Lautstärkevorgabe hält, bekommt keine Gage. Das ist die beste Erziehungsmethode", sagt Edgar Gleinser und lacht. "Wir bewegen uns im Rahmen, der uns genehmigt wurde, und dokumentieren alles." Er verwende "jede Menge Technik", um "jeden Ärger mit den Nachbarn zu vermeiden".
Dazu zählen die Heiligenfeld Kliniken. Negative Rückmeldungen haben sie von ihren Patienten bisher nicht bekommen, sagt Bianca Wesemann, sie ist die stellvertretende Marketingleiterin. Im Gegenteil: Das Angebot sei für die Patienten eine willkommene Abwechslung zum Klinikalltag: "Sogar die Mitarbeiter gehen zum Feierabend an den Stadtstrand." Bianca Wesemann hält den Stadtstrand für eine "gute Idee für Kissingen".
Gast aus Berlin war es zu laut Ein Teil der Gäste des Westpark-Hotels in der Rosenstraße sah das zumindest im vergangenen Jahr nicht so. Geschäftsführer Bernd Stempfle hat im vergangenen Jahr einige Beschwerden über den Stadtstrand einstecken müssen. "Eine Dame aus Berlin wird wohl nicht mehr kommen." Als Besucherin des Kissinger Sommers war ihr die Musik des Stadtstrandes zu laut, sagt er. Andere fühlten sich vom Essensgeruch belästigt, der von dem Gelände an der Saale gekommen sein soll. Die Hälfte seiner Gäste störte sich an der Optik, sagt Bernd Stempfle. "Die Zelte in Verbindung mit dem historischen Regentenbau haben ihnen nicht gefallen."
Gerade die Kombination mache das "besondere Ambiente" des Stadtstrandes aus, meint dagegen Kurdirektor Frank Oette. Er sagt, Stadtstrand, Kur und Kultur können "wunderbar harmonieren und funktionieren". Allerdings nur mit einer gewissen Sensibilität: Die Lautstärke werde nun geregelt, die Optik des vergangenen Jahres sei überarbeitet worden. Der Kurdirektor sieht in dem Angebot eine Chance: "Wir müssen darauf achten, dass wir für ein neues, junges Publikum attraktiv sind, aber gleichzeitig unsere Stammgäste halten. Das ist die Herausforderung." Der Stadtstrand sei eine Bereicherung für Bad Kis singen. "Der klassische Kurort zeigt sich modern und zeitgemäß."
Lautstärke ist begrenzt Während der Stadtstrand-Saison im vergangenen Jahr erreichte die Stadt Bad Kissingen eine Handvoll Beschwerden. "Wenn überhaupt", sagt Thomas Hack, Pressesprecher der Stadt. Der Stadtrat habe diese Schreiben und Rückmeldungen aus der Bevölkerung "umfänglich analysiert". Eine Konsequenz sei die Verpflichtung des neuen Stadtstrand-Betreibers, die Lautstärke künftig zu begrenzen.
"Eine halbe Stunde vor Schließung geht bei uns die Musik aus", sagt Edgar Gleinser. Der Stadtstrand- und "le jeton"-Pächter habe im vergangenen Jahr selbst zu den Leidtragenden der Lautstärke gehört. "Wir mussten mehrere Veranstaltungen auf der Terrasse im ,le jeton' abbrechen, weil es zu laut war. Ich habe mich auch deshalb beworben, um zu beweisen, dass alle vernünftig miteinander leben können." In Absprache werde während des Programms des Kissinger Sommers die Musik "weiter runter geregelt". "Ganz besonders, wenn Veranstaltungen im Schmuckhof stattfinden ", sagt Gleinser.
Westpark-Geschäftsführer Bernd Stempfle sieht im Stadtstrand keine Gefahr für sein Geschäft. "Ich will das Ganze nicht überbewerten." Heuer habe er noch keine Beschwerden erhalten. "Der Stadtstrand ist schon eine gute Sache", sagt er, "aber vielleicht am falschen Ort." Stadt und Betreiber sind sich dagegen sicher, den richtigen Standort gefunden zu haben. "An einer anderen Stelle bleibt das Fußpublikum aus. Ein anderer Ort kam nicht in Frage", sagt Thomas Hack. "Irgendwo anders wäre es zu weit weg von den Menschen und zu Fuß nicht mehr zu erreichen", meint Edgar Gleinser. Für ihn ist der Stadtstrand "mit der Beleuchtung und dem Ambiente drum herum einer der schönsten Plätze in Kissingen".