In Ewigkeit, Pfarrermangel: So sieht die Seelsorge im Landkreis aus

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Der Bad Kissinger Dekan Stephan Hartmann hat keine Personalprobleme mehr. Foto: Anja Greiner
Der Bad Kissinger Dekan Stephan Hartmann hat keine Personalprobleme mehr. Foto: Anja Greiner

Mit Gerd Greier als neuem Stadtpfarrer für Bad Kissingen hat Dekan Stephan Hartmann keine personellen Probleme mehr. Andernorts sieht das schon anders aus. Ein Überblick zur Seelsorge im Landkreis.

Es ist Montagmorgen um kurz nach halb zehn, als Dekan Stephan Hartmann ins Pfarramt in Burkardroth kommt, das kleine schwarze Lederetui noch in der Jackentasche - darin eine kleine runde Dose mit Goldverzierung. "Für die Hostien", sagt er. Für die Krankenkommunion, die er an diesem regnerischen Morgen in Vertreter der Gemeindemitarbeiterin erledigt hat.
Wenig später lächelt er, als er, gefragt nach dem Reiz seines Berufes sagt: "Kein Tag ist typisch".


Und dann geht er über's Wasser

Krankenkommunion, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, - alles Bestandteile in der Seelsorge beider christlicher Kirchen. Seelsorge reicht, salopp ausgedrückt, von der Wiege bis zur Bahre. Und bedarf, neben geistlicher Weihen vor allem eines: genügend Personal. Etwas, worüber sich Hartmann nicht beklagen kann: Wenn Pfarrer Gerd Greier im Juni die Stelle in der Pfarreigemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens, Bad Kissingen" übernimmt, dann sind alle zehn Pfarrstellen im Dekanat besetzt. "Eine Seltenheit", sagt Hartmann, und: "Das kann sich aber auch schnell wieder ändern".

Seelsorge, das bedeutet für Pfarrer Hartmann die Gewissheit zu vermitteln, dass man, bei allen Unsicherheiten im Leben, notfalls über Wasser gehen kann, weil jemand da ist, der einen hoch zieht. Man könnte es wohl schlicht Gottvertrauen nennen. Manchmal kann Pfarrer Stephan Hartmann auch einer Beerdigung etwas Schönes abgewinnen. Genau dann nämlich, wenn die Angehörigen nach dem Gottesdienst zu ihm kommen und ihm sagen, er habe es geschafft, eine österliche Botschaft zu vermitteln. Auch das ist Seelsorge.

Als Dekan ist Hartmann die Schnittstelle zwischen den Pfarreien und der Diözese in Würzburg. Einmal im Monat treffen sich alle hauptamtlichen Mitarbeiter des Dekanats Bad Kissingen, rund 40 Personen. Es geht oft um Organisatorisches, beim nächsten Treffen beispielsweise will Hartmann besprechen, dass einheitlich getauft wird - nur sonntags, "dem normalsten Tag dafür" - und nicht auf Terminwunsch der Angehörigen.

Es gibt im Landkreis Bad Kissingen noch ein zweites Dekanat; Hammelburg. Hartmann glaubt, dass sich die kirchliche Struktur in absehbarer Zeit auch an die politische anpassen wird - es nur noch ein Dekanat geben wird. Bis es soweit ist, gibt es noch einen zweiten Dekan; Michael Krammer. Seelsorge, das ist für ihn alles, er kann es sich nicht leisten, einen Schwerpunkt zu setzen. Er sagt: "Ich bin in allen Bereichen ziemlich eingespannt." Die acht Pfarrgemeinschaften werden versorgt von zwei Pfarrern - einer in Bad Brückenau, einer in Motten, das ist Krammer - zwei Vikaren - Stellvertreter eines Pfarrers und zwei Diakonen - Geistliche eine Weihestufe unter einem Priester.

Die Pfarrstelle in Elfershausen-Fuchsstadt ist seit Jahren unbesetzt und mit der Schließung des Kloster Altstadt v in Hammelburg ist auch Unterstützung in der Seelsorge verloren gegangen.

Dennoch, Krammer sagt: "Ich kann zufrieden sein." Manchmal erfordert es ein genaues Hingucken, fast immer Organisationstalent: Wer spendet die Sakramente, wer kann die Beerdigung übernehmen, wer macht die Krankenbesuche. Terminplanung im Hause Gottes.

Ansprechpartner für die Menschen vor Ort sein, das bedeutet für Krammer Seelsorge. Nicht immer hat er die Zeit dafür. Mindestens drei Messen am Sonntag, Taufen oder Beerdigungen nicht mitgezählt. Als Dekan ist er Verwaltungschef von acht Pfarrgemeinden, außerdem Chef zweier Kindergärten, er muss Krankenbesucher erledigen - was sich nach Stress anhört, nennt Krammer "gut beschäftigt". Der Donnerstag, das ist sein Sonntag. Da hat er frei.

Pfarrerin Christel Mebert von der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Kissingen ist sozusagen die Herrin über ein Pfarrgebiet von 270 Quadratkilometern - von Oerlenbach bis Premich.

Seelsorge bedeutet für sie, mit den Menschen gemeinsam auf ihr Leben und ihre Probleme zu sehen - sie ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Wie lang dieser Weg schließlich ist, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viele Begleiter es dafür gibt.

Drei Pfarrer gibt es in der evangelischen Gemeinde, zusätzlich einen Seelsorger der für die Bavaria Klinik zuständig ist, drei Prädikanten, also Ehrenamtliche, die Gottesdienste übernehmen können und 20 weitere Mitarbeiter im Bereich der Seelsorge.

Was fehlt sind ein Diakon, "im Spätsommer wird die Stelle wahrscheinlich wieder besetzt", ein Krankenhausseelsorger, "wird wohl im Frühsommer neu besetzt", und dann die Stelle von Mebert selbst. Sie wechselt derzeit von der dritten Pfarrstelle in der Gemeinde in die Pfarramtsleitung. Vom Evangelisch-Lutherischen Dekanat in Schweinfurt haben sie vor kurzem einen Springer bekommen - ein Volltheologe ohne eigene Pfarrstelle - der nun einen Großteil der Arbeit des fehlenden Diakons übernimmt, beispielsweise den Konfirmandenunterricht.