Wer nicht frieren will, muss heizen. Was es dabei zu beachten gilt, zeigt ein Streifzug durch Wald und Wohnzimmer mit Revierförster Alexander Maunz und Kaminkehrer Andreas Binder.
Damals in Kasachstan, sagt Alexander Hense, habe er viel mit Holz geheizt. Heute, in Winkels, heizt er das erste Mal seit Jahren wieder mit Holz, die alte Ölheizung hat ausgedient. Zwischen Sofa und Wohnzimmertür steht der neue Kaminofen. "Einfach mal probieren", möchte Hense das zusätzliche Heizen mit Holz. "Es ist ja auch am Abend schön, wenn man das Feuer im Kamin brennen sieht."
Vor dem Probieren steht das Kontrollieren. Andreas Binder, Bezirkskaminkehrermeister in Bad Kissingen, schaltet seine kleine Taschenlampe an, kniet sich zwischen Wand und Kamin und sucht die Zertifizierung des Ofens. Er nickt und sagt: "passt alles". Kachelöfen lässt schon lange keiner mehr einbauen. Kaminöfen liegen im Trend, je größer die Sichtscheibe im weiß eingerichteten Wohnzimmer, desto besser. Was der Swimming-Pool im Sommer ist der Ofen im Winter.
Binder ist als Kaminkehrer in der Kernstadt, in Winkels und in Garitz im Einsatz - insgesamt 2000 Haushalte. Ein Drittel davon heizt zusätzlich mit Holz. In den ländlicheren Gemeinden seien es sicher mehr, sagt Binder. In der Stadt fehle schlicht oft der Lagerplatz.
Wichtig ist, sagt Binder zu Hense, den Ofen nicht zu voll zu machen. "Lieber nur ein Scheit oder Pellet, sonst wird's zu warm, dann muss wieder die Tür zu gemacht werden, und es entsteht zu viel Dampf." Grundsätzlich gilt: Wenn die Scheibe beschlägt, dann ist die Luftzufuhr zu sehr gedrosselt und es qualmt aus dem Kamin.
Holz immer noch am günstigsten
Die Erfahrung zeigt: Steigen die Gaspreise, steigt auch die Zahl derer, die, zumindest zusätzlich, beginnen mit Holz zu heizen. Denn, obwohl heuer seit 15 Jahren der Gaspreis (und damit auch der Ölpreis) erstmals gesunken ist, das Heizen mit Holz bleibt immer noch günstiger. 2,5 Kilo Brennholz beziehungsweise zwei Kilo Pellets ersetzten etwa einen Liter Öl oder einen Kubikmeter Gas.
Um eine Heizleistung von zehn Kilowattstunden zu erzielen, müssten bei Gas derzeit 66 Cent bei Heizöl 53 Cent bei Holz 52 Cent und bei Pellets 47 Cent bezahlt werden.
Geld sparen ist das eine, das andere: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, verbrennt Co2-neutral (freigesetzt wird nur das Co2, das im Laufe des Wachstums angereichert wurde) und Holz wächst vor Ort.
Alexander Maunz ist Revierförster von Bad Kissingen und für 1700 Hektar Stadtwald zuständig. An einem nebligen Vormittag sitzt er im kleinen Arbeiterraum im Wildpark Klaushof, vor sich auf dem Tisch vier Bücher und erklärt die Welt des Waldes. Die Bücher sind das Ergebnis der letzten Waldinventur, 2013 in Bad Kissingen, in 20 Jahren gibt es die nächste. Wald wächst langsam. In dem Forstwirtschaftsplan ist jeder Baum verzeichnet, jedes noch so kleine Waldstück. Maunz wird eintragen, wann er an welcher Stelle was gepflanzt und abgeholzt hat. Die Bürokratie des Waldes.
"Wir wollen den Wald nutzen, aber so, dass er noch naturnah ist", sagt Maunz. Darum ist die Brennholznutzung auch nur ein Aspekt der Forstwirtschaft. Wenn auch in dieser Jahreszeit kein unwesentlicher.
Jedes Jahr wachsen im Bad Kissinger Stadtwald 9600 Festmeter dazu. Würde man, auf einer Grundfläche von einem Quadratmeter, dieses Holz stapeln, es wäre höher als der Mount Everest. "Eigentlich eine unglaublich Masse", sagt Maunz und fügt hinzu: "Die können wir abholzen, ohne das System zu schwächen."
Wenn das Los entscheidet
Aus gut einem Drittel des Holzes werden Möbel oder Dachstühle gefertigt, der Rest wird als Industrieholz weiterverwendet. Oder eben als Brennholz.
Ein Festmeter Holz, das ergibt nun wahlweise 15 Fonierschlafzimmer oder ersetzt etwa 200 Liter Heizöl. Der Festmeter aus dem Stadtwald, als sogenannter Polter bereitgestellt, kostet 50 Euro.
Wem das zu viel ist, dem bleibt das Losholz. 1000 Festmeter fallen davon pro Jahr an. Losholz ist, was übrig bleibt, die Krone, das minderwertigste Holz, wenn man so möchte, krum, astig, beulig, nadlig.
Das ganze Jahr über liegt bei der Stadt eine Liste aus, in die sich Interessenten eintragen können. Mindestens 50 müssen es sein, damit sich das Losen lohnt. Das Holz wird dann im Wald verteilt, schachbrettartig. Die Abgabemenge ist fünf Festmeter.
Jedes Feld bekommt eine Nummer, die auf einen Zettel geschrieben in einem Topf landet, aus dem die Bürger dann ihren Holzabschnitt ziehen. Zwischen 150 und 200 Haushalte versorgen sich so jährlich mit Brennstoff. Gelost wird, sagt Maunz, damit keiner bevorzugt und keiner immer benachteiligt wird. Der Festmeter Losholz kostet zehn Euro. Allerdings, sagt Maunz, ist bei diesem Holz auch noch eine Menge Arbeit nötig.