Der Hammelburger Volleyballer Moritz Karlitzek hat sich in der U19-Nationalmannschaft bewiesen. Nun steht für ihn aber eine andere Herausforderung im Vordergrund.
Moritz Karlitzek sitzt da und grinst. Total entspannt, total jung, total durchtrainiert. Er strahlt, weil ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen ist: Karlitzek spielte zum ersten Mal in der deutschen U19-Volleyballnationalmannschaft. Er war erst bei zwei mehrtägigen Auswahltrainings und dann beim Acht-Nationen-Turnier im süditalienischen Andria dabei.
Karlitzek sah im Bundesleistungszentrum Kienbaum bei Berlin viele deutsche Leichtathletik-Spitzensportler. Sie bereiteten sich auf die Weltmeisterschaft in Moskau vor. "Das war schon cool, den Sportlern, die man sonst nur im Fernsehen sieht, beim Essen zu begegnen." Zum Beispiel dem inzwischen dreifachen Weltmeister im Diskuswurf, Robert Harting, oder dem Goldmedaillengewinner im Stabhochsprung, Raphael Holzdeppe. Beeindruckt haben Karlitzek die Ruderer: "Sie sehen fast aus wie Comicfiguren: Riesenschultern und schmale Hüften."
Bei den Auswahltrainings der U19-Mannschaft hieß es morgens und nachmittags zweieinhalb Stunden trainieren, abends stand Regeneration auf dem Plan. Bei Saunagängen lockerten die Nationalspieler ihre Muskeln. Um die Regeneration weiter anzuregen, tauchten sie nach der Sauna ins Eisbecken, und zwar drei Mal für jeweils eine Minute. Karlitzek hatte übrigens tatsächlich nie Muskelkater.
Nach dem Auswahltraining in Kienbaum wurde der Kader nochmals um zwei Spieler auf zwölf verringert. "Das Gefühl, es nicht zu schaffen, kenne ich vom letzten Jahr. Da ging es mir auch so", erklärt Karlitzek. Diesmal durfte er zwar auch wieder seine Koffer packen, aber nun um mit zum Acht-Nationen-Turnier ins italienische Andria zu fahren. Ausgestattet mit allem, was ein Volleyballer zum Spielen braucht: Trainingsanzüge, Trikots und Schuhe. Karlitzek trug die Nummer 9. Sie brachte ihm Glück.
Das Hammelburger Sporttalent war der jüngste Spieler im diesjährigen U19-Kader. Mit seinen 1,90 Meter gehört er zu den Kleineren, der Größte misst 2,08 Meter. Doch Karlitzek springt höher als alle anderen, nämlich 98 Zentimeter vom Boden weg. Das prädestiniert ihn als Angreifer von der Außenposition, außerdem ist er immer bei der Aufschlagannahme mit im Spiel.
Verletzungspech Bei den ersten drei Partien saß Karlitzek jedoch auf der Bank: Er hatte sich beim Auftaktmatch gegen Italien während des Aufwärmtrainings an der Schulter verletzt. Bei der Begegnung gegen den späteren Turniersieger Frankreich war der Hammelburger wieder fit. Er wurde Mitte des ersten Satzes eingewechselt.
Der Deutsche Volleyballverband schrieb darüber auf seiner Internetseite: "Bester deutscher Angreifer war Moritz Karlitzek (12 Punkte), der sein Turnierdebüt für das deutsche Team gab und am Ende als einziger Spieler im zweistelligen Bereich punktete." Auftakt nach Maß für den jungen Sportler.
"Es war aber leider auch das erste Spiel, das wir verloren haben", bedauert Karlitzek. Im Tiebreak führte das Team von U19-Bundestrainer Matus Kalny erst überlegen und verlor dann doch unglücklich mit 13:15. Den Einzug ins Finale verpatzte die Mannschaft dann gegen Italien und beim Spiel um Rang 3 gegen Belgien sei die Luft raus gewesen. Trotzdem hat das Turnier Karlitzek einen Riesenspaß gemacht.
Er blieb die ganze Zeit locker, was gar nicht so selbstverständlich ist. Co-Trainer und Scout dokumentierten nämlich alles: jede Annahme, jeden Punkt, jeden Fehler. "Direkt nach dem Spiel bekommt jeder Spieler seine Auswertung." Bei Karlitzek lief es gut. "Ich denke nicht an die Statistik, wenn ich auf dem Spielfeld stehe. Ich habe einfach total Spaß am Spiel."
Poolparty Spaß hatten die zwölf U19-Volleyballer auch am letzten Abend. Nach dem Finale, in dem Frankreich Spanien geschlagen hatte, gab es am späten Abend noch ein Buffet. Danach drehten die Franzosen auf: "Sie packten ihre Trainer und schmissen sie einfach in den Pool." Die anderen Nationen machten es ihnen nach. "Zum Schluss lagen wir alle mit Klamotten im Wasser", erzählt Karlitzek lachend.
Ob er im kommenden Jahr wieder mit von der Partie sein wird? "Im Vordergrund steht die Vorbereitung auf's Abitur", erklärt er pragmatisch. Die Einladung zum nächsten Auswahltraining hat Karlitzek aber bereits. Und er bekommt ab jetzt monatlich Unterstützung von der Deutschen Sporthilfe.