Bei der Bohrpfahlwand für den Schrenkgraben gab es unvorhergesehenen Probleme. Im Frühjahr soll es mit der Straße weitergehen. Am Dienstag gibt es Infos.
Der Auraer Schrenkgraben ist ein Nadelöhr: In dem engen Seitental nördlich der Saale stehen nicht nur mehrere Anwesen und die Staatsstraße schlängelt sich hindurch. Wenn es regnet, muss dort auch noch das Wasser von knapp zehn Quadratkilometern, also rund 1000 Hektar, abfließen. Das wären bei einem hundertjährigen Hochwasser 12,5 Kubikmeter in der Sekunde. "Der alte Durchlass hätte aber nur acht Kubikmeter in der Sekunde gefasst", rechnet Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen, vor.
Nach 50 Jahren einfach marode
Aber es gibt noch mehr Gründe, weshalb am Schrenkgraben gebaut wird: Das alte Kastenprofil mit einer Spannweite von 2,10 Metern und einer Höhe von 1,10 Metern stammt aus den 1960er Jahren und hatte Mängel. "Die Bewehrung schaute schon raus", nennt Projektleiterin Birgit Imhof als Beispiel.
Zudem knickte es neben der Straße zu eng ab und war nach aktuellen Berechnungen nur auf ein zehnjähriges Hochwasser ausgelegt. Bei einem Starkregen in diesem Sommer sei der Tunnel einmal fast bis zur Oberkante voll gewesen. Hinzu kommt, dass in den engen Schrenkgraben im Zuge der Erneuerung der Ortsdurchfahrt noch ein Radweg passen muss. Die Folge: Die Straße wäre über das alte Gerinne verlaufen.
Deshalb nimmt der Freistaat Bayern aktuell rund 1,97 Millionen Euro in die Hand, um den Schrenkgraben neu anzubinden: Von der Saale aus kommen erst 30 Meter offenes Gerinne, dann ein knapp 120 Meter langer Tunnel mit einer Breite von 2,60 Metern und einer Höhe von 1,70 Metern sowie im Anschluss weitere 145 Meter, auf denen der Graben eine neue Sohle erhält. "Aktuell ist die Sohle gepflastert, wir bauen Sohlriegel mit offenem Sediment dazwischen ein", berichtet Imhof.
Ökologische Verbesserung
Als "Hochwasserschutzmaßnahme mit ökologischer Verbesserung" fasst Rosentritt das Projekt zusammen. Die ökologischen Maßnahmen oberhalb der Straße bezahle alleine der Freistaat, aber auch den Schutz vor einem hundertjährigen Hochwasser (sogar plus 15 Prozent Klimaaufschlag) bekomme die Gemeinde Aura zu extrem niedrigen Kosten: Eigentlich müssten Kommunen in solchen Fällen 30 Prozent draufzahlen. Weil die Staatsstraße betroffen sei, übernehme aber das Staatliche Bauamt den Löwenanteil. Der Gemeinde Aura bleiben nur 3,5 Prozent der reinen Schutzmaßnahmen, also rund 50 000 Euro.
Die größere Belastung für die Bürger ist die Vollsperrung. "Es war von Anfang an klar, dass wir die Querung der Straße in den Sommerferien unter Vollsperrung machen", sagt Imhof. Das habe auch so geklappt.
Dass danach mindestens bis Ende Oktober zwar Busse, aber kein weiterer Verkehr die Baustelle passieren kann, sei auch so geplant gewesen. Fünf Mal am Tag öffnet ein Wachdienst die Absperrung.
"Die Arbeiten gestalten sich schwierig", sagt Imhof zum aktuellen Stand. Der Untergrund sei denkbar ungünstig: Hangschutt mit großen, aber beweglichen Steinfindlingen erschwerten das Bohren der acht Meter tiefen Löcher, die mit Stahlbeton befüllt werden. Aber: "Das ist die schonendste Variante", verteidigt Rosentritt Die Sperrung dauert mindestens vier Wochen länger. Gestern war auch noch der Fahrer des Spezialbohrgerätes erkrankt.
Zusätzlich neuer Kanal nötig
"Es kann auch bis Ende des Jahres dauern", kommentiert Abteilungsleiter Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt die Arbeiten.
Zumal im Anschluss noch ein neuer Oberflächenwasser-Kanal in der Straßenmitte gebaut werden muss, denn: Niederschläge von Dächern und von der Fahrbahn dürfen nicht mehr ohne Regenrückhaltebecken in den Schrenkgraben eingeleitet werden. Sie fließen etwa auf der alten Trasse des Schrenkgrabens in die Saale, während der neue Tunnel östlich der Straße verläuft - mit überfahrbaren Lichtöffnungen, um das Beton-Gerinne ökologisch aufzuwerten.
"Es war halt nicht bekannt, dass der untere Bauabschnitt auch so viel Raum einnimmt, dass die Straße gesperrt bleibt", äußert sich der Auraer Bürgermeister Thomas Hack (CSU) zu den Beschwerden der Anwohner nördlich der Baustelle.
Deshalb sollen heute bei einer Bürger-Info (siehe Info-Kasten rechts) alle Fakten auf den Tisch.
Ein Lichtblick: Die demnächst anstehende Vernagelung des Hanges sowie der Bau von Fahrbahn und Radweg sind laut Wacker im kommenden Jahr nach jetziger Planung mit halbseitiger Sperrung möglich.
Zeit Dienstag, 11. Oktober, um 18 Uhr.
Ort An der Baustelle "Schrenk".
Beteiligte Bürgermeister Thomas Hack, Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes, das Bauamtes und Planer.