Windrad für das Hammelburger Schwimmbad

1 Min
So sieht das Dachwindrad von Greentown Tec aus. Die Pilotanlage steht auf dem Gebäude der Firma Schoch im Schwarzwald. Foto: Greentown Tec
So sieht das Dachwindrad von Greentown Tec aus. Die Pilotanlage steht auf dem Gebäude der Firma Schoch im Schwarzwald. Foto: Greentown Tec

In Feuerthal und am Sodenberg hat es nicht geklappt, doch nun könnte Hammelburg doch noch ein Standort für Windkraft werden - wenn auch in einer ganz anderen Form als einst geplant.

Das Hallenbad produziert bald eigenen Strom - mit einer Windkraftanlage auf dem Dach. Das Saaletalbad ist deutschlandweit die erste kommunale Einrichtung, auf der eine Anlage des rheinland-pfälzischen Unternehmens Greentown Tec Limited laufen soll.

Das Windrad unterscheidet sich von den geläufigen Anlagen: Es ist ein vertikales Flügelsystem. Der Rotor drehen sich also um eine senkrechte Achse. Mit einem Durchmesser von vier Metern und einer Höhe von 2,5 Metern fallen die Dimensionen deutlich kleiner aus als bei den üblichen Anlagen.

Das vertikale Dach-Windrad von Greentown Tec (windradsystem.de) ist für schwächere, bodennähere Luftströmungen gemacht. "Der Rotor läuft ab einer Windgeschwindigkeit von 1,5 Meter pro Sekunde an", sagt Geschäftsführer Thomas Lang. Die Anlage kann auch in einem bebauten Umfeld, in dem ungleichmäßige Strömungen herrschen, Strom produzieren. Das vertikale Klein-Windrad kommt im Gegensatz zu den Großanlagen, die einen konstanten Wind brauchen, auch mit Turbulenzen klar, wie Lang erklärt.

Der Rotor besteht aus sechs Flügeln aus Aluminium, die an einem Rohrgestänge befestigt sind. Ob er auf dem Dach des Hammelburger Schwimmbads aufgestellt werden kann, wird gerade geprüft, wie Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Kühnl bestätigt.

Bei einem positiven Ergebnis soll sich das Windrad schon in wenigen Wochen drehen. Der Aufbau geht relativ schnell: Das Windrad wird am Boden vormontiert und dann mit einem Kran auf das Dach des Saaletalbads gesetzt.

Das Unternehmen Greentown Tec wirbt mit dem Argument, den produzierten Strom für den Eigenverbrauch nutzen zu können, um sich von der Strompreisentwicklung unabhängig zu machen. Lang betont: "Unser Ansatz ist, dass der Strom direkt selbst verwendet wird." Auch damit unterscheidet sich die Anlage von den großen Windparks auf freiem Feld, die die Energie ins überörtliche Netz einspeisen. Laut Kühnl können mit dem Strom vom Dach zum Beispiel Lüftung und Pumpen des Schwimmbads angetrieben werden.Eine Pilotanlage steht seit Ende 2014 auf einem Firmengebäude in Hausach im Schwarzwald. In einer Mailing-Aktion, so berichtet Lang, hat sich Greentown Tec an Kommunen in allen Landesteilen gewandt. Die Hammelburger Stadtwerke hätten als erstes Interesse bekundet. Die Anlage auf dem Schwimmbaddach soll Langs patentierte Eigenentwicklung bekannt machen, damit weitere Kommunen folgen.

Mittlerweile sind einige Kleinwindräder am Markt, für den Einsatz auf Gebäuden oder am Boden. So gab es schon vor einigen Jahren den Plan, eine solche Anlage als Pilotprojekt in Hammelburg aufzustellen: Im Jahr 2011 hatte sich ein Schweizer Unternehmen an die Stadtwerke gewandt und nachgefragt, ob in Zusammenarbeit ein Betrieb eines Kleinwindrads möglich wäre. Die Stadtwerke waren damals bereit, eine Fläche am Hochbehälter zwischen Hammelburg und Untererthal zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller aus der Schweiz gab das Projekt allerdings einige Zeit später auf.

Nun hat Hammelburg erneut die Chance, ein Vorzeigestandort für eine spezielle Form der dezentralen Energieerzeugung zu werden.