Ach, wie putzig, möchte man sagen und ein Stückchen Wurst hinwerfen. Kein Ort, der sich selbst ernst nimmt und der ernst genommen werden möchte, würde sich heute so beschreiben. Die Sprache im aktuellen Heft ist entrümpelt. Mehr Realismus prägt den Stil. Vor 30 Jahren gab es noch kein Image, um das eine Stadt kämpfte. Darum gab es auch keine Imagebroschüre, sondern nur ein Heftchen des Fremdenverkehrsvereins.
Was die "Identität als Weinstadt" ausmacht, beschreibt die heutige Publikation. Die Imagebroschüre, die vor rund zwei Jahren herausgegeben wurde, ist nur ein Element einer umfangreichen Kampagne, mit der sich die Stadt einen frischen Auftritt verpasst. Ein neues Logo und ein einheitlicher Auftritt aller Institutionen sind weitere Versuche, den Kern Hammelburgs auf den Punkt zu bringen.
Wo in der Vergangenheit "der schmunzelnde Kellermeister seinen goldgelben, funkelnden Saalecker Wein" ausschenkte, ist heute von internationalen Erfolgen der Hammelburger Winzer die Rede. Sie vermarkten ihren Wein in "architektonisch anspruchsvollen Vinotheken" und im "Online-Handel".
Der Wein der Region muss sich heutzutage nicht mehr verstecken. Er kann mit der Konkurrenz in anderen Weinbaugebieten mithalten. Hammelburg hat aufgeholt. Die Stadt präsentiert sich als Genussort rund um den Wein, wozu auch sportliche Aktivitäten wie Wandern, Radfahren und Paddeln zählen.
War vor Jahrzehnten aktive Freizeit nur ein Nebenaspekt im Schlussabsatz, "falls der Kalorienplan durch Häckerbrotzeit, Leberklößchensuppe oder Fränkisches Hochzeitsessen durcheinander geraten sollte", nimmt sie heute einen viel breiteren Raum ein. Mehrere Seiten beschreiben allerhand Aktivitäten.
Die alte Broschüre verströmt selbstgenügsame Beschaulichkeit, die neue will sich als emotionales Erlebnisangebot unter die Konkurrenz mischen. Beide Hefte sind damit ein Dokument ihres Zeitgeistes. In einigen Jahren wird die Neuauflage zeigen, was dann aktuell zählt.