Sechs Parzellen des Neubaugebiets gehören nun der Raiffeisenbank Nüdlingen. Die Stadt hätte sich für diesen Teilbereich eine andere Lösung gewünscht.
Die Geschichte des Baugebiets "Berliner Area" gestaltet sich seit Jahren wendungsreich. Eine Zwangsversteigerung in der vergangenen Woche fügt ihr ein weiteres Kapitel hinzu, das den Bogen zugleich fünf Jahre in die Vergangenheit schlägt.
Das Baugebiet "Berliner Area" zwischen der Berliner und der Würzburger Straße entwickelt sich zäh. Zwar stehen mittlerweile einige Häuser, doch gibt es noch viele Lücken. Insbesondere eine Partie, der Teilbereich direkt unterhalb der Tribo-Chemie, liegt immer noch unberührt und verstärkt den leeren Eindruck.
Diese Grundstückstranche stand nun in der vergangenen Woche bei einer Zwangsversteigerung zum Verkauf. Die Raiffeisenbank Nüdlingen, die als Gläubiger das Verfahren betrieben hatte, erwarb die sechs Parzellen vom Bauträger PBI, der im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet hatte.
Die Bauplätze haben alle einen nahezu gleich großen, rechteckigen Zuschnitt. Die Größe beträgt zwischen 414 und 437 Quadratmeter. Der festgelegte Verkehrswert lagt laut Gerichtsankündigung jeweils zwischen 41 000 Euro und 43 000 Euro.
Die Stadt bot beim Versteigerungstermin nicht mit. "Es wurde im Stadtrat darüber diskutiert, ob die Stadt
Hammelburg selbst als Bieter auftritt, um eine Entwicklung des Gebiets voranzutreiben. Ergebnis der Diskussion war, dass die Stadt Hammelburg kein Gebot abgegeben hat", erklärte Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) auf Nachfrage.
Der Bürgermeister hatte sich vor der Zwangsversteigerung vielmehr um eine ganz andere Lösungsmöglichkeit für diesen Teil der "Berliner Area" bemüht. "Immer wieder haben wir im Kontakt zum Insolvenzverwalter, der Raiffeisenbank Nüdlingen und der benachbarten Tribo-Chemie gestanden", sagte Warmuth. Die Idee war, dem Betrieb Erweiterungsspielraum zu sichern und so den Unternehmensstandort zu stärken.
Das Angebot der Tribo-Chemie sei nach Einschätzung der Stadtverwaltung sehr gut gewesen. Am Versteigerungstermin selbst sei es noch minimal erhöht worden. Die Raiffeisenbank Nüdlingen akzeptierte das Angebot allerdings nicht. Die Bank schlug bei der Versteigerung selber zu.
Die sechs Grundstücke können allerdings nicht so ohne Weiteres gleich bebaut werden. Bevor sie für Wohnzwecke genutzt werden können, muss eine Lärmschutzwand zum Betrieb hin errichtet werden. Sie ist Voraussetzung für die Erteilung des Baurechts.
Die Lärmschutzwand hätte bei der Erschließung eigentlich mitgebaut werden sollen. So weit ist es aber nicht mehr gekommen. Die Erschließung selbst war lange Zeit eine Hängepartie: Der Bauträger PBI ließ Termine verstreichen, ohne dass sich etwas tat. Im September 2012 konnten die Arbeiten dann endlich fortgesetzt werden - dank der Unterstützung der Stadt.
Sie hatte zuvor im Sommer 2012 zugesagt, bis zu zehn Grundstücke in dem Baugebiet zu kaufen, falls der PBI die Vermarktung der Flächen bis zum Ende des Jahres 2013 nicht gelingen sollte. Erst mit dieser Kaufverpflichtung im Rücken gewährte die Raiffeisenbank Nüdlingen dem Bauträger PBI frisches Geld, damit dieser die ausstehenden Erschließungsarbeiten finanzieren konnte. Die Stadt musste ihre Kaufverpflichtung später nicht erfüllen, da die betroffenen Grundstücke bis zu der festgelegten Frist verkauft wurden.
Hinter den Kulissen beschäftigt das Baugebiet die Stadt trotzdem weiterhin. So vermittelte die Stadt laut Warmuth vor einiger Zeit zwei privat erworbene, aber nicht bebaute Parzellen an Bauinteressenten weiter.