Der Angelsportverein musste das Gelände rund um seine Teichanlage Obereschenbach leer räumen. Das hat laut Wasserwirtschaftsamt aber nichts mit dem Biber zu tun, sondern dient dem Schutz der Dämme.
Autofahrern auf der B 27 Richtung Gemünden fällt es sofort auf: Die Teichanlage des Angelsportvereins (ASV) Hammelburg oberhalb von Obereschenbach ist plötzlich kahl. Der Verein hat den starken Frost genutzt, um eine Auflage des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen zu erfüllen: Ohne größere Schäden auf dem gefrorenen Boden anzurichten, räumte ein Bagger die Stämme weg und beseitigte Biber-Schäden.
Ja, die Bäume mussten weg, bestätigt Uwe Seidel, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Bad Kissingen. Gleichzeitig stellt er klar, dass die Auflage nichts mit dem Biber zu tun habe. In Obereschenbach gab es die Vermutung, dass dem Biber durchs Fällen der Bäume mögliche Nahrung entzogen wird. Die fachliche Begründung ist jedoch eine andere: "Wenn so ein Baum umfällt, reißt der Wurzelballen im Damm ein Loch so groß wie ein Auto", erläutert Seidel. Deshalb gebe es schon lange die Vorgabe, dass auf Erddämmen keine Bäume, sondern einfach nur Gras stehen darf.
Die rund 25 Bäume seien rund 60 bis 70 Jahre alt, berichtete der ehemalige ASV-Vorsitzende Kurt Fröhlich, bevor er eigenhändig die Motorsäge ansetzte. Als kurios bezeichnete er, dass man einerseits die Bäume fällen und auf der anderen Seite der Verein für jeden umgesägten Baum 100 Euro bezahlen soll. Das gehe aus dem Bescheid der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Bad Kissingen hervor.
Diese Auflage kennt Seidel nicht, deshalb wolle er sie auch nicht kommentieren. Das WWA habe lediglich eine fachliche Stellungnahme abgegeben. Die beinhalte die Fällung der Bäume und die Beseitigung kleinerer Biber-Schäden am Damm. Die Gefahr eines Dammbruchs und damit einer Überflutung des Ortes unterhalb sieht die Behörde nicht. Sprich: Aus Sicht des WWA muss der Verein den Teich nicht ablassen und den Damm völlig neu aufbauen.
Das Wasserwirtschaftsamt ist nach Seidels Angaben in Obereschenbach nicht für den Unterhalt des Gewässers zuständig: Der Bach sei lediglich ein Gewässer 3. Ordnung, der Freistaat muss sich aber lediglich um die Gewässer 1. und 2. Ordnung kümmern, also etwa um die Saale und die Thulba. "Es gibt im Kreis kein Gewässer mehr, an dem kein Biber lebt", berichtet Seidel, schränkt aber ein: "Wir haben aktuell grundsätzlich mit dem Biber wenig Probleme." Natürlich würden Bäume gefällt, an einigen Stellen müssten die Flussmeisterstellen Drainage um Biber-Burgen graben. Aber echte Gefahrenstellen oder Schäden, etwa am Hochwasserschutz in Bad Kissingen oder am Damm des Ellertshäuser Sees, seien keine bekannt.
Mehrheit will die Anlage behalten
"Der Biber war im vergangenen Jahr verhältnismäßig ruhig", sagt auch ASV-Vorsitzende Ellen Manke-Tumpach. Trotzdem hätten die Gewässerwarte natürlich viel Arbeit mit den Teichen. Deshalb habe es auch immer wieder Überlegungen gegeben, die Teichanlage bei Obereschenbach zu verkaufen. Bei der jüngsten Abstimmung haben sich laut der Vorsitzenden jedoch rund zwei Drittel der Mitglieder dafür ausgesprochen, die Anlage zu behalten. Das entlastet die Vorsitzende, weil die Verhandlungen vermutlich schwierig würden. Gemessen an der Zeit und dem investierten Geld gebe es im Verein Erwartungen von bis zu einer halben Million Euro bei einem Verkauf. Tatsächlich sei aber unklar, ob es überhaupt Käufer gibt, auch wegen der Biber-Burgen auf der Anlage. Einen großen Ertrag erwirtschafte der Verein mit den Teichen nicht. Es gehe mehr darum, dass die Mitglieder dort ihre Freizeit verbringen und nebenbei einen Karpfen, einen Aal oder eine Schleie fangen.
Rund 20 Helfer waren am Wochenende im Einsatz. Die Baumstümpfe wurden abgefräst, damit sie nicht wieder ausschlagen. Um die Ausgleichszahlung zu verhindern sollen nun neue Bäume an einer anderen Stelle gepflanzt werden.
Auf der Suche ist der ASV aktuell nach einer Unterstellhalle: Weil die ehemalige Raiffeisenhalle zum Feuerwehrhaus umgebaut wird, muss der Verein sein Zubehör für das jährliche Fischerfest ausräumen. Die Vorsitzende sucht eine Halle mit mindestens 100 Quadratmetern.
Das Landratsamt Bad Kissingen äußerte sich gestern nicht zum weiteren Vorgehen, weil beteiligte Mitarbeiter zum Teil im Impfzentrum gebunden waren. Eine Stellungnahme dazu folgt.