Eine Urkunde aus dem Jahr 716 erwähnt ein hamulo castellum. Doch an welchem Ort lag diese frühe Befestigungsanlage? Eine wissenschaftliche Untersuchung gibt nun Auskunft darüber, wo sie nicht zu finden ist.
Geschichte hat derzeit Hochkonjunktur. Die archäologische Grabung auf dem Viehmarkt weckt die Neugier auf Vergangenes auch jenseits des sonst überschaubaren Kreises der Heimatforscher. Die Zaungäste, die jeden Tag bei der Baustelle vorbeischauen, belegen das. Im Schatten der Dokumentation der alten Marienkirche auf dem Viehmarkt wartet aber ein weiteres geschichtliches Rätsel auf seine Lösung.
Seit Jahrzehnten versuchen Heimatforscher den Standort von hamulo castellum zu lokalisieren, der Burg, die den Anfang der Stadthistorie markiert. Die Suche führt in die Zeit der fränkischen Landnahme, als sich herrschaftliche Strukturen herausbildeten. Siedlungen entstanden, die bis heute die Landschaft prägen.
Die Bezeichnung hamulo castellum taucht in einer Urkunde aus dem Jahr 716 auf. Damals schenkte Herzog Heden dem Bischof Willibrord ein Besitztum "ad hamulo castellum" für eine beabsichtigte Klostergründung.
Weinbau hat den Berg verändert Der Standort der im Dokument erwähnten Burganlage wurde schon immer auf dem Hammelberg vermutet. Doch der Weinbau hat den Berg überformt, wie Kreisheimatpfleger Roland Heinlein erklärt. Sollte es dort einmal eine Befestigung gegeben haben, lassen sich Spuren oder Strukturen im Boden nicht mehr ausmachen.
Daher brachte Heinlein vor einiger Zeit einen anderen Standort wieder ins Gespräch: den Schlossberg. Auf einem Plateau hinter dem Jugendzeltplatz glaubte er, die Reste eines alten Grabens zu erkennen. Die Stelle wertete Heinlein als strategisch günstig für eine Verteidigungseinrichtung, da der Geländeeinschnitt des Liebenthals die Sicherung auf natürliche Weise unterstützen würde.
Um diese Überlegungen zu prüfen, fand im Frühjahr eine geophysikalische Prospektion statt.
Zwei Masterstudenten aus Würzburg tasteten einen Geländestreifen auf dem Schlossberg mit einem speziellen Gerät ab, um Störungen der Magnetfelder aufzuspüren. Die Ergebnisse der Erkundung liegen nun vor.
"Für den Spornbereich oberhalb von Schloss Saaleck lassen sich mit Hilfe der Magnetome-terprospektion keinerlei Hinweise auf ehemalige Befestigungsanlagen namhaft machen", schreibt Thomas Link vom Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in seinem Gutachten. Eine Anomalie, die die Messung im Boden nachgewiesen hat, ist aufgrund ihrer Größe laut der Expertise nur als neuzeitlicher Weg oder Graben an einem Flurstück zu deuten.
"Ein negativer Befund ist auch ein positives Ergebnis", sagt Heinlein. Dem hamulo castellum kann er sich nur über das Ausschlussverfahren nähern.
Der Schlossberg fällt nun schon einmal aus der Auswahl an Orten heraus. Jetzt gelte es, die historischen Quellen nach neuen Hinweisen zu sichten, erklärt Heinlein. Denn potenzielle Stellen für die Burg gibt es im Saaletal genug. Manche glauben sogar, dass der Umkreis um Hammelburg größer gezogen werden muss. So gab es einst auch die Mutmaßung, dass das hamulo castellum vielleicht auf dem Schwedenberg bei Elfershausen zu suchen ist.
Die Frage nach den siedlungsgeschichtlichen Anfängen von Hammelburg gewinnt Aktualität: Im kommenden Jahr feiert die Stadt den 1300. Jahrestag ihrer urkundlichen Erstnennung.