Stefan Lang ins Rennen geschickt

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Stefan Lang stellte sich mit mit seiner aus Hammelburg stammenden Lebensgefährtin Kerstin Väth vor.
Stefan Lang stellte sich mit mit seiner aus Hammelburg stammenden Lebensgefährtin Kerstin Väth vor.
Proppenvoll war die Markthalle zur Vorstellung des Kandidaten. Fotos: Angelika Silberbach
Proppenvoll war die Markthalle zur Vorstellung des Kandidaten. Fotos: Angelika Silberbach
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Fünf Stadtratsfraktionen auf einmal schlagen den Nüdlinger als Kandidaten für das Bürgermeisteramt vor.

Stefan Lang zögerte keine Sekunde, als ein Hammelburger Bürger ihn fragte, warum er Bürgermeister des Saalestädtchens werden will. "Ich saß lange genug in der zweiten und dritten Reihe, gestalten kann man nur an der vordersten Front: Nach 20 Jahren in der Kommunalverwaltung habe ich das Gefühl, ich kann es besser und will es jetzt auch zeigen." Und dann rückte er noch mit einer kleinen persönlichen Geschichte heraus. Schon 2002 habe er seiner Nichte ins Poesiealbum unter der Rubrik "Berufswunsch" nur ein Wort geschrieben: Bürgermeister. "Ohne Ortsangabe", schob er schelmisch lächelnd hinterher.

Keine Überraschung mehr

Proppenvoll war die Markthalle beim ersten offiziellen Auftritt von Stefan Lang, der gerne Nachfolger von Bürgermeister Ernst Stross werden möchte. Es war keine inszenierte Überraschungspräsentation mehr, wie es die fünf Stadtratsfraktionen Christlicher Bürgerblock, SPD, Bürger für Umwelt/Grüne, Junge Liste und Hammelburgs Aktive Bürger geplant hatten. Doch Spannung lag trotzdem in der Luft, und lange vor Beginn waren alle Sitzplätze belegt. Dicht gedrängt standen die Leute auch an den hinteren Stehtischen. Für eine aufgeräumte und diskussionsfreudige Stimmung sorgte, dass Hammelburgs Weinprinzessin Antonia Müller Wein und Brot offerierte.
Die Anfangsanspannung bei Stefan Lang legte sich rasch. Authentisch präsentierte sich der 44-Jährige. Sein Kleidungsstil: Dunkle Jeans, blaues Hemd ohne Krawatte, schwarze Lederschuhe. Er hält scheinbar nichts vom üblichen Dress-Code aufstrebender Karrieristen. Offen, humorvoll und diplomatisch begegnete er den Fragen der Hammelburger und Stadtteilbewohner nachdem er einen knappen Abriss über seine Vita gegeben hatte.
Seit 20 Jahren, unterbrochen von Studium und Weiterbildungen, ist der Diplom-Verwaltungsfachwirt in der Kommunalverwaltung tätig und kümmert sich um die Finanzen. Die Verwaltungsgemeinde Nüdlingen verließ er 2011 als schuldenfreie Gemeinde und ist seitdem zweiter Kämmerer der Stadt Bad Kissingen. Seit acht Jahren ist er mit der ehemaligen Hammelburgerin Kerstin Väth liiert. Die beiden leben mit dem gemeinsamen Sohn und Väths Tochter in Nüdlingen. "Dreiviertel meiner Familie sind Hammelburger, hier ist quasi unsere zweite Heimat", erklärte Lang seine Bindung zum Saale städtchen.

Stross leitete Fragerunde ein

"Was ist das für ein Typ? Fassen Sie Mut und quälen Sie ihn mit Fragen", eröffnete Bürgermeister Ernst Stross (SPD) die Fragerunde der Bürger, nachdem die Vertreter der fünf Stadtratsfraktionen spontan Erläuterungen zu Langs Kür gegeben hatten. Der Tenor lautete: Gut, dass es im März zu einer echten Bürgermeisterwahl kommt, weil man sich mit der CSU nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnte und diese nun mit Armin Warmuth antritt. Gut, dass sie mit Stefan Lang einen Kandidaten von außerhalb haben, der keiner Partei angehört und unabhängig Stadtpolitik gestalten kann.
Dabei hätte Lang auch die Direttissima über die CSU nehmen können. Jahrelang war der ehemalige Ministrant ("Die Zeltlager waren eine geile Zeit") im Vorstand der Jungen Union tätig. Später distanzierte er sich, "weil ich merkte, ich will parteilos sein, mich keinem Fraktionszwang unterordnen, ich will unabhängig Politik gestalten". Für seine diplomatische Antwort auf die Frage, ob er den Mut haben wird mit "starker Hand" die vertrackte Verkehrsführung in der Innenstadt umzugestalten, erhielt der Bürgermeisterkandidat viel Beifall. "Ich will mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Stadtrat arbeiten, will diskutieren zum Wohle der Bürger und gemeinsame Entscheidungen herbeiführen." In der Verwaltungsgemeinde Nüdlingen habe es oft keine Gegenstimme bei schwierigen Abstimmungen gegeben: "Das will ich als Bürgermeister schaffen, da muss ich Überzeugungsarbeit leisten, das ist für mich die Herausforderung." Auf die Frage einer Bürgerin, welche konkreten Ziele er habe antwortete Lang: "Erstes Ziel ist die Verschuldung zurückzuführen und die Investitionen, die nötig sind, anzuregen." Einen kleinen Vorgeschmack auf Querelen zwischen Forderungen und Anspruch von Stadtteilvertretern und Kernstadtlager bekam Lang auch. Er reagierte mit Humor: "Ach, es ist hier doch so wie zwischen Nüdlingen und Haard."
Bei Langs Erklärung, wie er die Stadtteile kennenlernen will, wie er versuchen wird, die Wünsche von Vereinen zu hinterfragen und auf ihre Dringlichkeit abzuklopfen, geschah dann ein Freud'scher Versprecher, der zeigte, wie ernst er es mit der Kandidatur nimmt: "Ich werde - oh Entschuldigung - ich würde als Bürgermeister nie den einen oder anderen Stadtteil bevorzugen." Stefan Lang hat am Ende der Vorstellung gemessen am Applaus viele Sympathien gesammelt. Jetzt muss er noch tiefer in die Hammelburger Politik einsteigen, dann könnte es eine richtig spannende Wahl werden.