Das Gebäude an markanter Stelle im Zentrum von Hammelburg hat den Eigentümer gewechselt. Mit dem Haus ist ein wichtiges Kapitel der lokalen Wirtschaftsgeschichte verbunden.
Die Idee das frühere "Hammelburger Kaufhaus" zu erwerben reicht viele Jahre zurück. Schon zur Amtszeit von Bürgermeister Arnold Zeller gab es Überlegungen, das Gebäude für die Stadtverwaltung zu nutzen. Nun hat die Stadt die Immobilie auch tatsächlich gekauft.
Damit sicherte sie sich die Möglichkeit, über die Zukunft des Gebäudes selbst zu entscheiden. "Zunächst war es für uns wichtig, das Heft des Handelns in der Hand zu behalten", formuliert es Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) im Gespräch. Dem Geschäftsgebäude kommt wegen seiner Lage direkt am Marktplatz und der unmittelbaren Nachbarschaft zum Rathaus eine große städtebauliche Bedeutung zu. Und es habe nicht nur Gerüchte über andere Interessenten gegeben.
Über konkrete Pläne äußert sich Warmuth im Augenblick noch vorsichtig. "Wir müssen erst mit den Mietern über die neue Situation sprechen. Wir wollen mit allen fair umgehen", sagt Warmuth. Aber es ist kein Geheimnis, dass die derzeitige Lage der Touristinfo ungünstig ist. Das frühere Kaufhaus erscheint denn auch schon seit Langem als Wunschstandort, der die Wahrnehmbarkeit der Touristinfo verbessern würde.
Wie die künftige Nutzung des Kaufhauses aussehen könnte, soll in Ruhe und ohne Zeitdruck diskutiert werden, wie Warmuth betont. Der Bürgermeister will jetzt, nur wenige Tage nach dem notariellen Abschluss des Kaufs, dem Stadtrat nicht vorgreifen. Außerdem muss die Stadt Kosten und Fördermöglichkeiten durchkalkulieren.
Vielfältiges Warenangebot
Sie war bisher schon in einem Teil des Gebäudes eingemietet. Im Keller des Kaufhauses befindet sich die Registratur der Verwaltung. Das Erdgeschoss nutzt eine Filiale von Mäc-Geiz.
Das "Hammelburger Kaufhaus" der Familie Pfeiffer öffnete im Oktober 1960. Auf fast 600 Quadratmetern Fläche bot es vom Keller bis zum zweiten Obergeschoss ein breites Sortiment. Es gab so gut wie alles, wie eine Anzeige aus den 1960er Jahren den Kunden erklärte: Gardinen, Matratzen und Möbel, Porzellan, Spielwaren und Schallplatten, Textilien, Lederwaren und Schuhe, Werkzeuge, Kühlschränke und Waschmaschinen. Es gab auch eine Süßwaren- und eine Parfümerieabteilung sowie einen Imbiss. Im Keller öffnete später ein Supermarkt.
Das Kaufhaus gehört zur Hammelburger Wirtschaftsgeschichte. Für 1960 ist von Zeitzeugen die Zahl von 36 Beschäftigten überliefert. Sie muss später wohl sogar auf mindestens 50 Mitarbeiter gestiegen sein.
Ab den 1980er Jahren erwischte der Wandel das Kaufhaus. Im Jahr 1990 folgte die Schließung. Ab 1991 war die Familie Koser Eigentümer der Immobilie, wie Günter Koser auf Nachfrage der Redaktion bestätigte. Er verwaltete das Gebäude die vergangenen Jahre über für seine Mutter. Nach dem Aus für das Kaufhaus zog erst Eisel-Textilien in das Geschäftsgebäude. Dann kam NKD und danach "Ihr-Platz". Seit 2012 ist Mäc-Geiz der Hauptmieter.
Die Stadt habe mehrfach angefragt, sagte Koser. Die Entscheidung für den Verkauf erklärte er mit dem Alter seiner Mutter. Koser sagte allerdings, dass Hammelburg für ihn nicht unattraktiv geworden sei. Wenn sich ein interessantes Objekt finde, könne er sich wieder ein Engagement vorstellen.
Was kostet der Hauskauf die Stadt? Darf eine sechsstellige Ausgabe vom Stadtrat nichtöffentlich beschlossen werden? Wie will die Stadt den Hauskauf finanzieren? Durch Verkauf des Bürgerspitals? Die Stadtkasse ist leer. Gewerbesteuereingang 2015 laut Bürgermeister Warmuth (CSU): Null. Keine Bekanntgabe. Keine Haushaltssatzung 2016. Schlechter Politikstil, Hinterkammerpolitik nennt man so etwas. Wer würde A. Warmuth nochmals wählen, wenn am Sonntag Kommunalwahl wäre? Wahrscheinlich "wenrei" - und wer noch?
aber wen in HAB und im Landkreis interessiert das wirklich?
Auch das gehört zur Historie des "Hammelburger Kaufhauses": die NSDAP-Ortsgruppe hatte in diesem Haus am Marktplatz 2 in direkter Nachbarschaft zum Rathaus von 1930 bis 1945 ihre Geschäftsstelle. Es war das Haus der Eisenwarenhandlung Uhl. 1937 übernahm der Nationalsozialist E. Pfeiffer das Geschäft Uhl. Pfeiffer übernahm auch die jüdischen Geschäfte der Bauwarenbranche in Hammelburg: die Eisenwarenhandlung "Adolf Nussbaum" (Bahnhofstraße 3) und die Baustoff- und Kohlenhandlung Siegfried Schuster (Kissinger Straße 15).