Gemeinsam mit Bayernwerk und den Stadtwerken hat die Stadt den "Energiemonitor" auf den Weg gebracht, der jede Viertelstunde anzeigt, wie viel Strom im Stadtgebiet erzeugt und verbraucht wird. Allerdings bildet er nicht alles ab.
In den zurückliegenden 30 Tagen wurden 65 Prozent des in Hammelburg verbrauchten Stromes auch im Stadtgebiet produziert. Das ist einer der zahlreichen Werte, die der neue "Energiemonitor" des Netzbetreibers Bayernwerk anzeigt. Auf energiemonitor.bayernwerk.de/hammelburg kann jeder nachlesen, wie viel Kilowattstunden Strom in jeder Viertelstunde erzeugt und verbraucht werden. Zudem gibt es umfangreiche Statistiken zurückreichend bis Ende Oktober. Im Stadtrat wurde der Energiemonitor insgesamt gelobt, es gab aber auch kritische Anmerkungen.
"Wir machen die Energiewende in unserer Region sichtbar", sagte Günter Jira vom Netzbetreiber Bayernwerk. Neben aktuellen Verbrauchsdaten enthält das Portal viele weitere Zahlen: So sind in Hammelburg zum Beispiel insgesamt 484 Photovoltaik-(PV-)Anlagen installiert, die maximal 8028 Kilowatt erzeugen können. Stadtwerke-Chefin Anja Binder berichtete in der Sitzung, dass nur rund 1800 Kilowatt davon auf die Kernstadt entfallen. In den Stadtteilen und durch Freiflächen-Anlagen werde also deutlich mehr Sonnenstrom erzeugt.
Die sechs Windräder im Stadtgebiet haben eine maximale Gesamtleistung von 18 300 Kilowatt, die vier Wasserkraftanlagen steuern nur maximal 68 Kilowatt bei. Jira stellte klar, dass nur die Anlagen einzeln aufgeführt sind, bei denen die Betreiber der Veröffentlichung zugestimmt haben. Deshalb findet sich in der Übersicht nur eine Biomasse-Anlage, obwohl es mehr gebe. Alle anderen würden bei den 29 "weiteren Erzeugern" aufgelistet. Auf der Verbraucher-Seite unterscheidet Bayernwerk 575 Kunden im Bereich Gewerbe, 109 kommunale Anlagen und 5350 private Haushalte.
Nur kleiner Teil des Energieverbrauchs
Kritik am Titel "Energiemonitor" kam unter anderem von Grünen-Stadträtin Monika Horcher. Es werde lediglich der Strom-Sektor aufgeschlüsselt, aber eben nicht Bereiche wie Heizen oder Mobilität. "Der Auftrag war, dass wir die Sparte Strom betrachten", wehrte sich Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). Es gehe darum, die Bürger für das Thema Energieverbrauch insgesamt zu sensibilisieren. Deshalb solle die Übersicht des Energiemonitors öffentlich auf einem Bildschirm gezeigt werden.
Auf Nachfrage räumte Jira zusätzliche Schwächen ein: Bei allen PV-Anlagen unter einer maximalen Leistung von zehn Kilowatt werde etwa der Eigenverbrauch nicht getrennt erfasst. Aus dem Gremium kam der Vorschlag, den von kleineren PV-Anlagen erzeugten Strom aus den Werten der größeren Anlagen hochzurechnen, um einen realistischeren Gesamtwert zu erhalten. Laut Stadtwerke-Chefin Binder sei das aber technisch sehr aufwendig und vorerst nicht vorgesehen. Günter Jira kündigte trotzdem an, die Idee prüfen zu lassen. Nachgebessert werde auch noch der Bereich Windkraft: Der Energiemonitor startete Ende Oktober, der Strom aus Windenergie ist aber erst ab Januar enthalten. Der Rest werde noch nachgetragen.
Die Stadträte waren sich einig, dass der Energiemonitor erst nach einem kompletten Jahr richtig aussagekräftig sei. Bisher lieferte der 1. März mit einer Eigenversorgung von 93 Prozent den höchsten Wert. Jira ist sich aber sicher, dass die Stadt im Sommer regelmäßig mehr Strom erzeugt als vor Ort benötigt wird. Zudem wies er darauf hin, dass auch ein Teil des aus dem Netz zugekauften Stroms regenerativ erzeugt sei. Das könne aber nicht abgebildet werden, weil Bayernwerk als Netzbetreiber nicht wisse, welcher Kunde welchen Stromtarif wähle. "Das ist keine technische, sondern eine Vertriebsfrage", stellte auch Anja Binder von den Stadtwerken klar.
In der Beratung wurden auch energiepolitische Grundsatzfragen erörtert: CBB-Stadtrat Reinhard Schaupp etwa plädierte dafür, "alle Kapazitäten zur Erzeugung regenerativer Energien auszuschöpfen" - auch als Argument gegen Stromtrassen wie die P 43. Dagegen sagte CSU-Fraktionssprecher Martin Wende in Bezug auf die Pläne für den neuen Bauhof: "Es ist der Umwelt nicht geholfen, wenn wir unsere Dächer planlos mit Photovoltaik voll knallen." Er habe zwar selbst eine PV-Anlage installiert, aber die Netze würden bei Sonnenschein überlastet. In der lebhaften Diskussion prallten viele Meinungen aufeinander. Bürgermeister Warmuth beendete die Diskussion mit den Worten: "Wir sind auf einem guten Weg, aber wir haben auch noch Potential."