Der Familienwald wächst: Eine Tradition, die vor fünf Jahren in der Saalestadt gegründet wurde und die inzwischen 110 Bäume umfasst.
Neues Grün grüßt Spaziergänger, Rad- und Autofahrer an der Einfahrt Hammelburg West. Es ist nicht irgendein Grün, sondern die Erweiterung des Familienwalds - eine Tradition, die vor fünf Jahren in der Saalestadt gegründet wurde und die inzwischen 110 Bäume umfasst.
Das Areal der Erstlingspflanzungen gegenüber dem Sportzentrum bot keinen Raum mehr. Deshalb verhandelte die Stadt mit dem Staatlichen Bauamt und erhielt die Fläche im Dreieck der Bundesstraße 287 und der Einfahrt West zur Bepflanzung, informierte Vize-Bürgermeister Reimar Glückler. Das Internet-Angebot der Stadt, hier einen Baum zu pflanzen, fiel auf fruchtbaren Boden.
24 Bewerber nahmen die Gelegenheit wahr, einen "Erinnerungs-Baum" - versehen mit einem Namen oder Anlass - zum Preis von 100 bis 200 Euro zu erstehen. Die Baumart konnten sich Bewerber im Internet selbst aussuchen unter den Sorten Mehlbeere, Silberlinde, Hopfenbuche, Gingko-Baum, Rot-Ahorn und weiteren Arten. Das Einpflanzen übernahm der Städtische Bauhof unter Leitung von Gärtnermeister Georg Pabst, Bestellungen nahm Stefan Stöth entgegen.
Die Pflege und das Gießen versieht fürderhin ebenfalls der Bauhof. Ein Besuch des Erinnerungsbaums oder das Verweilen dort ist natürlich jederzeit möglich. Glückler versprach für das nächste Jahr eine erneute Aktion dieser Art. "Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, einen Grüngürtel um Hammelburg zu legen", fügte er seiner Einladung zu einem Snack mit Getränk hinzu. Konrad Albert spielte dazu passende "Liedlich".
Unter den Baumspendern befand sich Marc Scheller mitz seiner Familie. Sie begossen einen "Freundschaftsbaum" für die Familie Storms aus der Partnerstadt Turnhout auf eine bis heute dauernde Freundschaft, deren Grundstein vor rund 40 Jahren die Eltern legten. "Wir, die Nachfolge-Generation der Storms und der Schellers, haben dieses Band aufgenommen, die Beziehung erhalten und treffen uns wann immer es möglich ist", informierte der junge Bäckermeister. Neben einigen Eimern Wasser besiegelte auch eine Flasche belgisches Bier den Bund.
Zur Geburt und Hochzeit
Anlässe einen Baum zu pflanzen gibt es genügend. Eine Goldene Hochzeit, die Geburt eines Kindes oder ein "runder Geburtstag". Ein solcher war German Weibels Motiv seinem Vater Adolf zum 80. Wiegenfest einen Baum zu schenken, worüber sich der ehemalige Stadtbaumeister und seine Gattin besonders freuten.
Doch manchmal ist es auch ein trauriger Grund, zu dem ein grünender Baum liebende Erinnerung und Trost schenken soll. So ließ Edith Schmitt ihrer im vorigen Jahr verstorbenen Lebensgefährtin aus der Schweiz eine Silberlinde setzen. Die Verstorbene war Mitglied der Frauen-Musikgruppe "Trillas". Ihr zu Ehren reisten die beiden anderen Musikerinnen aus der Schweiz an und gedachten der Verschiedenen mit einem Lied. Ein im Frühling blühender Baum kann Freude, Erinnerung, Hoffnung und Trost sein, Anlässe, die im neuen Familienwald nahe beieinander liegen. Nicht vergessen seien die vielen weiteren "guten Taten", die ein Baum den Menschen und der Natur angedeihen lässt. Ist er doch ein unerlässlicher Sauerstoffproduzent und bietet Mensch und Tier Schutz, Nahrung und Schatten - ein echter Freund also, auf den Verlass ist.