Saaletalbahn: Hand-Kurbeln haben bald ausgedient

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Während sich am Bahnhof Elfershausen die Züge aus Gräfendorf und Bad Kissingen begegnen, wird neben der Strecke gebaut.
Während sich am Bahnhof Elfershausen die Züge aus Gräfendorf und Bad Kissingen begegnen, wird neben der Strecke gebaut.
Fotos: Ralf Ruppert
In Elfershausen kurbelt Fahrdienstleiter Michael Neubert die Schranke an der Straße per Hand rauf und runter.
In Elfershausen kurbelt Fahrdienstleiter Michael Neubert die Schranke an der Straße per Hand rauf und runter.
 

Anfang April stellt die Deutsche Bahn das Gebäude für ein elektronisches Stellwerk im Hammelburger Bahnhof auf. Von dort aus wird ab September der Abschnitt bis Mellrichstadt gesteuert.

Kaum zu glauben: Damit sich die Schranke an der Kreisstraße bei Elfershausen hebt und senkt, ist bis heute Körperkraft erforderlich. Rund 18 Stunden am Tag ist deshalb der Bahnhof Elfershausen besetzt. Fahrdienstleiter wie Michael Neubert betätigen die 120 Meter entfernte Schranke per Hand-Kurbel und Seilzügen. Um das zu ändern, investiert die Deutsche Bahn aktuell insgesamt rund 20 Millionen Euro: Im September soll das elektronische Stellwerk (ESTW) Saaletalbahn in Betrieb gehen. Gesteuert wird es - zumindest vorübergehend - von Hammelburg aus.

"Im Moment läuft der Kabel-Tiefbau, der soll im Raum Hammelburg bis Ende April, in Gräfendorf bis Mitte Mai abgeschlossen sein", fasst Projektleiter Martin Hofmann den aktuellen Stand zusammen. Dass die Firma Hell aus Eltingshausen den Zuschlag für die Arbeiten an der Saaletalbahn bekommen hat, sei Zufall, berichtet Nicole Kumpfmüller-Böhm, die als Abteilungsleiterin am Standort Nürnberg für ganz Nordbayern zuständig ist. "Wir sind überall auf Kurs", kommentiert sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Baustellen. Rund 12,7 Milliarden Euro investiert die Deutsche Bahn heuer in ihr Netz, alleine 2,35 Milliarden Euro davon entfallen laut Bahn auf Bayern. Darin seien auch die rund 20 Millionen Euro für die Saaletalbahn enthalten.

Das Projekt startete bereits 2018, Mitte 2019 lag die Entwurfsplanung vor, im vergangenen Jahr wurden dann alle Genehmigungen eingeholt. Dazu gehört auch der Abbau von zwei Weichen: Im Hammelburger Bahnhof werde die Weiche auf ein Nebengleis entfernt, in Westheim die Weiche für einen Firmenanschluss. Beide seien seit Jahren nicht mehr genutzt, teilt die Bahn mit.

"Wir müssen Streckensperrungen zwei Jahre vorher anmelden, Änderungen sind nur bis rund 30 Wochen vorher möglich", sagt Nicole Kumpfmüller-Böhm, und: "Unsere Aufgabe ist es, die Baumaßnahmen dann auf die Sperrungen abzustellen." Die Bahn hat angekündigt, dass die Strecke Bad Kissingen-Gemünden von 16. bis 19. April sowie von 17. bis 20. September gesperrt ist. Zusätzlich fährt von 21. August bis 17. September kein Zug zwischen Hammelburg und Gemünden.

Zum Projekt gehören der Ersatz für die Stellwerke in Gräfendorf, Hammelburg und Elfershausen, die Erneuerung der Bahnübergänge in Gräfendorf, Hammelburg, Westheim und Elfershausen sowie der Neubau von Glasfaserleitungen entlang der Strecke Ebenhausen-Mellrichstadt und der Saaletalbahn. "Wenn wir eine Strecke ausbauen, dann erneuern wir auch gleich alle technischen Anlagen, die nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen", begründet Nicole Kumpfmüller-Böhm zusätzliche Arbeiten wie in Westheim. Während etwa der Bahnübergang Diebach mit seiner eigenständigen Signalsteuerung noch auf dem aktuellen Stand sei, müsse in Hammelburg und Westheim auch baulich einiges geändert werden: Vorgesehen sind breitere Fahrbahnen, größere Kurvenradien an Einmündungen und jeweils separate Fußgängerüberwege. "Es ist immer eine Herausforderung, im Bestand zu bauen, wir müssen mit dem vorhandenen Platz auskommen."

Bei den Übergängen sind Rot-Gelb-Ampeln sowie Schranken für Fußgänger und Autofahrer geplant. Der Bahnübergang Hammelburg werde beleuchtet und mit einer Kamera überwacht. An den Fußgängerüberwegen seien auch taktile Elemente für Sehbeeinträchtigte und akustische Signale vorgeschrieben. "Eine finale Einstellung erfolgt immer durch den unabhängigen Abnahmeprüfer vor Ort, da die örtlichen Gegebenheiten beachtet werden müssen", teilt die Bahn auf Nachfrage zur Lautstärke mit.

"Wir beginnen mit dem Bahnübergang Westheim, danach kommen Elfershausen und Hammelburg, ein genauer Zeitplan wird noch ausgearbeitet", kündigt Projektleiter Martin Hofmann an. Auch andere Fragen seien noch offen, unter anderem was mit den mechanischen Stellwerken passiert. Die haben fast schon musealen Charakter.

Fest steht, dass am 6. April das neue Gebäude für das ESTW im Hammelburger Bahnhof aufgestellt werden soll. Zudem ist ein "temporärer Bediencontainer" geplant. Ab September werde aus technischen Gründen die Bedienung der Saaletalbahn und des Abschnitts bis Mellrichstadt von Bad Neustadt nach Hammelburg verlegt. Allerdings vorerst nur für ein oder zwei Jahre, über die künftige Steuerung des Bahnnetzes sei bislang noch nicht entschieden.