Retzbacher Wallfahrt: "Pilgern tut in der Seele gut"

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Die Sulzthaler Wallfahrer am Fuße des Kreuzweges hinter der Wallfahrtskirche Fotos: Ralf Ruppert
Die Sulzthaler Wallfahrer am Fuße des Kreuzweges hinter der Wallfahrtskirche Fotos: Ralf Ruppert
"Ich bin echt zufrieden", zieht Tobias Schneider eine positive Bilanz nach seiner ersten Wallfahrt nach Retzbach.
"Ich bin echt zufrieden", zieht Tobias Schneider eine positive Bilanz nach seiner ersten Wallfahrt nach Retzbach.
 
Zum 25. Mal machte sich Martina Eyrich auf den Weg nach Retzbach."Ich war von Anfang an begeistert. Für mich gehört die Wallfahrt fest zum Jahreslauf, das gibt mir mehr als jeden Sonntag in die Kirche zu gehen."
Zum 25. Mal machte sich Martina Eyrich auf den Weg nach Retzbach."Ich war von Anfang an begeistert. Für mich gehört die Wallfahrt fest zum Jahreslauf, das gibt mir mehr als jeden Sonntag in die Kirche zu gehen."
 
Der jüngste Wallfahrer, der sich heuer Hin- und Rückweg komplett vornahm war Leon Dehmer. "Es ist ganz schön anstrengend, aber jetzt bin ich sehr froh."
Der jüngste Wallfahrer, der sich heuer Hin- und Rückweg komplett vornahm war Leon Dehmer. "Es ist ganz schön anstrengend, aber jetzt bin ich sehr froh."
 

Rund 100 Sulzthaler sind am Wochenende nach Retzbach zur Kirche "Maria im Grünen Tal" gepilgert: Am Samstag knapp 38 Kilometer hin, am Sonntag wieder zurück.

Über die Anfänge der Sulzthaler Wallfahrt ist wenig bekannt: Vermutlich bis ins 18. Jahrhundert reicht die gelobte Wallfahrt nach Retzbach zurück. Vor dem Krieg ist Franz Karl Gößmann als Wallfahrtsführer verbürgt. Mitte der 1970er Jahre ließen die Sulzthaler die Tradition wieder aufleben: Unter Federführung des Musikvereins fanden die ersten Pilgergänge statt. Anton Benkert leitete die Touren. Ab 1978 wurde die Wallfahrt unter Josef Weingart in ihrer heutigen Form aufgenommen.

Seitdem ist auch Christa Keller mit dabei. Die 67-Jährige ist Küsterin in Sulzthal und Vorbeterin. "Es tut mir in der Seele gut", sagt Christa Keller über die Wallfahrt nach Retzbach. Nur einmal habe sie seit 1978 gefehlt, berichtet die 67-Jährige, die die Wallfahrer auf ihrem Weg zum Gebet und zum Singen animiert. "Man trägt all seine Sorgen und Nöte mit nach Retzbach, und ich denke auch an alle Bekannten, Freunde, an die Familie, einfach an alle Menschen auf der Welt." So lautet ihre Fürbitte nach der Ankunft in Retzbach unter dem Gnadenbild: "Segne unser Dorf, die Bewohner und die Wallfahrer."

Geselligkeit unter Pilgern

Aber auch die Geselligkeit sei wichtig, weiß Christa Keller. Deshalb setzte sie sich auch gerne am Abend noch mit den anderen Pilgern zusammen. Lang halte sie dabei meist aber nicht durch nach dem anstrengenden Tag: "Mehr als einen Schoppen am Abend schaffe ich nicht."

Die Gesamtleitung der Wallfahrt hat seit 2001 Gerhard Halbig. Er übernahm das Ehrenamt von Josef Weingart. "Ich freue mich, dass heuer auch wieder viele Jüngere und Neue dabei waren", sagt der 56-Jährige. Von acht bis weit über 70 Jahre war jedes Alter vertreten. Das macht für Halbig auch den Reiz der Pilgerschaft aus: "An den zwei Tagen unterhalte ich mich mit Leuten, die ich sonst nur auf der Straße treffe."

Die Geselligkeit unterm Tag, am Samstagabend und beim Nachtreffen am Montag steht für Gerhard Halbig im Vordergrund. Aber für jeden in der Gemeinschaft habe der Bittgang natürlich auch eine religiöse Dimension: "Für mich ersetzt das den Kirchgang für das ganze Jahr", scherzt Halbig, und: "An den beiden Tagen erbitte ich sozusagen immer meinen Ablass für das ganze Jahr."


Die Strecke

Die einfache Strecke in Richtung Retzbach ist 37,7 km lang, die Sulzthaler sind 10 Stunden und 40 Minuten unterwegs, davon 7 Stunden und 40 reine Laufzeit. In Richtung Retzbach werden 971 Meter bergauf und 1038 Meter bergab zurückgelegt, höchster Punkt ist gleich zu Beginn im Sulzthaler Bühnholz mit 405 Metern. Die Datem für das Höhenprofil gibt es hier.