Die VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau und die Raiffeisenbank Hammelburg schließen sich zur VR-Bank Bad Kissingen zusammen.
Die Zeit der niedrigen Zinsen hat auch im Landkreis Bad Kissingen Folgen: Die VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau und die Raiffeisenbank Hammelburg arbeiten an einer Fusion. Die beiden Banken wollen damit nicht nur der Finanzmarktsituation begegnen. Bei einem Pressegespräch stellten die Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzenden beider Häuser ihr Vorhaben vor.
Die Verschmelzung soll im kommenden Jahr über die Bühne gehen. Im Mai 2018 werden die beiden Vertreterversammlungen nach mehreren Informationsveranstaltungen anberaumt, um die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2018 zu beschließen.
"Es ist die richtige strategische Antwort", sagte Rainer Geis. Sie erfolge aus einer Position der Stärke heraus. Denn der Vorstand der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau betonte: "Beide Häuser sind wirtschaftlich gesund."
Dennoch zeichnete Geis ein breites Bild an Herausforderungen, die die beiden Banken künftig gemeinsam angehen wollen. So bohre sich die Niedrigzinsphase immer mehr in die Bilanzen, da 80 Prozent der Erträge aus den Zinsmargen stammen. Als eine Unsicherheit nannte Geis außerdem die nicht gelöste Staatsschuldenkrise in manchen Ländern. Dazu kommen - vor allem seit der Finanzkrise - immer mehr Regulierungen auf die Banken zu.
Gleichzeitig stehen die beiden Häuser im Wahrnehmungswettbewerb um Kunden, wie Geis erklärte. Sie müssten noch stärker im Internet und den sozialen Medien präsent sein, um ihre Produkte anbieten zu können. Die dafür notwendigen Investitionen seien gemeinsam einfacher zu schaffen. "Wir sparen künftig Geld, wenn wir Dinge einmal erledigen, und stabilisieren die Ertragslage", fasste Roland Knoll, Vorstand der Hammelburger Raiffeisenbank, zusammen.
Er versicherte: "Filialschließungen sind nicht geplant." Vielmehr soll sogar einer der Geschäftsstellen-Standorte gestärkt werden. Nach Oberthulba wird die IT beider Häuser verlagert. Dort entsteht auch ein neues Kundenservice-Center, über das die Telefonkontakte und das Telefon-Banking abgewickelt werden. Später soll es sogar zu einem Multikontakt-Center ausgebaut werden, wie es der Bad Kissinger Vorstand Michael Kaiser bezeichnete - mit Videoberatung und Kommunikation per Whatsapp.
Einzelne Abteilungen werden zwischen den Standorten Bad Kissingen, Bad Brückenau und Hammelburg verschoben. So kommt die Kreditabteilung zum Beispiel zentral nach Hammelburg. Das betrifft die Abläufe im Hintergrund. Die Kunden sollen ihre vertrauten Ansprechpartner vor Ort immer behalten, erklärten die Vorstände. Die Dezentralität solle gewahrt bleiben.
Die Hammelburger Bank, das nach der Bilanzsumme deutlich kleinere Haus, wird daher auch nicht auf eine Zweigstelle reduziert. Sie behält ihre Bedeutung. Das war Sebastian Hose, Vorsitzender des Hammelburger Aufsichtsrates, wichtig.
Vorstände betonen die Eintracht
Der Aufsichtsrat habe lange überlegt und sich alles sehr genau angeschaut - und letztlich die Wichtigkeit des Schrittes anerkannt. Zumal es keinen Personalabbau geben wird. Laut den Vorständen sind betriebsbedingte Kündigung nicht geplant. Vielmehr sahen sie für die Beschäftigten mehr Karrierechancen in einem gemeinsamen, großen Haus.
Trotz der Größenunterschiede herrsche in der Beziehung zwischen beiden Häusern Augenhöhe, meinte der Bad Kissinger Vorsitzende des Aufsichtsrates, Hubert Schott. Mehrmals erwähnten die Vorstände, dass die Chemie stimme.
Nach der Fusion wird die neue VR-Bank Bad Kissingen 200 Mitarbeiter und mehr als 41 000 Kunden haben. Mit einer Bilanzsumme von 950 Millionen Euro zählt sie trotzdem nicht zu den ganz großen Häusern.
Bei vergangenen Raiffeisenbank-Fusionen in anderen Regionen sind meist Häuser mit einer Bilanzsumme von deutlich über einer Milliarde Euro entstanden. Dass sich die Fusion im Landkreis-Rahmen hält, sehen Kenner der Raiffeisenbank-Sparte als positiv für die Region.