Neues Denkmal in der Altstadt

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Das Waisenhaus in der Spitalgasse spielte in der jüngeren Sozialgeschichte der Stadt eine wichtige Rolle. Foto: Arkadius Guzy
Das Waisenhaus in der Spitalgasse spielte in der jüngeren Sozialgeschichte der Stadt eine wichtige Rolle. Foto: Arkadius Guzy

Das Landesamt für Denkmalpflege will das ehemalige Waisenhaus in Hammelburg auf seine Liste schutzwürdiger Bauten setzen.

Schon seit Jahren steht das ehemalige Waisenhaus, in dem später auch die Kinderbewahranstalt untergebracht war, leer. Zwar gibt es Überlegungen, wie das Gebäude genutzt werden könnte, doch ist noch längst nichts beschlossen. Durch einen Vorstoß des Landesamts für Denkmalpflege (LfD) erfährt das Bauwerk nun aber plötzlich neue Aufmerksamkeit.

Das LfD schätzt das Waisenhaus nach einer Begehung im vergangenen Jahr als würdig ein, in die Denkmalschutzliste aufgenommen zu werden. Die Einrichtung, die in den 1870er Jahren gebaut wurde, geht auf die private Stiftung von Carl von Heß zurück.

Aufgrund dieses Ursprungs räumt das LfD dem Gebäude eine Bedeutung für die Sozialgeschichte der Stadt ein. Das geht aus einem Schreiben hervor, das Bürgermeister Warmuth (CSU) in der Stadtratssitzung zitierte. Auch die Gestalt des Waisenhauses hebt sich für das LfD städtebaulich und baukünstlerisch heraus.

Die Stadtverwaltung sah keine Bedenken gegen einen Eintrag in die Denkmalliste. Schließlich habe keiner die Absicht, das Gebäude abzureißen, wie der Bürgermeister meinte. Und: "Wir wissen ja selber noch nicht richtig, was wir damit machen", sagte Warmuth. Das Waisenhaus gehört der von der Stadt verwalteten Bürgerspitalstiftung.

Stadtbaumeister Detlef Mohr sprach sogar von Vorteilen, wenn die Stadt bei einem künftigen Vorhaben nicht selber Bauherr sein sollte. Dann könne sie über den Denkmalschutz Einfluss auf den Erhalt und die Gestaltung nehmen.

Doch nicht alle Stadträte folgten dieser Argumentation. Denn auch wenn nichts Konkretes beschlossen ist, hatten sie die vor einiger Zeit in die Diskussion gebrachte Idee im Hinterkopf, das Waisenhaus zu sanieren und für betreutes Wohnen zu nutzen. Nun fürchteten sie Einschränkungen. "Als Investor würde ich das nicht wollen. Ich sehe eher Nachteile", bewertete Patrick Bindrum (CSU) die Denkmalschutzabsichten. Sie machten eine Entwicklung eher schwierig. Alexander Stolz (CBB) forderte, dass die Stadtverwaltung zunächst klären sollte, ob ein späteres Nutzungskonzept noch möglich sei.

Dass er bei der Frage nach dem Denkmalstatus hin- und hergerissen sei, erklärte Martin Wende (CSU). Er sah einerseits ebenfalls Schwierigkeiten für spätere Entwicklungen, hielt das Waisenhaus andererseits historisch für bedeutender als die ebenfalls unter Denkmalschutz stehende frühere Volksschule.

Warmuth verwies auf die Offenheit der Denkmalschutzbehörde für neue Nutzungen. Mohr unterstützte das mit Beispielen wie dem früheren Amtsgericht und konterte den Vorwurf von Rita Schaupp (SPD), dass die Stadt nichts am Gebäude mache: Die Stadt kümmere sich zum Beispiel darum, dass das Dach dicht sei. Außerdem sollen demnächst die Fenster vergittert werden, damit sie von den Kindern beim Spielen nicht mehr eingeschossen werden können.

Trotzdem sprach sich eine knappe Mehrheit von 10:11 Stimmen gegen den Denkmalstatus aus. Das wird die Aufnahme vorerst nicht verhindern. Denn das LfD wollte zunächst nur wissen, wie die Stadt zum Denkmalcharakter steht. Ein Widerspruch gegen einen Eintrag ist erst in einem späteren Verfahrensschritt möglich.