Neuer Blick auf das Nest

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Perspektiven wie auf diesem Archivbild aus dem Jahr 2011 gab es vom Storchennest auf dem Hammelburger Mönchsturm bislang nur, wenn die Vogel-Experten mit der Drehleiter der Feuerwehr zur Beringung ganz nah ans Nest fuhren. In Zukunft sollen zwei Kameras direkt am Nest installiert werden.
Perspektiven wie auf diesem Archivbild aus dem Jahr 2011 gab es vom Storchennest auf dem Hammelburger Mönchsturm bislang nur, wenn die Vogel-Experten mit der Drehleiter der Feuerwehr zur Beringung ganz nah ans Nest fuhren. In Zukunft sollen zwei Kameras direkt am Nest installiert werden.
Foto: Archiv/Willecke
Von 2009 bis 2017 war eine Storchen-Cam auf dem Kirchturm installiert, heuer sollen eine Konstruktion direkt auf dem Dach des Mönchsturms Einblicke ins Nest ermöglichen.
Von 2009 bis 2017 war eine Storchen-Cam auf dem Kirchturm installiert, heuer sollen eine Konstruktion direkt auf dem Dach des Mönchsturms Einblicke ins Nest ermöglichen.
Foto: Ralf Ruppert

Nach drei Jahren Pause scheint wieder ein Storchenpaar auf dem Mönchsturm zu brüten. Christian Fenn und andere wollen auch die "Storchen-Cam" reaktivieren.

Auf dem Dach des städtischen Mönchsturms ist vor mittlerweile zwei Wochen wieder Leben eingezogen: Ein Storchen-Paar hat sich niedergelassen. "Sie haben bereits mehrfach kopuliert und bewachen auch schon regelmäßig ihr Nest", berichtet 3. Bürgermeister Christian Fenn, der sich seit vielen Jahren um das Storchennest kümmert. Nach drei Jahren ohne Störche in der Innenstadt bezeichnet er die aktuelle Besetzung als "vielversprechend". Die Begeisterung in Hammelburg und über die sozialen Medien weit darüber hinaus ist groß. Und es gehen täglich Anfragen bei Fenn ein, ob und wann denn die "Storchen-Cam" reaktiviert wird.

Ein unberingter männlicher und ein beringter weiblicher Storch haben sich Mitte März niedergelassen. Sie verteidigten das Nest auf dem Mönchsturm auch bereits gegen weitere Störche, Bilder von bis zu vier Vögeln auf dem Dach des Mönchsturms kursieren in sozialen Medien.

Die Störche auf dem Mönchsturm sorgten bereits 2009 für Schlagzeilen. Damals installierte Christian Fenn auf dem Kirchturm eine Kamera, die bis 2017 in den Sommer-Halbjahren Bilder aus dem Nest ins Internet stellte. Nachdem 2018 Störche ausblieben, baute Fenn die Technik ab. Eine Rückkehr in den Kirchturm schließt Fenn mittlerweile auf Nachfrage aus: "Nachdem sich alle möglichen rechtlichen und versicherungstechnischen Bedenken nicht zweifelsfrei haben ausräumen lassen, können wir den Turm nicht mehr nutzen", kommentiert er die Verhandlungen mit der katholischen Pfarrgemeinde.

Stattdessen zieht die Technik direkt mit in den Mönchsturm ein: Der 3. Bürgermeister hat bereits gemeinsam mit der Bauverwaltung der Stadt und Bauhof-Mitarbeitern die Installation von zwei Kameras besprochen. Auch der Hammelburger Bürgermeister Armin Warmuth sieht die Störche als "öffentliches Thema". Die vielen Reaktionen in den sozialen Medien seien eindeutig: "Das Interesse ist riesengroß, deshalb unterstützen wir als Stadt das Ganze natürlich."

Mittlerweile hat Christian Fenn eine WLAN-Verbindung zwischen Mönchsturm und seinem Haus am Ofenthaler Berg aufgebaut. Vom 120 Meter entfernten Kirchturm aus ging es darum, die Störche wie mit einem Fernrohr zu beobachten, für die jetzt angedachte Lösung dagegen würden völlig neue Kameras mit kleinen Brennweiten benötigt. Zudem müssen sie wetterfest sein und dürfen die Störche nicht stören.

Erste Bilder möglichst bald nach Ostern

Auch bei der Bereitstellung der Kameras hat Fenn viel Unterstützung: Ein ehemaliger Hammelburger, der mittlerweile in Regensburg wohnt, bereitet mit einem Team die beiden Kameras vor. Fenn hofft, dass sie noch vor Ostern geliefert werden, dann will er über die Feiertage letzte technische Fragen klären und möglichst bald nach Ostern die ersten Bilder live auf der Seite www.storchencam.de übertragen.

"Da die Störche bereits im Nest sind, können wir nicht mehr ohne Weiteres dort handwerken", stellt Fenn klar, dass eine Störung der Tiere unbedingt vermieden werde. Stattdessen sollen die Kameras durch Öffnungen im Dach des Mönchsturmes direkt bis ans Nest geschoben werden. Winkel und Höhe der Halterungen seien flexibel, Fenn hofft, dass dadurch ideale Einblicke aus nächster Nähe möglich werden.

"Wir haben jetzt sicherlich bessere Bilder, aber die Perspektive verändert sich sehr", fasst Fenn die Neuerungen zusammen. Der Storchen-Experte hofft, dass in Zukunft viel genauer zu sehen sein wird, wie viele Eier zum Beispiel im Nest liegen und wie viele Küken schlüpfen. "Es gibt keinen Beobachtungskrimi mehr", erinnert er an tagelange Spekulationen in früheren Jahren. Allerdings gebe es auch Nachteile: "Dafür können die Störche nicht mehr vermessen werden", nennt Fenn als Beispiel.

Nach mehreren Jahren Pause will Fenn in Verbindung mit den neuen Kameras auch die Seite www.storchencam.de neu gestalten. "Das aktuelle Layout ist in die Jahre gekommen." Auf der Seite kündigt Fenn an, dass Live-Bilder und neues Layout auf alle Fälle rechtzeitig vor dem Schlüpfen online gehen.