Beim ersten Sturm auf den neuen Amtssitz des Bürgermeisters verbuchten die Faschingsfreunde einen durchschlagenden Erfolg. Die kampferprobten Narren siegten im Handstreich.
"Barrikaden und erbitterte Gegenwehr" hatte Bürgermeister Thomas Hack im Vorfeld angedroht. Doch davon war am Samstag nicht viel zu spüren. Die ehemalige Schule war bald in den Händen der Narren, was wohl unter anderem der laschen Gegenwehr der Verteidiger zuzuschreiben ist. Hinzu kam das Kuriosum, dass einige Teilnehmer nicht genau wussten, auf welche Seite sie sich stellen sollten, weil sie sowohl Gemeinderäte als auch Mitglieder der Faschingsfreunde sind.
Vielleicht erfolgte der schnelle Rückzug auch mit Absicht. Denn wenn die Rotgoldenen die Macht übernehmen, ist Hack für drei Monate die Sorge um die Finanzierung der Sanierung der Kirchenruine, der Wasserleitung, der Zehnt und der Hauptstraße los. Die Angreifer überrollten die kleine Schar der Gemeinderäte nur zu gerne - winkte doch im Schulgebäude ein warmes Plätzchen. Hier gab es einen würzigen Schaschlik-Topf, Bratwürste sowie Bier, Wein und Sekt.
Kanone zwang zum Handeln Immerhin gaben die Narren, allen voran der wiedergewählte Sitzungspräsident Manuel Kolb, den Räten die Chance zur ehrenvollen Übergabe. Doch dies akzeptierten die Eingeschlossenen nicht. So sprach die Kanone, und der Bürgermeister öffnete schnell das Fenster, um mit den Kontrahenten zu verhandeln.
Zwischenzeitlich verabschiedete der Sitzungspräsident die bisherigen Prinzenpaare im ehemaligen Schulhof, stellte die neuen Majestäten vor und führte sie in ihr Amt ein. Überraschend inthronisierte er Udo und Sonja Tillemann als Majestäten sowie Katharina II. Frank und Niklas Fella als Kinderprinzenpaar.
Weitere Kanonenschüsse zwangen den Bürgermeister zum Handeln. Hack versuchte es mit der Gemeindekasse, die er an einem Strick vom Fenster hinunterließ. Der Knoten ging jedoch auf, so dass das ganze Geld herausfiel, die so genannten Auros. Die werden nicht überall als Währung anerkannt, denn es handelt sich um Schokoladentaler und Geldscheine aus dem Drucker.
Orden für die Siegreichen Da war die Geduld der Narren zu Ende. Mit vereinten Kräften drangen sie in den Amtssitz ein, stürmten die Treppe hinauf und besetzten das Sitzungszimmer. Der Bürgermeister und die Seinen kämpften zwar um den Ratshausschlüssel, der partout nicht in die Hände der Karnevalisten fallen sollte, unterlagen aber. Im Sitzungszimmer dekorierte Peter Sattes die Siegreichen mit dem neuen Sessions-Orden, der nach einem Entwurf von Holger Wörner stilisiert ist. Er zeigt die Sommerwirtschaft der Kirchenruine aus dem Jahr 1952, die Narrenkappe, das Wappen der Faschingsfreunde Aura sowie die Jahreszahl.
Der Zwist war schnell vergessen, und Narren und Räte feierten Verbrüderung bei Speis und Trank. Auch diejenigen, bei denen ob ihrer Mitgliedschaft im Rat und bei den Faschingsfreunden zwei Seelen in einer Brust schlugen, konnten jetzt endlich ihre Gefühle in Einklang bringen. Der Erlös aus dem Mahl fließt übrigens der Typisierungsaktion für Sarah Schmitt und andere zu.