Gut 25 Wirmsthaler waren zur Bürgerversammlung gekommen, haben sich informiert über das, was im nächsten Jahr auf sie zukommt. Am Ende gab es eine Diskussionsrunde. Eine Geschichte über die kleinen Dinge im Leben.
WirmsthalOft sind es ja die kleinen Probleme, die die Welt bewegen - und je kleiner die Welt in der man sich gerade befindet, desto vermeintlich kleiner sind wohl auch die Probleme. Man könnte auch sagen: Irgendwas ist immer. So geschehen bei Klaus Stingl. Wirmsthaler. Er besuche, sagt er, Rückengymnastik-Kurse bei der Volkshochschule in Euerdorf. Auf dem entsprechenden Parkplatz stehe aber ein Parkverbotsschild. Von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Ausgenommen für Lehrkräfte. Was er denn jetzt machen solle, fragt Büttner. Dürfe er nun zu seinem Kurs abends dort parken ohne dass die Polizei komme, oder nicht?
"Edgar, stell dich drauf, das passt schon", sagt Patricia Schießer, ein bisschen muss sie lachen.
Genauigkeit ist eben wichtig
Es ist kurz nach halb acht am Donnerstagabend, die Euerdorfer Bürgermeisterin Patricia Schießer hat zur Bürgerversammlung in Wirmsthal geladen.
Veranstaltungsort: Der Gasthof Zum Hirschen, dort wo Bocksbeutel als Kerzenständer fungieren, Silvaner Kabinett trocken, und auf dem Schild am Eingang steht: "Hier kocht der Chef." Jetzt spricht erstmal, wenn man denn so will, die Chefin. Bürgermeisterin Schießer hat eine Art Jahresrückblick und -vorschau vorbereitet.
Ganz oben auf der Liste steht das neue Feuerwehrauto. Zwei Jahre Planung, rund 190 000 Euro Anschaffungskosten, den ersten Einsatz beim Brand am Mittwochnachmittag. Am Ende wird sich der Kommandant der Wirmsthaler Wehr, Edgar Röhr, zu Wort melden und sagen: "Ich komme nur auf 178 000 Euro." Selbst mit Pumpe. Er habe mehrmals nachgerechnet. Die Leute würden ihn schon auf die Differenz ansprechen. "Ein Pauschalwert", sagt Schießer. Röder schüttelt den Kopf, mit Pauschalwerten kann er jetzt auch nichts anfangen. "Seh' das nicht so eng", sagt Schießer.
Röder schüttelt nochmal den Kopf, dann setzt er sich wieder.
Ein neuer Jugendraum wurde eingerichtet. Der ehemalige Raum unterhalb des Rathauses durfte aus Brandschutzgründen nicht mehr genutzt werden - die Jugend versammelt sich jetzt im alten Bürgermeisterzimmer. Kurz zuvor hatte Schießer noch die Geburtenraten für Wirmsthal aus dem Jahr 2014 dargelegt: Null. Dagegen die Sterbefälle: fünf.
Anderes Thema. Der Radweg zwischen Euerdorf und Wirmsthal. "Nach nur sechs Wochen Bauzeit fertiggestellt", sagt Schießer. Die Diskussionen dauerten damals wesentlich länger. "Längst überfällig", sei der Weg gewesen, gerne genutzt werde er auch. Zwölf Obstbäume sind gepflanzt worden, Schießer ist mit dem Ergebnis zufrieden. Anders Gerhard Büttner. Der Landwirt beklagt, dass die Bäume am Wegesrand zu eng stehen - mit dem Unimog komme er jetzt nicht mehr durch.
Schießer zuckt mit den Schultern, die Gemeindemitarbeiter waren bei der Bepflanzung dabei.
Neue Mauer und altes Fest
Dann gibt es noch die Friedhofsmauer, die soll zumindest stellenweise, erneuert werden, noch im ersten Halbjahr 2016. Am Ende wird sich nochmal Klaus Stingl zu Wort melden, in der Friedhofsstraße, wird er sagen, sei man nun schon in der elften Woche Dunkelheit. Die Straßenbeleuchtung ist kaputt. Zwei mal habe er bereits in der Gemeinde nachgefragt. Nichts ist passiert. Schießer sagt, dass sie von dem Problem wisse, warum bisher nichts dagegen getan werde, das wisse sie auch nicht.
"Vergleichsweise klein", sagt Schießer nach der Versammlung, seien die Probleme hier. Den wohl interessantesten Beitrag gab es auch bereits vor der Versammlung. Eine ältere Dame habe sie gefragt, ob man vielleicht einen Bürgerbus von Wirmsthal nach Euerdorf einrichten könne.
Und Schießer hatte gesagt: "Das müsste sich doch machen lassen."
"Wirklich neu war jetzt nichts für mich", sagt Stefan Alt. Er kommt zu solchen Versammlungen "weil man sonst ja nicht allzuviel mitbekommt". In die Helferliste für die 1300 Jahr-Feier hat er sich eingetragen.
Die 1300-Jahr-Feier in Euerdorf. Heribert Schießer ist der Vorsitzende des Festausschusses. Er will auch hier in Wirmsthal das Programm vorstellen - "schließlich sind wir doch eine Gemeinde, und von den Gewinnen werden auch die Wirmsthaler Vereine profitieren". Heribert Schießer hat eine Präsentation vorbereitet. Er spricht von dem Programm in einer Ernsthaftigkeit, als würde er den jüngsten Bundeswehreinsatz der Regierung erklären. Immer wenn ein neues Bild am Beamer erscheinen soll, sagt er "Klaus". Klaus klickt dann am Laptop weiter.
Dinner auf der Brücke
Es wird zum Beispiel ein Dinner geben auf der Alten Saale-Brücke, sagt Schießer, und dann: "Klaus". Das nächste Bild erscheint. Warum das Essen auf der Alten Saale Brücke stattfinden werde? Weil nicht jeder eine solche Saale Brücke hat. Das ist, zugegeben, eine bestechende Logik.
Das Highlight schlechthin an einer an Highlights nicht armen Festreihe, wenn man Schießer glauben darf, ist am letzten Festwochenende der Auftritt des Comedian Kaya Yanar. Oder wie Schießer ihn nennt: "ein beinahe schon Weltstar." Man stelle sich nur mal den Tourplan des Herrn Yanar vor, sagt Schießer. "Da steht dann für nächstes Jahr Berlin - Euerdorf - Düsseldorf." "Hoffentlich wird er nicht krank", sagt da einer der Gemeinderäte leise und grinst.