Der Kindergarten in Thulba besteht seit 100 Jahren, und das wird am kommenden Wochenende gefeiert. Für Gründung und Fortbestand haben immer wieder couragierte Männer und Frauen gekämpft.
Am Sonntag, 14. Juni, wird in Thulba gefeiert: "Wir werden 100 Jahre alt", so steht es in der Einladung des St.-Elisabethenvereins Thulba. Ein großes Tagesprogramm mit Festgottesdienst, Festzug und Aufführungen werden für Unterhaltung sorgen. Erstellt wurde auch eine Chronik. "Es war keine leichte Arbeit", so Simone Knüttel, die Vorsitzende des St.-Elisabethen-Vereins, das alles aufzuarbeiten.
Ortspfarrer Alfons Feser hatte am 19. Dezember 1915 die Idee, in der Propsteigemeinde Thulba die erste Kleinkinder-Bewahranstalt ins Leben zu rufen. Es war die Zeit des Ersten Weltkrieges. Väter und Söhne mussten an die Front, damit blieb die Arbeit in der kleinbäuerlichen Gemeinde an den Müttern hängen. Die Bewahranstalten sollten eine Hilfe sein, denn die Kinder waren für eine gewisse Zeit untergebracht.
Der Mitgliedsbeitrag lag bei zehn Mark.
Spenden und Schenkungen kamen hinzu, so konnte der Unterhalt der Kinderbewahranstalt finanziert werden. Nun galt es, ein Gebäude und einen Garten zu finden.
Angenehme Überraschung Eingetragen wurde die neue Gemeinschaft als "Verein zur Gründung, Förderung und Unterhaltung einer Kleinkinderbewahranstalt" in Thulba am 10. Februar 1916. Vermerkt wurde, dass bei Auflösung des Vereins das Vermögen je zur Hälfte der Kirchenstiftung und der Armenkasse in Thulba zufallen solle. Diese Regelung sollte allerdings im Dritten Reich noch für Ärger sorgen. Vorsitzender wurde Pfarrer Alfons Feser.
Eine angenehme Überraschung erfuhr die neue Bewahranstalt im August 1917. Denn da kam eine Mitteilung des Königlichen Rentamtes, dass eine Elisabeth Weidner ein Legat zur Stiftung von 2000 Mark gemacht habe, was der Kinderbewahranstalt zufließen sollte.
So wurde es möglich, im Jahr 1919 ein Grundstück zu kaufen. Dort befindet sich noch heute der Kindergarten.
Inzwischen hatte der neue Ortspfarrer Karl Reinhard den Vorsitz übernommen. Kämpferisch hat er sich eingesetzt für den Bau eines Hauses für den Kindergarten. Mehrere Vorschläge von ihm wurden jedoch abgelehnt. Und mit der Inflation 1923 war der größte Teil des Vereinsvermögens zusammengeschmolzen. Der Bau eines Kindergartens rückte in weite Ferne.
Allerdings wurde 1939 unter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) im Gasthaustanzsaal Totnan Rhein eine Kinderbewahranstalt eingerichtet. Eine Regina Mehling, die Schwester des damaligen Bürgermeisters, und Maria Kolb übernahmen die Betreuung.
Doch das hielt nicht lange, denn schon 1941 wurde aufgrund der NS-Gesetze und auf Druck der Kreisleitung sowie des Ortsgruppenverwalters und unter Androhung der Gestapo der Verein aufgelöst und im Vereinsregister gelöscht. Bis 1952 sollte es dauern, bis dieser Löschvermerk wieder gestrichen wurde.
Jetzt ging es um das Vereinsvermögen, das zur Hälfte der Armenkasse in Thulba zufließen sollte. An ihre Stelle war nun der Bezirksfürsorgeverband Hammelburg getreten, der ebenfalls Ansprüche stellte. Deswegen entbrannte ein Streit, doch Pfarrer Reinhard wehrte sich geschickt gegen dieses Ansinnen. So erhielt die Kirchenstiftung das bereits gekaufte Grundstück.
Bevölkerung packte an 1945 erfolgte die Wiederbelebung, allerdings unter dem Namen "Caritasverein Thulba". 1946 kamen die ersten Rita-Schwestern nach Thulba. Damit begann der eigentliche Kindergartenbetrieb.
Bis zum Bau des Marienheimes 1947 bis 1949 mussten die Thulbaer in die Propstei ausweichen.
Beim Bau bewies die Ortsbevölkerung, dass sie zupacken kann. Ziegel und Kalk wurden weitgehend vor Ort hergestellt. 1954 passte man sich dann der neueren Zeit an. Es erfolgte die Umbenennung des Vereins in "Elisabethenverein Thulba e.V.". Pfarrer Alfred Hummel übernahm das Amt des Vorsitzenden, ihm zur Seite stand als 2. Vorsitzender Josef Dunkel. Festgelegt wurde, dass das Vereinsvermögen bei Auflösung der Kirchenstiftung Thulba zufällt.
1975 erfolgte dann wegen Platzmangels der Erweiterungsbau, der heute noch besteht und bald abgerissen werden soll. 1983 übernahm Pfarrer Karl Theodor Mauer den Vorsitz, 2. Vorsitzender wurde Bernhard Fenn.
Neubau im Visier In diesem Jahr waren auch noch die Schwestern da, denn laut den Unterlagen bat Bernhard Fenn darum, dass bei schlechtem Wetter Krankenschwester Albana mit dem Auto zu den Kranken geholt wird, damit sie nicht bei widrigen Wetterverhältnissen mit dem Mofa fahren muss.
Noch einmal mussten die Thulbaer Bürger zulangen, und zwar bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten 1990. Seit 2009 gibt es nun auch eine Nestgruppe, die für die Kleinsten im Kindergarten zuständig ist.
Mittlerweile befindet sich das Gebäude in schlechtem Zustand, und es geht seit einiger Zeit um den Neubau eines größeren Kindergartens.
Dazu wurde ein Bauausschuss gegründet, dem Pfarrer Karl Theodor Mauer und seine Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat, Kindergarten und St.-Elisabethen-Verein mit Simone Knüttel an der Spitze sowie Bürgermeister Gotthard Schlereth und einige Marktgemeinderäte angehören. Architekten-Vorschläge liegen bereits vor. Allerdings braucht es bis zur Umsetzung noch etwas Geduld.
Das FestProgramm 10 Uhr Festgottesdienst in der St. Lampertuskirche, anschließend Festzug zum Kindergarten. Ab 11.30 Uhr Mittagessen , 14 Uhr Aufführung "Die heilige Elisabeth - Der Schlüssel zum Himmel", kleine Ausstellung zur Geschichte des Vereins, Besichtigung der Einrichtung, Kaffeebar, ab 16.30 Uhr gemeinsame Sängerrunde mit Ludolf Hohmann.