Ein ganzes Schloss zieht im April ins städtische Museum ein. Wie das geht, was dahinter steckt und was Leiterin Elfriede Böck sonst noch Neues plant.
Adventskranz und Weihnachtsdekoration zeugen davon, dass das Hammelburger Museum seit einiger Zeit im Dornröschenschlaf liegt. Doch schon nächste Woche beginnt der Großputz. Bis zur Wiedereröffnung am 1. März sind die Corona-Regeln gelockert. Dann soll nicht mehr beschränkt, sondern wieder "normal" offen sein, sprich dienstags bis sonntags. "Ich muss noch ein paar Details mit dem Gesundheitsamt abklären, aber dann gilt 3G", freut sich Museumsleiterin Elfriede Böck, die für dieses Jahr einiges geplant hat.
"Wir haben schon jede Menge Anfragen für Hochzeiten im Museum und auch der Brückenschoppen wurde bereits schmerzlich vermisst", erzählt sie. Überhaupt hat bei den Führungen die Weinverkostung gefehlt, die wegen Corona ausfallen musste. Auch die Station mit den Getreidesorten war leer. Doch es sind gerade die kleinen Sachen, die die Geschichte in der Herrenmühle lebendig werden lassen. Gleich nach dem Foto-Point, wo sich jeder als Müller verkleiden und fotografieren lassen kann, wird ein Filmchen gezeigt. Und Elfriede Böck plant ein zweites, das die Mühlglocke von einst erklärt.
Die Bewohner von Greifenstein
Am 7. April startet dann eine ganz besondere Ausstellung. Museumsleiterin Elfriede Böck und Christoph Joa, der die Regionalausstellung des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums auf dem Lagerberg betreut, haben sie gemeinsam erarbeitet. Die beiden haben intensiv das Leben der Bewohner von Schloss Greifenstein in Bonnland recherchiert und jede Menge herausgefunden. Den Auftrag dazu hatte die Truppenübungsplatz-Kommandantur gegeben. Denn eigentlich sollten die Ergebnisse anlässlich des 125-jährigen Bestehens des Truppenübungsplatzes 2021 präsentiert werden. Doch der geplante Volkswandertag vorbei an historischen Stellen musste coronabedingt abgesagt werden.
"Da waren wir allerdings schon sehr weit mit unserer Arbeit, hatten viel Material zusammen getragen", berichtet Joa. Und weil das Ergebnis dieser Recherchen auch ohne Jubiläum spannend ist - schließlich liegt Schloss Greifenstein in Bonnland und das ist für Normalsterbliche nur selten zugänglich - haben sie beschlossen, eine Ausstellung zu kreieren. Die wurde vom Landkreis gefördert. Das Design, sehr modern, farbig und aus Recyclingmaterial, hat die Würzburger Agentur Eydos übernommen.
Die Aufsteller aus Kartonage, ein modernes Material, sind leicht aufzubauen. Jeder hat die Form einer der Kuppeln des Schlosses und jeder Bewohner eine eigene Farbe. Sie berichten vom Erbauer, Philip III. von Thüngen, und über die Mitglieder der Familie Gleichen-Rußwurm, von Emilie über ihren Sohn Ludwig - der Maler - bis hin zu Alexander - dem Schriftsteller. Auch spätere Bewohner, wie die Schlosskinder der Familie Klöckner, die in den 50er Jahren dort wohnte und sich 2021 im Schloss traf, und natürlich die heutigen Bewohner - die Fledermäuse - haben wie auch die Bundeswehr selbst einen Aufsteller bekommen.
Gekrönt werden die Aufsteller mit besonderen Ausstellungsstücken, wie einem Gerichtsbuch aus Bonnland aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Oder einem Brief von Emilie, Tochter von Friedrich Schiller, den sie frisch verheiratet schrieb. Und auch eine kleine Radierung von Ludwig von Gleichen-Rußwurm wird gezeigt. Wenn es klappt, möchte Museumsleiterin Böck zudem eine Fahrt für Interessierte zum Schloss organisieren. Doch das denkmalgeschützte Gebäude werde gerade saniert, deshalb müsse man erst die Bauarbeiten abwarten, bevor diese Planung ins Detail gehen kann, so Joa.
Drei Sonderausstellungen
Eröffnet wird die Ausstellung für geladene Gäste im Hammelburger Museum coronabedingt an zwei Terminen, nämlich am 6. und 7. April, jeweils um 19 Uhr. Danach können sie alle Interessierte zu den üblichen Öffnungszeiten bis 29. Mai dort sehen. Sonntags wollen Böck und Joa im Wechsel Einführungen dazu geben. Und danach zieht die Ausstellung weiter in den Lichthof des Landratsamtes Bad Kissingen.