Ein äußerst seltenes Harmonium steht in der Hammelburger Musikakademie. Dank der wachsamen Augen und des Engagements von Bernadette Roßberg wird es nun - vollkommen restauriert - den Musikern zur Verfügung stehen.
Nur der Hartnäckigkeit von Bernadette Roßberg, Verwaltungsleitung der Musikakademie Hammelburg, ist es zu verdanken, dass ein seltenes Musikinstrument in Hammelburg steht: ein wunderschönes Harmonium.
Laut Vereinbarung aus dem Jahre 2006 musste die bayerische Musikakademie, die einen Teil des Klostergebäudes (Kloster Altstadt Hammelburg: Gegründet 1649 - Schließung 30. November 2014) bereits nutzte, dieses nach dem Rückzug der Franziskaner komplett bewirtschaften.
Das gesamte Inventar der Hauskapelle vermachten die Franziskanerbrüder ihren polnischen Ordensbrüdern. Als diese zum Ausräumen kamen, öffnete Bernadette Roßberg die Türen und beobachtete mit wachsamen Auge deren Tätigkeiten. Als sie bemerkte, dass dieses Musikinstrument herausgetragen wurde, rief sie: "Stopp! Alles Musikalische bleibt im Haus."
Abgestellt im Lagerraum
Sie rief Landrat Thomas Bold, Vorsitzender der Bayerischen Musikakademie Hammelburg an, mit der Bitte um Zustimmung, dass dieses Instrument im Hause bleibt. Der fragte: "Ja ist das was Wichtiges oder Interessantes?" Darauf Roßberg: "Das weiß ich auch nicht, toll schaut es nicht aus, aber es ist ein Musikinstrument, und sowas sollte im Haus bleiben. Landrat Bold teilte Roßbergs Meinung und stimmte zu.
Dann lagerte das Instrument einige Jahre in der Hauskapelle, die während den Umbauarbeiten als ungeheizter Lagerraum genutzt wurde. Irgendwann fiel Bernadette Roßberg ein schimmeliger Befall des Instruments auf. Sie setzte sich mit Orgelbaumeister Hoffmann (Ostheim v. d. Rhön) in Verbindung und bat ihn, dieses Harmonium abzuholen, zu säubern und bis zum Ende der umfangreichen Umbaumaßnahme zu verwahren. Kurz danach erhielt sie seinen Anruf, was das für ein außergewöhnliches Musikinstrument sei: Baujahr 1888, Grand Salon - weltweit gibt es noch fünf erhaltene Instrumente.
Die Firma Estey Organ Company war eine der weltweit bedeutendsten Hersteller für Harmonien. Das Instrument der Musikakademie, Typ Grand Salon Style 910 ist mit 23 Registern und sieben Spielen das größte Harmonium aus der damaligen Produktion, Nummer 192 875 - und in einem erbärmlichen Zustand. Zudem fehlte der typische Aufsatz, der notdürftig mittels einer Abdeckplatte ersetzt wurde. Schwesterinstrumente aus England und Italien ermöglichten die originalgetreue Rekonstruktion des charakteristischen Aufsatzes. Insgesamt war das Instrument drei Jahre in Händen der Firma Hoffmann. Die Kosten der Restaurierung beliefen sich auf circa 26 000 Euro. Diese Aufwendung konnte aus dem Erlös zum "Tag der Klosterpforte" am 30. April 2017 erwirtschaftet werden.
Das Instrument ist ein Saugwind-Harmonium, braucht keinen Strom, aber kräftige Muskeln in Beinen oder Armen. Es spielt nur, wenn jemand durch gleichmäßiges Treten Luft aus dem Windmagazin pumpt und die entsprechenden Register einstellt. Drückt man dann eine Taste, wird Luft über Stimmzungen angesaugt, und der Ton kann erklingen. An der rechten Seite kann mittels Pumpgriff Wind in die rekonstruierten Schöpfbälge gepumpt werden, ähnlich wie bei einer Mundharmonika oder einem Akkordeon.