Ein Glockenguss vor Ort bescherte der Gemeinde Fuchsstadt am Wochenende ein seltenes Ereignis.
Glocken entstehen üblicherweise in einer Gießerei, zumindest große Geläute. Kleinere Glocken direkt vor Ort zu gießen ist eine Spezialität von Peter Glasbrenner aus Schwäbisch Hall, der über eine eigene Gusswerkstatt verfügt.
Die Kohlenbergkapelle erhält eine neue Glocke im kleinen Format, da das bisherige, 100 Jahre alte Geläut ausgedient hat. "Die scheppert", hatten die Fuchsstädter Bürger bemerkt, und der Gemeinderat hatte daraufhin entschieden, ein neues Exemplar auf Spendenbasis zu beschaffen. Da kam Glasbrenner mit seinem mobilen Gießofen und Formen gerade recht, der am Bauhof sein Handwerk präsentierte. Die Fuschter nutzten den Anlass natürlich für ein Fest im "Wiesgarten".
Der 51-jährige Baden-Württemberger, ein eher schweigsamer Mensch, ließ sich doch einige Informationen entlocken. So war zu erfahren, dass er der einzige Glockengießer unter den Metallgießern in der Bad Cannstadter Berufsschule war. Seit 15 Jahren betreibt er eine eigene Glockengießerei.
Der Schwabe ist einer der ganz wenigen, die ihre Arbeit vor Ort zeigen und goss schon über 1 000 Glocken, die kleinen, die sich Zuschauer unter Anleitung selbst gießen dürfen, einbezogen. Die Gussform und ein Aluminiummodell standen bereit, als er, über einen Setzkasten gebeugt, Buchstaben heraus puzzelte, die in die Form geprägt wurden. "Ich rufe alle Menschen guten Willens, - Pacem in terris (Friede auf Erden) Fuchsstadt 2018", ist zu lesen. Über Materialien gab der Glockengießermeister nur vage Auskünfte und murmelte etwas über Bronze, Sand und Bindemittel. Das Glockengießen besitzt wohl seine eigenen Geheimnisse.
Am fortgeschrittenen Nachmittag setzt e Peter Glasbrenner den ölbetriebenen Guss-Ofen in Betrieb. Aus der Einwurf-Öffnung loderte eine beängstigende Flamme, Peter Glasbrenner hatte den Ofen jederzeit im Griff. Er "fütterte" den ca. 1200 Grad heißen Brei mit Bronzebrocken verschrotteter Glocken. Das inzwischen rostig-rissige Geläute der Kohlebergkapelle stand einige Meter daneben und war von einer Spendenbox gekrönt.
Die flossen reichlich bei dem insgesamt etwa 8 000 Euro teuren Projekt, wie Bürgermeister Peter Hart bestätigt. Mit dem Reinerlös und den Spenden vom Gieß-Fest dürften die Kosten gedeckt sein, vermutete der erfreute Rathausobere am Tag des Glockengießens. Er ließ wissen, dass die letzte, im Dorf gegossene Glocke, die noch heute im Turm der Pfarrkirche hängt, vor knapp 300 Jahren hergestellt wurde. Mit zwei Strophen aus Friedrich Schillers "Lied von der Glocke" schloss Hart seine Ansprache ab.
Auf Gesellen verzichtete Glasbrenner, er erledigte die Arbeit im Alleingang, wenn auch unterstützt durch ein Segensgebet von Pfarrer Norbert Wahler, der um göttlichen Beistand beim Gelingen bat.