Gespür für feine Aromen

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Auch die Eltern Erich und Sieglinde Bürger freuten sich mit ihrer Tochter Stefanie Kirchner. Foto: Straub
Auch die Eltern Erich und Sieglinde Bürger freuten sich mit ihrer Tochter Stefanie Kirchner.  Foto: Straub

Sensorik, Mathematik oder Lebensmittelrecht: Die Ausbildung zum staatlich geprüften Obstbrenner ist vielfältig. Ihr Wissen stellte Stefanie Kirchner jetzt unter Beweis. Nun kann sie als Fachkraft im elterlichen Betrieb mitarbeiten.

Traditionsreich ist die Schnapsbrennerei von Erich Bürger in Thulba. Es ist ein alter Familienbetrieb, der sich hier um die edlen Destillate bemüht. Doch Erich Bürger könnte heute vieles nicht mehr leisten, hätte er nicht seine rührige Familie hinter sich. Besonders stolz sind Bürger und auch seine Frau Sieglinde jetzt nun auf ihre Tochter Stefanie Kirchner, die nach zweijähriger Ausbildung nun die Prüfung als staatlich geprüfte Brennerin bestanden hat. "Darauf sind wir in der Familie sehr stolz, denn damit ist auch sichergestellt, dass unsere Brennerei mit Interesse und auf hohem Niveau weitergeführt wird", so der Vater, der noch Eigentümer der Brennanlage ist.


Urkunde überreicht

Die Urkunde dazu wurde Stefanie Kirchner vor kurzem vom Bayrischen Staatsminister für Landwirtschaft und Ernährung Helmut Brunner und vom LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch bei einer Abschlussfeier im Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau in Deutenkofen überreicht.
Die Prüfung zu Brennerin, die sich über mehrere Wochen hinzog, setzte viel Fachwissen voraus. "Einiges davon habe ich schon von daheim mitgebracht, denn ich war schon beim Brennen und den Vorbereitungen im elterlichen Betrieb dabei und half auch oft mit." Hier war ihre Mutter Sieglinde die Fachfrau für alle anfallenden Fragen. "Eine dreijährige Berufserfahrung wurde als Zulassungsvoraussetzung gefordert", erläutert Stefanie Kirchner weiter.


Schmecken und Riechen

Was in Veitshöchheim, der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Gartenbau erarbeitet werden musste, waren die technische Mathematik, so musste zum Beispiel das Verschnittwasser und die Ausbeute berechnet werden. Ein wichtiger Teil ist die Sensorik. Durch Schmecken und Riechen muss die jeweilige Fruchtart oder auch ein Fehler im Destillat bestimmt werden können. Ebenso waren die richtige Obstauswahl und das Lebensmittelrecht wichtige Teile der Prüfung. Die praktische Prüfung fand dann im Lehr- und Beispielbetrieb für Obstbau in Deutenkofen bei Landshut statt. Die jeweiligen Arbeiten wurden unter den Teilnehmern ausgelost. Im ersten Teil musste der ph-Wert der Maische eingestellt werden. Im zweiten Teil war das Destillat in Flaschen abzufüllen, nach derzeitigem Recht zu Etikettieren und verkaufsfertig herzustellen. Zu beachten ist dabei auch das Zollrecht.
"Insgesamt gesehen, wurde sehr viel an Wissen verlangt, doch ich bin mir sicher, dass dieses Wissen auch viel für den heimischen Betrieb bringt, denn mittlerweile sind wir mit unseren Produkten auch der Dachmarke Rhön angeschlossen", erläuterte die neue Fachfrau. Wichtig sei vor allem die Qualität der Produkte.


Erste Erfolge motivieren

Bei der Prämierung des fränkischen Obst- und Kleinbrennerverbandes hat der Betrieb gut abgeschnitten. Dort hat Stefanie Kirchner, motiviert durch die Ausbildung, fünf Brände zur Wertung eingereicht. So gab es eine Goldmedaille für einen Mirabellen-Brand; je eine Silbermedaille für Brände aus Apfel, Zwetschge und Reneklode und schließlich noch eine Bronzemedaille für einen Kornbrand, berichtet eine zufriedene Stefanie Kirchner.
Der Betrieb kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit 1990 ist Erich Bürger Besitzer des Brennrechtes mit der dazugehörigen Landwirtschaft. Zuvor hatte Anna Bürger 1961 von ihrem Vater Josef Winter die Brennerei übernommen und ihr Mann August, also Erich´s Vater, brannte das selbstangebaute Weizenkorn, der Schnaps wurde nach Bad Kissingen an Privatleute verkauft. Davor war Johann Winter der Schnapsbrenner in der Hausnummer 10. Die Anlage, das heißt die Brennerei wurde so immer wieder in der Familie weitergegeben.
"Im Jahr 2000 wurde es mit unserem Brennrecht kritisch, denn wir hatten zehn Jahre nicht mehr gebrannt und das hieß, bei dieser Situation würden wir das Brennrecht verlieren. Damit wäre auch eine lange Tradition zu Ende gegangen. Doch dann tagte der Familienrat, der dann beschloss, das Recht weiterzuführen. Nach einer Umbau- und Modernisierungsphase wurde noch im gleichen Jahr wieder mit dem Brennen begonnen und das Brennrecht erhalten", so Erich Bürger. Gebrannt werden in der heimischen Anlage alle Obstarten wie Äpfel, Zwetschgen, Mirabellen, Birnen sowie Getreide, auch Weizen.Auch einen Hofladen soll es künftig geben. Bereits jetzt ist eine Verkostung nach Absprache möglich, Tel.: 09736/ 750 097. "Froh sind wir in der Familie, dass wir wieder eine motivierte und auch qualifizierte Nachfolgerin haben, und dass die Tradition weiter aufrecht erhalten bleibt", freut sich Mutter Sieglinde.