Gemälde aus der Schmiede

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Ernst J. Herlet erklärt seine neuesten Arbeiten. Foto: Arkadius Guzy
Ernst J. Herlet erklärt seine neuesten Arbeiten. Foto: Arkadius Guzy
Tuben mit Acrylfarben reihen sich vor den Butzenscheiben auf.Foto: Arkadius Guzy
Tuben mit Acrylfarben reihen sich vor den Butzenscheiben auf.Foto: Arkadius Guzy
 

Ernst J. Herlet und seine Frau Ursula wohnen in der früheren Wirtschaft in Windheim. Wo die Gäste einst bedient wurden, hat der Künstler sein Atelier.

Zwei nackte Frauen sitzen Rücken an Rücken auf einem Podest. Den Kopf haben sie zur Seite, zum Betrachter gedreht. Ein Anblick der normalerweise anmutig und verführerisch sein könnte, doch er irritiert und verstört.
Denn die Gesichter der Frauen sind mit Bandagen umwickelt. Schläuche winden sich unter den Binden hervor und verschwinden wieder unter dem Stoff. "Es geht um die Beziehung zwischen Innenwelt und Außensicht, das Verhältnis der Außenwelt zur eigenen Persönlichkeit", erklärt Ernst J. Herlet.

Wie sich einerseits die Fremdwahrnehmung anfühlt und wie andererseits diese Gefühle und die Selbstwahrnehmung der Außenwelt verborgen bleiben, will Herlet zusammen mit seiner Künstlerkollegin Wicky Reindl in einer Ausstellung in der BBK-Galerie im Würzburger Kulturspeicher erfassen. "Die peinigende Grenze zwischen der Innenwelt des Ichs und der Außenwelt des Nicht-Ichs auszuloten, ist die Absicht der beiden", heißt es im Ausstellungstext.

Herlets Ölbilder korrespondieren dabei mit den Fotoinstallationen seiner Kollegin. Bei der Vernissage wird eine Psychologin zum Thema der Arbeiten sprechen, erklärt Herlet.

Seine großformatigen Bilder hat er in den vergangenen Monaten in der "Alten Schmiede" in Windheim gemalt. Das Haus war früher tatsächlich eine Schmiede, wie alteingesessene Dorfbewohner noch wissen. Ein Malerei auf einer der Giebelwände erinnert daran. Danach war darin eine Gaststätte eingerichtet. Nun ist der ehemalige Arbeits- und spätere Gastraum das Atelier von Herlet.

Der 1946 in Schweinfurt geborene Künstler zog vor einem Jahr in das leer stehende Gebäude. Anfangs habe er sich gefragt, ob er es als Stadtmensch auf dem Land aushalte, sagt Herlet. Doch es sein kein Problem.
Der ehemalige Gastraum bietet genug Platz selbst für solch großformatigen Arbeiten, auch wenn Herlet die Lichtsituation mit zusätzlichen Lampen aufhellen musste. Das Butzenglas der Fensterscheiben fängt viel vom natürlichen Licht ab. Es drückt dem Atelier etwas von der düster-dumpfen Lichtstimmung auf, die für einen Schankraum einer hiesigen Dorfgaststätte typisch ist.

Die Bilder für die Ausstellung fallen mit ihrem figürlichen Stil etwas aus der Reihe. Denn Herlet bevorzugt das Abstrakte. Seine Galerie verortet seine künstlerische Handschrift "zwischen Abstraktion und realen Symbolismen". Herlet arbeitet in seinen Bildern oft dreidimensionale, manchmal reliefartige Strukturen heraus. Gerne nutzt er dafür Sand und Erde aus fernen Ländern als Material. Von einer Kollegin hat er kürzlich Erde aus der Sahara bekommen. Sie wird sich sicherlich in einer der nächsten Arbeiten wiederfinden und der Oberfläche einer der nächsten Arbeiten die typische Strukturierung verleihen.

Die Ausstellung von Wicky Reindl und Ernst J. Herlet ist von Samstag, 16. September, bis Sonntag, 15. Oktober, in der BBK-Galerie im Kulturspeicher in Würzburg zu sehen. Die Vernissage findet am Freitag, 15. September, um 19 Uhr statt.