Hammelburg
Volltreffer

Geballte Power, enorme Dynamik

Bei der Jubiläumssitzung der Ha-Ka-Ge glich die Saaletalhalle einem Vulkan.
"Die Lorbser sind do!"Die Eußenheimer Musikanten und Narren sind berühmt-berüchtigt. Foto: Winfried Ehling
"Die Lorbser sind do!"Die Eußenheimer Musikanten und Narren sind berühmt-berüchtigt. Foto: Winfried Ehling
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Ein Mix aus geballter Power, enormer Dynamik und beachtlicher Vielfalt prägte die Jubiläumssitzung der Hammelburger Karnevals-Gesellschaft (Ha-Ka-Ge). Die voll besetzte Saaletalhalle glich einem Vulkan, dessen närrische Flammen in die Atmosphäre loderten und karnevalistische Highlights am laufenden Band produzierten.
"Doch die Rufe werden mehr, es muss 'ne neue Halle her." Dies bezog Bürgermeister Armin Warmuth allerdings auf die heimischen Zweitliga-Volleyballer, die wegen der zu niedrigen Hallendeckenhöhe nicht in die höchste Klasse aufsteigen können. In seinem Grußwort würdigte der Rathausobere den 55. Geburtstag der Ha-Ka-Ge.
Nach einem weiteren Grußwort von Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher hatten Gesellschaftspräsident Markus Daum und seine beiden Stellvertreter Sebastian Kröckel und Sebastian Kleinhenz das Sagen, die das Publikum animierten und die Stimmung gekonnt anheizten.

Begeisterung ist ansteckend, heißt es. Dies bestätigte die junge Präsidenten-Garde mit einem schwungvollen Marschtanz, die im Anschluss für eine ebenso junge Büttenrednerin, Carlotta Keller von der Hundsbacher Karnevals-Gesellschaft (Hu-Ka-Ge), die Bühne räumte. "Lotti" setzte sich - kindlich-kritisch - mit dem deutschen Bildungssystem und den sonstigen Querelen einer Achtjährigen auseinander.


Vielversprechender Nachwuchs

Auch die "Blauen Funken", eine weitere Youngster-Riege, gehören zum vielversprechenden Garde-Nachwuchs. Gute Trainingsarbeit und Überzeugungsarbeit zahlten sich aus. Gast-Gesellschaft war unter anderem die ÖFG aus Oberthulba, deren Jugend einen schmissigen Gardetanz präsentierte.

Ein Stakkato von Tanzfiguren und Akrobatik boten Tanzmariechen Leonie Bohlen und das Tanzpaar Nina Greubel und Jonas Eck vom Faschingsclub "Selbsthilfe" Ebenhausen. Der schickte auch Hausmeister Christoph Maul in die Bütt. Der knöpfte sich die Auswüchse moderner Technik vor - Schafkopf zum Beispiel - eine fränkische Tradition, die jetzt in der Dorfwirtschaft von den vier Spielern auf dem Handy kreiert wird. Der gewiefte Büttenredner bekannte sich offen zur Wiedervereinigung - nicht mit der DDR, sondern mit Mallorca.

Miriam Arheidt gab als Tanzmariechen eine Spitzenleistung ab und beeindruckte durch eine agile und exakte Präsentation. Die "Blauen Funken" glänzten mit ihrem temperamentvollen Showtanz "Candy". "Austauschschüler" Marco Breitenbach von der "Schwarzen Elf" aus Röthlein blieb keine Wahl. "Brasilien war voll, ich musste nach China", gestand er. Die fremden Sitten konnte er jedoch nicht immer ganz nachvollziehen.


Spottkübel für Sepp Blatter

Ein smarter Gardetanz der Ha-Ka-Ge-Schlossgarde eröffnete den zweiten Sitzungsteil, in dem Matthias Walz auf dem Elektropiano Schmäh-Texte zu Oldies und Evergreens sang. Es war zu erwarten, dass der Karlstädter auch die FIFA und Sepp Blatter kräftig mit Hohn und Spott übergoss. "Die Lorbser sind do!" ist ein gefürchteter Schlachtruf in allen Narren-Sälen. Denn die Eußenheimer sind für ihre närrischen Eruptionen bekannt. Ihre Showtanz-Garde im schwarzen Mini-Fransen-Look in der "Charleston-Tanzbar" imponierte mit einer sexy Vorstellung. Aus dem Ort kamen auch die Musiker, die die Sitzung musikalisch "befeuerten".

Bauer Michael Bechold, als Vogelscheuche "Erwin" in der heimischen Bütt bekannt, sucht immer noch eine Frau, die mit den agrar-ökologisch-ökonomischen Gepflogenheiten vertraut ist. Die Arnsteiner Showtanzgruppe gab zu Rock- und Rap-Rhythmen eine "Freak-Show", die die Zuschauer mit großem Beifall honorierten. Das Männerballett eiferte ihnen nach mit einer umjubelten Tanz-Präsentation.

Die UKG, die Untererthaler Karnevals-Gesellschaft, ist immer ein gefragter Gast in der Region. Mit ihr zieht auch Marc Scheller ein, der "König Hans von Hammelburg" persiflierte. Doch diesen Titel erhält der Bäckermeister auch im Jubiläumsjahr der Stadt wahrscheinlich nicht. Denn einen König der Saalestadt gab es in 1300 Jahren nicht.


Zu Gast im "Weißen Rössl"

Geheimnisvoll-exotisch wirkte die UKG-Showtanzgarde als indische Tänzerinnen, nach dem Motto "Schau doch mal ins Taj Mahal" wirkungsvoll in Szene gesetzt. Der Schluss gehörte der Ha-Ka-Ge-Showtanzgarde unter dem Thema "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee": eine muntere Reinigungs- und Servier-Kolonne, die sich in diesem Outfit eigentlich jeder männliche Urlauber nur wünschen kann, angeführt von der hüftschwingenden Empfangsdame Vanessa Horteux. Na denn, Happy Holiday!