Fotografie vereint mit Poesie

3 Min
Die Hammelburgerin Marie-Ja Rosa Heckmann verbindet Fotografie mit Poesie. Foto: Angelika Silberbach
Die Hammelburgerin Marie-Ja Rosa Heckmann verbindet Fotografie mit Poesie. Foto: Angelika Silberbach

Die Hammelburgerin Marie-Ja Rosa Heckmann ist auf der Ramsthaler Kunstwoche mit einer Ausstellung und kleinen Lesungen vertreten.

Auf der Ramsthaler Kunstwoche von 11. bis 19. Juli ist auch die Hammelburgerin Maria Rosa Heckmann vertreten. Sie präsentiert unter ihrem Künstlernamen Marie-Ja Rosa Heckmann Fotopoesie im Weingut Neder unter dem Titel "Eine Art Wein-ART". Begleitend zur Ausstellung lädt sie zu kleinen poetischen Lesungen ein. "Wenn der Weingeist weint" heißt ihre "WeinLese" mit eigenen Gedichten und Liedern zwischen Unsinn und Tiefsinn.
Die Vorbereitung auf die Kunstwoche Ramsthal hat in der Hammelburgerin einen Kreativitätsschub ausgelöst. Sie stellte das Stichwort "Wein" in den Mittelpunkt, beleuchtete es von allen Seiten und wollte eigentlich den zwölften Bildgedichtband zu diesem Thema erstellen und die einzelnen Seiten vergrößert ausstellen. Sie jonglierte mit Begriffen aus dem Weinbau und begann vermehrt im Weinberg zu fotografieren.
Es war Frühjahr, die Reben wurden gerade zurückgeschnitten. So entdeckte sie an den neuen Schnittstellen beim genauen Betrachten Rebentropfen. "Sozusagen weinenden Wein", erklärt sie lachend. Die Tropfen zogen sie in Bann. "Mit wachsender Begeisterung widmete ich mich diesem winzigen Detail und hatte das Ziel, einen Tropfen beim Fallen fotografisch festzuhalten." Das ist ihr nicht gelungen, trotz hunderter Makroaufnahmen mit faszinierenden Farb- und Reflexionsspielen. Denn wenn der Tropfen fällt, quasi während er sich vom Rebzweig löst, verschwindet er zu schnell aus dem Horizont der Linse, um ihn festzuhalten. "Doch das Suchen, Warten, Betrachten, Scheitern inspirierte mich zu philosophischen Betrachtungen, ließ mich Parallelen zum eigenen Leben erkennen und führte schließlich zum Schreiben von Gedichten und Liedern."

Wenn der Weingeist weint

Das Ergebnis ist nun, dass Marie-Ja Rosa Heckmann neben der Ausstellung an sechs Terminen die kleine poetische Lesung "Wenn der Weingeist weint" anbietet. Und zwar im Fassraum des Weingutes Neder, wo sie auch großformatige Sinnbilder ausstellt sowie eine Installation von Reben-Tropfenbildern an Kupferdrähten.
Eine überraschende Verknüpfung ergab sich zwischen Heckmann und dem Maler Elmar Döll (Karlstadt-Stetten), der ebenfalls im Weingut Neder seine Bilder aus dem Bereich der konkreten Kunst ausstellt. Das Besondere an seinen Bildern ist, dass er sie mit Lehmfarbe malt, die mit aufgefangenen Rebentropfen angerührt wird. Manchmal spielt der Zufall perfekt Regie, denn Heckmann und Döll kannten sich vorher nicht.
Befragt nach ihrem künstlerischem Werdegang, erzählt Marie-Ja Rosa: "Gedichtet und fotografiert habe ich schon immer, vor allem zu Geburtstagen von Freunden und Verwandten." Seit ihrer Kindheit sei sie verliebt in Musik, Theater, Sprache und Bilder. Die 60-jährige Sprachheillehrerin, die seit diesem Schuljahr nicht mehr im Dienst ist, ist verheiratet, hat zwei erwachsene Söhne und bezeichnet den Prozess, zu sich als Künstlerin zu stehen als immer wieder herausfordernd: "Was will ich nach außen bringen? Was aus mir herausschälen? Was ist mein Eigenes und nicht das, was von mir erwartet wird?".

Die kleine blaue Winde

Das erfordert neben Phantasie und Reflexion Mut, Ausdauer und Disziplin. Vor vier Jahren belegte sie Kurse in Kreativem Schreiben. Doch nach dem Vorliegen einer Kurzgeschichte und Prosatexten spürte sie, dass dies nicht ihr künstlerischer Weg war. Auslöser für ihren eigenen Stil, Fotos mit Gedichten und Worte zu verweben, war das Erblühen einer kleinen, nachtblauen Winde in ihrem prächtigen Garten vor drei Jahren.
24 Stunden lang beobachtete sie die Winde, fotografierte die Eintagsblüten in allen Stadien. Tolle Nahaufnahmen sind entstanden. Und dann kam ihr die Idee, die Fotografien mit Worten zu verschmelzen. Das Porträt über die blaue Winde wurde ihr erstes Bildgedichtband "Blaues Blühen". Inzwischen liegen elf kleine Bände und zahlreiche Sinnbildkarten vor.
Marie-Ja Rosa gelingt es mit Gedanken und Gedichten das Abgelichtete zu vertiefen. Das Thema: Schlichtweg das Leben. Es geht ums Erblühen, ums Vergehen, ums Erkennen, dass die Hoch-Zeiten im Leben ein Tanz im Himmel sind, die uns durch die Niederungen tragen.
Diese vielschichtigen Lebensgefühle spiegelt das großformatige Fotosinnbild "Tanzende Weinliebhaberin" wider, die sie in einem Rebstock während einer Weinlese zufällig entdeckte und sofort fotografierte. Sie ist auch auf der Ramsthaler Kunstwoche zu sehen, wie auch die neuesten fotopoetischen Rebentropfenbilder von Marie-Ja Rosa Heckmann.

Begleitprogramm zur Kunstwoche
Eröffnung Die Kunstwoche startet am Samstag, 11. Juli. Die Eröffnung findet um 14 Uhr statt. Ab 20 Uhr gibt es ein Konzert mit dem Trio El-Khaled. Am Dienstag, 14. Juli, bietet Bernhard Gößmann-Schmitt eine Weinbergsführung. Außerdem gibt es eine unterhaltsamen Lesung
mit Reiner Jesse. Ein literarischer Abend mit Musik mit Bernhard und Hans von der Goltz in Zusammenarbeit mit dem Bücherei-Team findet am Mittwoch, 15. Juli, ab 19.30 Uhr statt. Bei der langen Nacht der Kunst am Donnerstag, 16. Juli, sind die Kunstwerke bis 22 Uhr
zu sehen. Es gibt einen geführten Rundgang durch die Ausstellungsstationen und ein geselliges Beisammensein im Haus "erLebenskunst". Eine Weinprobe wartet am Freitag, 17. Juli, auf die Besucher. Die poetische Weinlese "Wenn der Weingeist weint" im Weingut Neder finden am 11., 12., 17. und 18. Juli jeweils um 17 Uhr statt sowie am 16. Juli um 18 und um 20 Uhr.

Ausklang
Die Kunstwoche endet mit einer Matinee im Haus "erLebenskunst" am Sonntag, 19. Juli. Beginn ist um 11 Uhr. Das Duo Bachmaier und Waag begleitet die Veranstaltung musikalisch.