Die Dürrmühle in Obereschenbach öffnet sich am Samstag für Besucher. Die Führungen von Benno Zellhan sind sehr beliebt. Sie erzählen von einem alten Handwerk.
Alles ist sauber und funktionsbereit. Zum Beweis setzt Waldemar Zellhan einen Mahlstuhl in Gang, der so um 1900 gebaut wurde. Über Transmissionsriemen angetrieben beginnen sich die Walzen in der Maschine zu drehen, zwischen denen Korn zerrieben wird. Waldemar Zellhan greift mit beiden Händen hinein, um eine Probe zu nehmen. Der 81-Jährige ist für einige Augenblicke wieder voll in seinem Beruf.
"Ich bin Müller durch und durch", sagt Waldemar Zellhan. Im Jahr 1963 übernahm er die Dürrmühle von seinem Vater. Die Müllertradition reicht in der Familie weit zurück. 1967 legte Waldemar Zellhan seine Meisterprüfung ab - zusammen mit dem späteren Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Die Zeit der kleinen Betrieb war da aber schon fast vorbei.
In den 1970er Jahren setzte das Mühlensterben ein, erklärt Waldemar Zellhan. Großbetriebe verdrängten die kleineren Mühlen.
So legten viele ihre Anlagen still und bauten sie ab. Waldemar Zellhan war einer der wenigen, die noch weitermachten. "Ich war zu stolz zum Aufhören", sagt er.
Außerdem war das Mühlengebäude erst im Jahr 1950 errichtet worden, um einen kleineren Vorgängerbau zu ersetzen. Die Technik sei immer wieder erneuert worden, sodass die Mühle auf dem neuesten Stand gewesen sei. Daher hielt Waldemar Zellhan die Anlage in den 1980er Jahren zumindest noch im Nebenerwerb am Laufen. 1990 war endgültig Schluss.
Die Technik ist komplett erhalten Die komplette Anlage ist seitdem erhalten geblieben. Alle zwei Jahre können Besucher die Mühle besichtigen. "Wir haben 2001 mit dem Mühlenfest klein angefangen", erklärt Benno Zellhan.
Benno Zellhan - zwar nicht mehr selbst Müller, aber als Sohn mit der Funktionsweise bestens vertraut - führt die Gäste durch das Gebäude. "Mein Vater würde nur ausschweifen und zu sehr ins Detail gehen", meint er mit einem Lächeln.
Schließlich ist das Programm eng gepackt: Mehrere Gruppen muss Benno Zellhan am Festtag durch die Mühle begleiten, da sich die Besichtigungen großer Beliebtheit erfreuen. Es gebe sogar Stammgäste, die jedes Mal teilnehmen. So ist das Mühlenfest über die Jahre angewachsen. "Zur Mittagszeit gehen in anderthalb Stunden schon mal 250 Essen raus", sagt Benno Zellhan. Selbst aus dem Frankfurter Raum hatte er schon Gäste. Und das ohne viel Werbung. "Im Vorbeifahren sehen viele das Plakat am Haus."
Auf Benno und Waldemar Zellhan sowie die Helfer von der Feuerwehr wartet in den Tagen vor dem Fest einiges an Vorbereitung.
Und Waldemar Zellhan kann mal wieder in seiner Mühle tätig werden.
Das Mühlenfest findet am Samstag, 15. August, statt. Ab 10 Uhr gibt es bis etwa 18 Uhr im stündlichen Rhythmus geführte Besichtigungen durch das Mühlengebäude. Benno Zellhan erklärt den Besuchern Technik und Funktionsweise der Anlage. Der Feuerwehrverein sorgt für die Bewirtung. Am Vormittag gibt es Frühschoppen, danach Mittagessen und später Kaffee und Kuchen. Am Abend können die Besucher noch bei Live-Musik auf dem Hof verweilen.