Euerdorf will sich als Einkaufsort vermarkten: Über die Entwicklungsmöglichkeiten informierte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.
Der Gemeinderat stellte in seiner Sitzung Weichen, in welche Richtung sich Euerdorf entwickeln soll. Das "Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept" (ISEK) für die Marktgemeinde wurde mit den Ergebnissen aus dem Einzelhandels- und dem Verkehrskonzept ergänzt.
Das 1300-jährige Euerdorf schaut nicht nur zurück. Die Räte wollen den Ort weiter entwickeln. Rüstzeug für einen möglichen Fahrplan dazu, haben sie in der Sitzung bekommen. Ausführlich und fundiert.
Die Visionen reichen bis ins Jahr 2030, und einige Räte waren fast erschrocken, was Städteplaner, Architekten und Geografen sich alles vorstellen können. Gute drei Stunden ist höchste Konzentration von den Räten gefordert, als Gunter Schramm (M.A.) von der Firma Planwerk in Nürnberg seine Ergebnisse aus dem Einzelhandels- und aus dem Parkraum- und Verkehrskonzept vorstellt.
Gute Nahversorgung
Die Bestandssituation des Einzelhandels (84 Gewerbetreibende, 13 Leerstände) wurde von den Stadtentwicklungsexperten aufgrund vorhandener Daten untersucht und analysiert. Befragungen der Einzelhändler, von Bürgern und Passanten flossen ebenso in die Untersuchung ein, wie die demographische Entwicklung. Die Befragten äußerten sich deutlich überwiegend zufrieden mit dem Standort. Danach wird die Stärke der Gemeinde bei den Einkaufsmöglichkeiten und in der ärztlichen Versorgung gesehen. Als Schwäche wird das gastronomische Angebot mit fehlender Übernachtungsmöglichkeit ausgemacht. Daraus formulierte Planwerk Empfehlungen und 13 Ziele, "die langfristig anzustreben sich lohnen würde", wie Stadtplaner Gunter Schramm es ausdrückt.
Die Befragung zur Verkehrssituation ergibt den überraschenden Wunsch nach mehr Parkmöglichkeiten, während die Untersuchungen feststellen, dass selbst in Spitzenzeiten genügend innerörtlicher Parkraum zur Verfügung steht. Besonders die "Spitzwiese" und der "Mützel Parkplatz" werden demnach nicht gern genutzt. "Die Spitzwiese finden Fremde nicht", wird angemerkt, und "beim Mützel sind die Plätze zu eng".
Durchgangsverkehr
Während die Staatsstraße durch den Ort mit 6000 Fahrzeugen pro Tag als normale Belastung erscheint, stört Elmar Hofmann vor allem der Schwerlastverkehr zum Steinbruch und zur Deponie. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Feststellungen beider Untersuchungen in das städtebauliche Entwicklungskonzept einzuarbeiten. Mindestens drei Alleinstellungsmerkmale prägen das Image des Marktes. Die 1300-jährige Geschichte, als Ort im Trias mit dem Museum "Terra Triassica", und die regionale Anziehungskraft des Kaufhauses Mützel. Dieses Potential gelte es zu entwickeln, meint auch Städtebauer Bernd Müller von der Firma bma aus Rothenfels, der die Gemeinde beim ISEK Projekt begleitet.
Unter der beziehungsreichen Überschrift "Aus alten Mauern zu neuen Ufern" kommt mit der Saale ein weiteres Pfund hinzu, mit dem Euerdorf wuchern könnte. Dazu sollte der Innerort gestärkt und mit kleineren Geschäften "rund um den Mützel" zu einem Einkaufsort in ansprechendem Ambiente mit Erlebnischarakter entwickelt werden.
Bestandsschutz hat hohe Priorität und Ansiedlungen innerorts sind vorzuziehen. Versorgungseinzelhandel mit Frequenzbringer könnte das Zentrum beleben, hieß es in dem Bericht weiter.
Tempo 20 im Altort
Ein Verkehrs- und Parkraumkonzept sei zu erstellen, die Staatsstraße 2290 brauche zwei bis drei Überquerungshilfen und eine baulich kenntlich gemachte 20-km/h-Zone. Der Radweg nach Bad Kissingen ist voranzubringen. Denkbar ist den Planungen zufolge auch eine E-Bike Station am Parkplatz oder Rathaus.
Bernd Müller von bma und sein Euerdorfer Mitarbeiter Wolfgang Sobtzick informierten dann über die Stellungnahmen, Ergänzungen und Beschlüsse der insgesamt 31 Träger öffentlicher Belange zur bisher überlegten Konzeption des ISEK. Der Rat beschloss, alle Änderungen in das Konzept aufzunehmen
Schwung des Jubiläums nutzen
In der Diskussion ist eine Aufbruchstimmung unverkennbar. Bürgermeisterin Patricia Schießer lobt das Engagement der Bürgerschaft, die in der Lenkungsgruppe am städtebaulichen Konzept mitarbeitet.
Einiges ist schon geschafft worden, so die Bürgermeisterin: Kissinger Straße, Rundweg, Rathaus und See sind bereits auf den Weg gebracht. "Jetzt gilt es den Schwung der 1300-Jahrfeier zu nutzen und den Ort weiter voranzubringen. Bürger, Einzelhandel und Gemeinderat müssen was draus machen."