80 Stunden Ausbildung, eine schriftliche und eine praktische Prüfung - dann kann es losgehen in der Gruppe Helfer vor Ort. Wie sich in Euerdorf Ehrenamtliche für medizinische Notfälle rüsten.
Alle Bewohner der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Euerdorf können sich freuen: Die Gruppe "Helfer vor Ort" (HvO) hat zehn weitere aktive Mitglieder. Dazu waren insgesamt 80 Stunden Ausbildung notwendig, deren Inhalte jeweils in einer schriftlichen und praktischen Prüfung abgefragt wurden. Alle neuen Mitglieder bestanden mit Bravour.
Helfer vor Ort, das sind Bewohner der VG Euerdorf, die bei Notfällen in der VG alarmiert werden. Sie ergänzen den öffentlichen Rettungsdienst. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes wird die Zeit beim Notfallopfer mit bereits ersten Maßnahmen "überbrückt". Die Alarmierung des HvO-Teams entscheidet die Integrierte Leitstelle (ILS ) Schweinfurt. Die HvO kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn ein medizinisch relevanter Zeitvorteil bis zum Eintreffen des gleichzeitig alarmierten öffentlichen Rettungsdienstes erreicht werden kann.
Start im vergangenen Jahr
In der Verwaltungsgemeinschaft besteht bereits seit dem vergangenen Jahr eine Gruppe aus 14 Aktiven. Seit Oktober trafen sich die neuen Kandidaten der HvO-Gruppe zur Ausbildung, die von Markus Holleber, Arzt der "Hausarztpraxis Euerdorf" und dem Rettungssanitäter Dirk Zirwick konzipiert wurde. "Hier gibt es zwar einen Leitfaden des Bayerischen Staatsministeriums, welche Inhalte in welchem Zeitraum vermittelt werden müssen. Die Zusammenstellung zu sinnvollen Unterrichtseinheiten obliegt jedoch den Organisatoren", erklärt Markus Holleber.
So vermittelte zunächst Ausbildungsleiter Manuel Schubert mit Unterstützung von Markus Holleber, Anne Bohl und Dirk Zirwick, alle selbst HvO, die Grundlagen der Ersten Hilfe sowie der Anatomie und Physiologie. Das sind beispielsweise die Beurteilung und Behandlung der Vitalfunktionen. Weitere notwendige Maßnahmen, wie die Lagerung von Verletzten oder das Anlegen von Wundverbänden wurden ebenfalls trainiert. Außerdem wurden Maßnahmen für verschiedene Szenarien, wie Bewusstlosigkeit, Atemnot oder -stillstand, Herz- oder Kreislaufstillstand, Kammerflimmern, Schmerzen, Stürze, Koliken, allergische Reaktionen oder Schlaganfall vermittelt.
Weitere Ausbildungseinheiten gab es zur sicheren Anwendung des Notfall-Equipments, wie Defibrillator, Beatmungshilfen und weitere verschiedene Messgeräte. Wo sich diese Geräte im Einsatzfahrzeug befinden und was zur regelmäßigen Wartung notwendig ist, damit die Geräte jederzeit einsatzbereit sind, wurde ebenfalls gelehrt.
Ausbildung reichte über das Medizinische hinaus
Die Ausbildung, die ebenfalls von weiteren HvO Mitgliedern mitgetragen wurde, beschränkte sich jedoch nicht nur auf das Medizinische. Auch der sichere Umgang mit den Funkgeräten musste praktiziert werden. Organisatorisches, wie das Absichern von Einsatzstellen oder eine qualifizierte Rückmeldung an die Integrierte Leitstelle oder weiterer Notfallmediziner, übten die Teilnehmer. "Es waren vielseitige Inhalte, die sich die Gruppe innerhalb eines guten Vierteljahres aneignete", lobte Markus Holleber das Engagement der Ehrenamtlichen. "Es war sensationell, wie motiviert alle Teilnehmer waren und wie gut sie als Gruppe zusammengewachsen sind." Das seien Idealbedingungen für den Dienst am Mitmenschen.