Das Bürgermeisteramt wird wieder ehrenamtlich. Das Ergebnis des Bürgerentscheids bringt Bewegung in die Vorbereitungsphase der Kommunalwahl.
In der kommenden Amtsperiode ab 2020 wechselt das Bürgermeisteramt zurück zur Ehrenamtlichkeit. Der Bürgerentscheid am Sonntag entschied mit einem deutlichen Votum eine schon seit längerer Zeit umstrittene Frage. Das Ergebnis ebnet zugleich einem ersten Aspiranten auf das Bürgermeisteramt den Weg.
Er habe schon früher darüber nachgedacht, aber als Arzt keine Zeit gehabt, sagt Peter Bergel. Der Allgemeinmediziner im Ruhestand, der von 1984 bis 2008 im Gemeinderat saß, brachte sich mit einer Zeitungsanzeige am Samstag als möglichen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl 2020 ins Spiel.
Die Aktion überraschte viele in Euerdorf. Wie Bergel auf Nachfrage erklärt, war sie seine eigene Entscheidung und mit keiner Gruppierung abgesprochen. In der Anzeige warb Bergel für ein Ja zur Ehrenamtlichkeit des Bürgermeisteramts, "wenn Sie mich nächstes Jahr (2020) zu ihrem ehrenamtlichen Bürgermeister wählen wollen". Denn Bergel ist 68 Jahre alt. Für einen hauptamtlichen Bürgermeister hat er die Altersgrenze, die ab 2020 bei 67 Jahren liegt, überschritten. Für einen ehrenamtlichen dagegen gibt es keine Altersbegrenzung.
Er will beweisen, wie Bergel erklärt, dass auch jemand jenseits von 67 Bürgermeister werden kann. Damit wendet er sich gegen Aussagen der Unterstützerkampagne für die Hauptamtlichkeit, die er als Altersdiskriminierung bezeichnet.
In den Tagen vor dem Bürgerentscheid plakatierte eine "Interessengemeinschaft für einen hauptamtlichen Bürgermeister im Markt Euerdorf" Slogans für die Beibehaltung der Hauptamtlichkeit. Wer sich hinter der "Interessengemeinschaft" verbarg, lässt sich nur vermuten - die professionell wirkende Aufmachung deutete zumindest auf Erfahrung und Ressourcen. Bernhard Herterich von der Freien Wählergemeinschaft Wirmsthal kritisiert, dass die "Interessengemeinschaft" nicht identifizierbarer in Erscheinung trat.
Die Freie Wählergemeinschaft Wirmsthal stand für die Gegenmeinung ein: Sie hatte mit ihrem Plakat für die Ehrenamtlichkeit argumentiert. Die Wählergemeinschaft hatte den Bürgerentscheid auch ins Rollen gebracht. Auf ihren Antrag hin hatte der Gemeinderat im vergangenen September über den Status des Bürgermeisteramts diskutiert - mit dem Ergebnis, die Frage den Bürgern zur Abstimmung vorzulegen.
"Jetzt weiß jeder, was Sache ist", kommentiert Herterich den Ausgang des Bürgerentscheids. Was macht die Wählergemeinschaft nun damit? Das sei noch nicht entscheiden, darüber werde erst diskutiert. Dass die Statusfrage damit ein für alle Mal geklärt ist, könne er sich nicht vorstellen, sagt Herterich. Er verweist daher darauf, was die Wählergemeinschaft für die "vernünftige Lösung" für die Zukunft halten würde: statt einer Verwaltungsgemeinschaft eine Großgemeinde mit einem hauptamtlichen Bürgermeister.