1200 Arbeitsstunden und einen sechsstelligen Betrag hat die Familie Neder investiert, um quere Terrassen in den Hang einzuarbeiten und Blumen anzusäen. Warum sie das gemacht haben.
Wer oberhalb des Weges "Zum Altenberg" in Ramsthal läuft, dem wird ein Hang besonders auffallen: Zum einen sind die Reben nicht senkrecht nach unten, sondern waagrecht terrassiert. Außerdem sind diese Hänge kunterbunt. Und es ist laut: von Grillen bis Bienen, alles ist am Zirpen und Summen. Auch Eidechsen rennen über den Boden. Ein Stück Italien. Was verbirgt sich dahinter?
Der Hang gehört zum Weingut Neder, das Ziel: Biodiversität erhalten, aber auch fit für den Klimawandel werden. Lorenz und Walter Neder wussten, irgendetwas wollen und müssen sie ändern. "Lorenz hat gefragt, wie es denn mit Terrassen aussähe", erzählt Vater Walter. "Und ich hatte einen Bekannten in Beilstein, der hat schon mehrere. Dann sind wir da hingefahren und haben uns das mal angeschaut."
Regionales Saatgut für die Hänge
In einem Online-Seminar stießen sie dann noch auf Dr. Beate Wende, die als Wildlebensraumberaterin bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim arbeitet. Zu den Querterrassen kam die Überlegung zur Aussaat von regionalen Gräsern, Kräutern und Blumen.
Im vergangenen Jahr hatten die beiden einen Teil ihrer Rebfläche umgegraben. Sohn Lorenz erklärt: "Wir haben hier den halben Hektar 2014 aus der Produktion genommen, er war nicht mehr wirtschaftlich." Diesen Teil und eine Fläche weiter hinten hatten sie 2021 verbunden: "Die Fläche zwischendrin, da haben wir was getauscht und was gekauft. Der Kollege wollte nicht mal wirklich was dafür, er war froh, dass er das steile Stück loshatte", erinnert er sich.
Reben am Weinberg haben doppelt so viel Platz
Die Reben haben sie weiter auseinander gepflanzt: Statt zwei Metern haben sie vier Meter Abstand. "Das ist so ein Knackpunkt, weil die Hälfte der Fläche für die Produktion vergeudet ist. Aber es ist jetzt Böschungsfläche, und damit gibt man eben der Natur wieder etwas zurück." Außerdem hatten sie gemerkt, dass mehr Abstand auch eine gute Reaktion auf die Dürre sei.
Dann haben sie mit einer Spritzmethode eine regionale Saatgutmischung auf die Hänge gebracht. Nun besteht der Boden aus Gräsern, Kräutern und Leguminosen (Hülsenfrüchtler), abgestimmt auf den Boden der Region. Er zieht Insekten aller Art an und tut dem Wein etwas Gutes, weil weniger gedüngt werden muss.
Gelungenes Projekt für mehr Artenvielfalt
"Ein gelungenes Projekt für mehr Artenvielfalt im Freistaat Bayern", findet Jürgen Eisentraut, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Er hatte sich in der vergangenen Woche, anlässlich der bayerischen Woche der Biodiversität vom 16. bis 22. Mai den Hang angesehen und die Winzer über ihre Erfahrungen ausgefragt.