Der Viehmarkt bleibt umstritten

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Der Zuspruch auf dem sanierten Viehmarkt ist "unter normalen Umständen" noch verhalten. Fotos: Winfried Ehling
Der Zuspruch auf dem sanierten Viehmarkt ist "unter normalen Umständen" noch verhalten.  Fotos: Winfried Ehling
Ein anderer Anblick bot sich bei der Einweihung vor rund 500 Besuchern. Für Feste und Veranstaltungen könnte der sanierte Platz neue Möglichkeiten bieten. Foto: Winfried Ehling
Ein anderer Anblick bot sich bei der Einweihung vor rund 500 Besuchern. Für Feste und Veranstaltungen könnte der sanierte Platz neue Möglichkeiten bieten.  Foto: Winfried Ehling
 
Auch die Vorschulkinder aus dem Kindergarten St. Josef integrierten sich vor "großem Publikum" mit einem Song und als Trommler in den Festakt. Foto: Winfried Ehling
Auch die Vorschulkinder aus dem Kindergarten St. Josef integrierten sich vor "großem Publikum" mit einem Song und als Trommler in den Festakt.  Foto: Winfried Ehling
 
Foto: Winfried Ehling
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Foto: Winfried Ehling
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Bei der offiziellen Übergabe des sanierten Platzes waren sehr lobende, aber auch kritische Stimmen zu hören.

"Ein viel diskutiertes und markantes Projekt der Saalestadt ist fertiggestellt". Die Worte von Stadtbaumeister Detlef Mohr anlässlich der offiziellen Übergabe des Viehmarkts im Rahmen eines Bürgerfests, klangen wie eine Erleichterung denn die Maßnahme überschritt nicht nur die geplante Bauzeit sondern auch den Kostenrahmen.
Rund zwei Millionen Euro - einschließlich der Grabungen an der früheren Marienkirche - schlugen zu Buche, 1,6 Millionen waren veranschlagt. Gut, dass es die Städtebauförderung gibt und "die Regierung von Unterfranken sich großzügig bei den Mehrkosten zeigte", so Mohr, der die Belastung der Anwohner über ein halbes Jahr über die geplante Bauzeit hinaus bedauerte.


Neue Möglichkeiten

Für Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) ergibt sich "auf einem der zentralen Plätze ein tolles Bild. Er wird die Aufenthalts- und Lebensqualität erheblich steigern und es eröffnen sich neue Möglichkeiten des Ruhens und des Spielens", war sich Warmuth sicher. "Natürlich gibt es auch andere Stimmen" räumte der Rathauschef freimütig ein. Zwar begrüßen viele Anwohner das gut begehbare Pflaster, das die malträtierte "Buckelpiste" von einst ersetzt und die neuen Kanäle in der Josef-Schultheis-Straße und der Spitalgasse. Doch bleibt die Maßnahme umstritten.
"Das sieht ja wie eine Betonwüste aus", war von einer Neubürgerin zu hören. Einem langjährigen Altstadtbürger und Baufachmann gefällt zwar "die gute Ausführung, doch wirkt der Viehmarkt irgendwie steril". Ein kritischer Bürger glaubt sogar, dass "hier das Geld verbrannt" wurde und der Fach-Handwerker, der in Hammelburg öfter spezielle Projekte erledigt, sieht den neugestalteten Viehmarkt als "eher untypisch für die älteste Weinstadt Frankens".


35 Parkplätze sind weg

Allgegenwärtig ist die Meinung über die fehlenden rund 35 "bequemen" Parkplätze, die den Gang zur "guten Stube", den Marktplatz, leicht machten und sogar den Geschäfte und die Gastronomie am Viehmarkt und am Marktplatz als willkommenen "Kunden-Zulieferer" betrachteten.
Jede Medaille hat zwei Seiten und es gilt erst einmal die Vorteile und vermeintlichen Nachteile gegenüber zu stellen. Die Aussage Warmuths, "was nützen uns die schönsten Häuser und Plätze wenn sie nicht mit Leben erfüllt werden?", war wohl als Aufforderung an die Bürger gedacht, die geschaffenen Voraussetzungen zu Kommunikation und Austausch zu nutzen. Natürlich können hier auch Feste oder ab Juli beispielsweise der Flohmarkt stattfinden. Der Dank des Stadtoberhaupts galt dem Architektenbüro Capatti-Staubach aus Berlin, der Regierung von Unterfranken und der Städtebauförderung, den ausführenden Firmen, und dem Konversionsmanagement sowie den Stadtwerken und - last not least - den Anwohnern.


Kommunale Partner gefragt

"Sie tragen dazu bei, die Zentren der Städte und Orte zu erhalten" quittierte der Stellvertretende Regierungspräsident, Jochen Lange, der die Städtebauförderung ein moderates Instrument nannte um solche Initiativen zu fördern. Jedoch seien auch kommunale Partner gefragt. Am 23. Juni finde die Hauptversammlung der Bezirks- Städtebauförderung in Hammelburg statt, das "weiter mit unser Unterstützung zur Erhaltung seiner Attraktivität mit uns rechnen kann", so Lange.
Architekt Capatti ging speziell die Beleuchtungs-Stele am südlichen Platzende ein, die von Hammelburgern die Namen "Marterpfahl" oder "Wengerts-Stickel" (Weinberg-Stecken) erhielten. "Marterpfahl hat keine Berechtigung für mich, eher schon Tele-Spargel", meinte der Planer.


Blick in die Geschichte

Die stellvertretende Landrätin Monika Horcher (Bündnisgrüne) erinnerte an die Bedeutung des Viehmarkts vor mehr als 550 Jahren, als hier eine Kirche stand. Im 17. Jahrhundert verlor sich die Präsenz dieses Ortes und es blieb nur noch der Turm als Aussichtsposten. So erklärt sich der ehemalige Name "Thürmerplatz". Nach dem Stadtbrand 1854 wurde mit großen Teilen des Städtchens auch der Turm zerstört. Der Platz wurde eingeebnet und zum Viehmarkt umgewidmet, der diese Funktion bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts erfüllte.
Mit etwas bissigem Humor sezierte die Vize-Landrätin die gestelzte Zielformulierung und holprige Einbindung der Bürger und Geschäftsleute bei der Ausschreibung des Realisierungs-Wettbewerbs. "Der Platz ist mir zu wenig grün", kritisierte die Kommunalpolitikerin und regte außer den Bäumen mobile Pflanz-Kübel an.


Kein neuer Name

Ein Stadtmittelpunkt werde der Viehmarkt wohl nicht. Doch sollte er ein Blick-, ein Treff- und ein Mittelpunkt sein. "Es kommt darauf an, wie der Viehmarkt bei den Bürgern, dem Stadtrat und der Verwaltung ankommt", meinte sie. Mit ihrem Vorschlag dem Platz einen neuen Namen zu geben stieß die Vize-Landrätin allerdings auf wenig Gegenliebe.
Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU), der vom Viehmarkt als "ein Stück Geschichte der Stadt" sprach, dankte der Regierung von Unterfranken und der Städtebauförderung für deren Engagement. Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher und sein evangelischer Amtskollege, Robert Augustin, erbaten abschließend den Segen Gottes für den sanierten Platz und alle die ihn nutzen.


Buntes Unterhaltungsprogramm

Den Festakt umrahmte musikalisch die Big Band des Frobenius-Gymnasiums, später DJ Peter Gerner und die "Stormy Mondays", die die zahlreichen Gäste bis in den späten Abend unterhielten. Nicht vergessen seien die Vorschulkinder des Kindergarten St. Josef, die sich mit einem Lied und einer Bongo-Demonstration zur Einweihung einbrachten.