Es gibt immer verschiedene Meinungen zu einem Projekt. Architektur wird nun mal subjektiv bewertet. Schade ist im Falle von
Hammelburg nur, dass bezüglich der Fördermittel durch den Widerstand vielleicht sogar wertvolles Geld für die Stadt verloren geht. Der Förderanteil für das ursprüngliche Konzept war sehr hoch. Den wird mal wohl in dieser Form nicht mehr erreichen können. Ich möchte hier nicht von einem Schildbürgerstreich sprechen. Aber man hat sich hier vielleicht mit gut gemeinten Vorsätzen mehr Schaden zugefügt als beabsichtigt.
Rechnen Sie - allgemein betrachtet - als Architekt bei größeren Projekten mit Ablehnung?
Wie schon gesagt, gibt es immer verschiedene Meinungen zu einem Projekt. Ob ein Gebäude wirklich funktioniert in seinem Kontext und hält, was es verspricht, kann man erst feststellen, wenn es einige Zeit benutzt wurde. Gute Architektur ist immer auch eine Frage des Gebrauchs.
Wieso war es so schwierig für Sie, Ihr architektonisches Konzept den Hammelburgern zu vermitteln?
Wir haben zusammen mit circa 18 anderen Büros an einem Wettbewerbsverfahren teilgenommen, welches von einem Fachgremium beurteilt wurde. Weiterhin waren auch Sachpreisrichter aus allen politischen Fraktionen Hammelburgs beteiligt. Wir denken, dass im Vorfeld auch intensive Vermittlungsarbeit von der Stadt geleistet wurde. Vielleicht hätten einfach noch mehr öffentliche Präsentationen des jeweiligen Projektstandes stattfinden sollen. Auf der anderen Seite gibt es in jeder Stadt eine gewisse kritische Masse, die gegen neue öffentliche Projekte vorgeht. Aber genau diese Kritiker sollten nicht außer Acht lassen, wie wichtig ein solches Projekt für nachfolgende Generationen sein könnte.
Erläutern Sie noch einmal kurz die Idee hinter Ihrem Entwurf.
Unser Ziel war ein schlichter, einfacher Baukörper, der sich gut einfügt und seine Besonderheit nur mit wenigen Elementen zeigt wie mit einem Giebel und der Fensterausbildung - wie eben ein Chanel-Kostüm das auch macht. Wichtig ist das innere Konzept der Schalträume und der flexibel nutzbaren Flächen: Garanten für ein zukunftsoffenes Haus.
Schmerzt es Sie, dass Sie ihren Entwurf jetzt ändern und die Fassade zum Beispiel mit einem Gesims ausstatten müssen?
Das Gesims wurde von uns so vorgeschlagen, deshalb stört es uns eigentlich auch nicht. Wir arbeiten als Architekten immer in Varianten. Allerdings sollte das neue Bürgerhaus die Ausstrahlungskraft am Marktplatz haben, die es mit seiner Funktion als öffentliches Gebäude verdient. Deshalb ist von einem Walmdach am Marktplatz abzuraten. Wir haben dazu ja auch verschiedene Szenarien visualisiert und bei der Bürgerversammlung im Schulhaus präsentiert. Ich glaube, die Mehrzahl der Anwesenden war da unserer Meinung.
Würden Sie irgendwann noch einmal ein Projekt in Hammelburg machen?
Wir haben im Laufe unserer Planungen sehr viele nette Menschen hier in Hammelburg kennengelernt. Und wir wissen deren Engagement für die Sache zu schätzen. Wir finden es auch richtig, dass bei einem so wichtigen Projekt wie dem Bürgerhaus die Meinung von jedem Hammelburger gefragt ist. Vielleicht sollte man einfach bei den nächsten Projekten die Bürgerschaft von Anfang an noch mehr einbinden und bestimmte Entscheidungsprozesse transparenter darlegen. Wir wären auf jeden Fall immer wieder gern dabei und würden natürlich unser Bestes geben.