"Kunst im KindergARTen" lockte am Muttertag viele Familien auf die Trimburg.
"Kunst im KindergARTen" ist am Muttertag ein lohnendes Ausflugsziel. Wenn die "Lernwerkstatt für Kinder" - so nennt sich die nach der Reggio-Pädagogik geführte Westheimer Kindertagesstätte - seine fantasievollen Produkte und Werkstattangebote offeriert, sind ganze Familien auf dem Weg zur Ruine Trimburg.
Das Reggio-Prinzip sieht, grob umrissen, den Umgang mit den Dingen der Natur und des Lebens vor. Der Erkenntnisdrang der Kinder braucht diesen Umgang, denn sie müssen begreifen und mit allen Sinnen wahrnehmen können, um die Welt zu erspüren - sie werden zu jungen Forschern. Mit ihren Werkzeugen, den Sinnen, machen sie Erfahrungen, erkennen selbst Zusammenhänge und entdecken schließlich die Welt.
Keine Vorgabe der Erwachsenen
Ein treffendes Beispiel ist das aktuelle Thema im Kindergarten St. Peter und Paul, der Regenwurm.
Ihm wurde das Gros der Ausstellung und der Workshops gewidmet. "Mit dem Staunen beginnt die Naturwissenschaft", sagte Aristoteles einmal. "Genau dieses Staunen nutzt die reggianische Pädagogik, um Kindern zu eigenen Forschungen, zu Experimenten und Erfahrungen zu verhelfen", bestätigt Kindergartenleiterin Ria Förster.
Das Thema Regenwurm - keine Vorgabe von Erwachsenen, sondern von den Kindern selbst gewählt - fand breiten Niederschlag in Theorie und Praxis. Mit einem Film aus der TV-Sendung "Löwenzahn", dem "Wurmkino" im Wohnzimmer einer Mutter, bei der Unterweisung mit der Expertin Claudia Beyrle und einem Besuch des Bauernhofes Wagenbrenner in Oberthulba, machten sich die Kinder schlau über das seltsame aber wichtige Lebewesen, das Humus produziert.
Nudelwürmer mit Krümelsoße
Entsprechend beherrschte der Wurm die Ausstellung.
Aus Pappe-Rollen verzierte und mit feinen Steinen gefüllte Regen(wurm)-Rasseln, in Aquarellen gemalte oder aus alten Strümpfen gefertigte "Strumpf-Würmer" - frei nach Hundertwasser - oder auch "Nudelwürmer mit brauner Krümelsoße", Spaghetti mit Soße, die es unter anderem zum Mittagessen gab, waren allerorts zu finden.
Lebenslauf als Spirale
Darüber hinaus zeigten auch andere Projekte, was sich in St. Peter und Paul tut. Hier wurde offensichtlich, wie Kinder ihre Emotionen meist direkt verarbeiten. Im als Spirale gemalten Lebenslauf erkannten, zumindest Pädagogen, welche Höhe- oder Tiefpunkte sich im Leben eines Kindes abspielten. Beim Druck nach der Walzdruck-Methode erlernten die Jüngsten die gegenseitige Unterstützung, aber auch ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Technikbeherrschung.
Bei der Methode "Learning by doing" sowie Entdecken und Erforschen beim Zuschauen und Selbermachen, bleiben die Erwachsenen meist außen vor. Lebens- und praxisnahes Lernen, sich ein Bild von der Welt machen, kommt bei den Eltern gut an, wie die Aussage von Ria Förster belegt: "Wir sind bis auf den letzten Platz ausgebucht - heuer und auch im kommenden Jahr."
Konzert mit "Rokomana"
Das Programm flankierte am Samstagabend ein Konzert mit der Band "Rokomana" und - abschließend am Sonntag - ein Theaterstück mit den Kindern, die auch in diesem Sektor mit dem Stück "Pfoten hoch" ihre Fantasie spielen ließen.