Der Physiotherapeut Jürgen Hüfner sammelt Dialekt-Begriffe aus der Rhön. Im Netz hat er ein Rhöner Pflanzen-ABC eingerichtet.
Sie verstehen nur spanisch? Falsch. Das ist original Rhöner Dialekt. Sie sind Rhöner und verstehen trotzdem nicht worum es geht? Dann gehören Sie wahrscheinlich der jüngeren Generation an. Der Generation, die den Rhöner Dialekt nur noch von der Oma und dem Opa her kennt. Man versteht meist, was sie sagen, aber manchmal muss man doch nachfragen: "Was heißt denn das jetzt wieder?"
"Das Aussterben des Rhöner Dialekts ist eine traurige Begebenheit. Mit jeder Generation geht ein Stückchen sprachliches Kulturgut verloren", meint Jürgen Hüfner aus Schönderling. Genau solche Begriffe sammelt der Physiotherapeut, der durch seine Tätigkeit in der eigenen Praxis viel mit der älteren Generation zusammenkommt.
"Da ist es hilfreich, wenn man weiß, wo es dem Patienten weh tut, wenn's 'nei die Angge' zieht. Oder jemand ein Ziehen in 'de Waech' hat. Dann ist nämlich die Leiste gemeint", weiß der gebürtige Oberbacher. Und so kam es, dass Hüfner schon seit über zehn Jahren diese speziellen Wörter im Dialekt niederschreibt, um sie zu erhalten.
Umfrage gestartet
Aktuell treibt ihn ein spezielles Thema um: Die Rhöner Eigennamen der Pflanzen. Dazu hat er auf seinem Rhönblog in Facebook bereits eine Umfrage gestartet und einige Rückmeldungen auch aus anderen Rhöner Gemeinden bekommen.
Erstaunliche Vielfalt
"Erstaunlich ist, wie viel unterschiedliche Ausdrücke sich bereits auf einem so kleinen Raum wie der Rhön finden", findet Hüfner. So hat er beispielsweise alleine für den Schlangenknöterich schon mehr als sieben verschiedene Begriffe gefunden: In Schönderling nutzte man die Blätter der "Güggerehüelich", wie man sie hier nennt, für den Salat oder als Gemüse, wie Spinat. In Riedenberg oder Detter ist die Pflanze als "Otterzonge" bekannt. In Leichtersbach und Modlos sagt man "Mäus-Uann" (Mäuse-Ohren), während sie in Oberbach "Lauche" genannt werden.
Dochenöchdlich=Stiefmütterchen
"Frieslaab" dagegen dürfte überregional als das bekannt sein, was es ist: nämlich Schnittlauch. Bei den "Dochenöchdlich" weiß sowohl der Schönderlinger als auch der Hammelburger, dass es sich um Stiefmütterchen handelt. Schon über 100 Pflanzen hat Hüfner bisher aufgelistet, die einen Eigennamen im Dialekt haben. "Am liebsten würde ich diese Pflanzen alle in meinen Garten holen und eine Dauer-Ausstellung daraus machen", sagt Hüfner.
Kontakte gesucht
Auf seiner Webseite unter
www.juergen-huefner.de hat er bereits ein Rhöner Pflanzen ABC eingerichtet, wo man alles nachlesen kann. "Ich würde mich über Kontakte zu Rhöner Pflanzenkundigen freuen, die mir bei meiner Sammlung eventuell noch weiterhelfen können, bevor dieser wunderbare Sprachschatz völlig verschwindet". Erreichbar ist Jürgen Hüfner unter Tel.: 09747/ 931 001.
Wenn Jürgen Hüfner möglichst viele Pflanzennamen beieinander hat, soll der erste (Rhöner) Mundart-Garten hinter der Physioscheune entstehen. "Google sagt, so etwas gibt's noch nirgends", sagt Hüfner. Ungeklärt ist bis dato noch die offizielle Bezeichnung des sogenannten "Duad", einem Unkraut. Unter
www.mundartgarten.de soll das Projekt auch digital aufleben. Der virtuelle wie auch der reale Garten sind allerdings noch in der Bauphase.
bhj