Grenzgang um Rottershausen

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Unverzichtbar bei einem Grenzgang: Das Stauchen, beobachtet den Bürgermeister Franz Kuhn (hinten links). Diesem Brauch beim Gang rund um Rottershausen durfte sich Feldgeschworener Roman Seufert unterziehen. Foto: Stefan Geiger
Unverzichtbar bei einem Grenzgang: Das Stauchen, beobachtet den Bürgermeister Franz Kuhn (hinten links). Diesem Brauch beim Gang rund um Rottershausen durfte sich Feldgeschworener Roman Seufert unterziehen. Foto: Stefan Geiger
Grenzgang um Rottershausen. Foto: Stefan Geiger
Grenzgang um Rottershausen. Foto: Stefan Geiger
 
Grenzgang um Rottershausen. Foto: Stefan Geiger
Grenzgang um Rottershausen. Foto: Stefan Geiger
 

Kurzweilige Geschichten erfuhren die Teilnehmer beim Grenzgang um Rottershausen.

Rottershausen Von Regen, Wind und Kälte ließen sich beim Start 25 Teilnehmer nicht abhalten, am Grenzgang rund um die Gemarkung Rottershausen in seiner siebten Auflage teilzunehmen. Später hatte Petrus aber ein Einsehen. Allen, die sich von den Wetterunbilden nicht beeindrucken ließen, vermittelte der Rundgang viel Wissenswertes aus dem Ort und den Nachbargemeinden.

In den Tagen zuvor hatten die Rottershäuser Feldgeschworenen den Weg mit viel Mühe vorbereitet. "Wir haben den Bewuchs an den 350 Grenzsteinen entfernt, diese farblich markiert und einige mit Pfosten hervorgehoben. An manchen Stellen mussten wir Hecken und Sträucher zurücknehmen, um das Durchkommen zu ermöglichen", berichtete Obmann Roland Seufert, der mit seinen Kollegen Roman Seufert und Otto Suckfüll diese Vorarbeit übernommen hatte.


Belohnung für Glaubenswechsel

Start war in der Waldsiedlung, wo sich Bürgermeiser Franz Kuhn (BBO) über die trotz des Wetters große Teilnehmerzahl freute. Mit dabei war sein Amtsvorgänger Siegfried Erhard, der am ersten Abschnitt entlang zu Rannungen an die Zeit der Reformation und Gegenreformation erinnerte: "Rannungen war damals zum neuen Glauben gewechselt. Fürstbischof Julius Echter wollte das Dorf wieder zurückgewinnen und versprach reichlich Lohn mit 66 Acker Wald (rund 70 Hektar). Diese Fläche gehörte damals Rottershausen und kam zu Rannungen. Dabei blieb es fortan." Und an Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) gewandt, der dieses Stück die Gruppe begleitete, merkte er mit einem Augenzwinkern an, dass die Großgemeinde Oerlenbach nicht versuche, den Waldbesitz nach so langer Zeit zurückzuklagen.
Mit fünf von den insgesamt 17 Kilometern bildete die Grenze zu Rannungen die längste Etappe. Es folgte der Abschnitt zu Pfersdorf, wo bei Regen eine erste Verschnaufpause an der Rottershäuser Höh - die Nachbarn bezeichnen die Stelle Pfersdorfer Höh - eingelegt wurde. Traditionell stiftet hier Reinhard Landgraf, Jagdpächter für den "Bogen 2", eine Brotzeit, ehe es durch den Gewerbepark Oerlenbach/Poppenhausen an der A 71 ging. "Hier haben sich inzwischen Metallverarbeitung Zitzmann mit 80 Arbeitsplätzen und eine Tankstelle niedergelassen. Der erste Bauabschnitt ist voll erschlossen. Wir hoffen auf weitere Niederlassungen. Gespräche laufen", erklärte der Bürgermeister.
Es folgte die Grenze zur Gemarkung Eltingshausen. Hier durchquerten die Teilnehmer die Anlage des Mainfranken Motosportclubs Schweinfurt, der 1982 gegründet wurde und noch im gleichen Jahr den ehemaligen Steinbruch der Firma Albert anmietete. Hier legte der Verein Trainings- und Wettkampfstrecken an und richtet alljährliche Wertungsläufe für die deutschen Motocross- und Enduro-Meisterschaften aus. "In diesem Jahr läuft dieses Großereignis am 30. April und 1. Mai, wenn wir wieder 250 Spitzenfahrer aus dem gesamten Bundesgebiet erwarten", sagte Vorsitzender Anthony Seubert vom MMC Schweinfurt. Auf der Anlage liefen zu diesem Zeitpunkt Trainingsläufe auf feuchtem Terrain mit schwierigen Berg- und Talfahrten und waghalsigen Sprüngen, beobachtet vom Bundestrainer dieser Sportart.


Streit um Steuereinnahmen

Am Steinbruch - inzwischen regnete es nicht mehr - ging Siegfried Erhard auf einen längeren Streit zwischen Eltingshausen und Rottershausen Ende der 60-er Jahre ein: Damals stritten sich die beiden noch selbständigen Gemeinden um die Zuweisung der Steuer aus dem Steinbruchbetrieb. Rottershausen bekam die gesamte Gewerbesteuer, Eltingshausen wollte zumindest einen Teil. Die damaligen Bürgermeister Konrad Büttner und Karl Karch konnten sich nicht einigen. Schließlich landete der Streit vor dem Kadi.
Ende 1971 bestätigte das Gericht die berechtigten Ansprüche der Eltingshäuser. Zur Rückzahlung allerdings kam es nicht mehr. Das Geld floss in die am 1. Januar 1972 neue Einheitsgemeinde Oerlenbach.


Alter Brauch

Weiter ging es durch Waldabteilung "Winterleite" zum Dreimärker Rottershausen -Eltingshausen-Reiterswiesen. Hier durften sich Feldgeschworener Roman Seufert (Rottershausen) und Bürgermeister Thomas Leiner (Bad Kissingen) "stauchen" lassen. Dieser Brauch dient bis heute dazu, sich besondere Stellen einzuprägen.
Sowohl auf Eltingshäuser Zone als auch im Bereich Schulwaldgarten im Wagental ging es um das Thema Windkraft: "Im Flächennutzungsplan haben wir sechs Standorte aufgenommen", sagte Franz Kuhn. Die drei Anlagen auf Rottershäuser Gemarkung werden bereits durch die Energieallianz Bayern gebaut. Die Vorarbeiten sind abgeschlossen. In Kürze beginnen Wegebau und Herrichten der Standflächen. Bis Jahresende soll Strom ins Netz fließen.
Die drei Windräder auf Eltingshäuser Seite befinden sich noch in der Genehmigungsphase. Hier stehen noch naturschutzrechtliche Prüfungen aus.
Ein Windrad wird 200 Meter hoch. Die drei auf Rottershäuser Seite können etwa 5000 Haushalte versorgen. Nach Bauabschluss wird das Umfeld wieder hergerichtet, erklärte Franz Kuhn.
Gegen Ende wartete zu Nüdlingen hin im "Lechtertal" ein steiler Aufstieg, ehe der Ausgangspunkt nach über sieben Stunden wieder erreicht wurde. Hier sorgte der "Jagdbogen 1" mit Gregor Lutz, Werner Metzler und Eugen Reuscher für eine Brotzeit.