Gemeinsames Fastenbrechen

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Der Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" feiert mit Gästen das Zuckerfest. Foto: Dieter Britz
Der Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" feiert mit Gästen das Zuckerfest.  Foto: Dieter Britz

Der Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" nutzt das Zuckerfest am Ende des Ramadan, um sich der Öffentlichkeit vorzustellen.

Es hat verführerisch nach arabischen Köstlichkeiten gerochen. Die Kuchen und das süße Gebäck sahen nicht nur sehr gut aus, sie schmeckten auch so. Dazu gab es Schwarztee und allerlei nichtalkoholische Getränke. In der Halle und im Kliegl-Park an der Stögerstraße hatte der vor knapp einem Jahr gegründete Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" am Samstag zum muslimischen "Fest des Fastenbrechens" - auch als Zuckerfest bekannt - geladen.

Das Fest wird normalerweise am Tag nach Ramadan, dem muslimischen Fastenmonat, gefeiert. Damit mehr Gäste teilnehmen konnten, war es aber kurzerhand von Mittwoch auf Samstag verschoben worden. Der Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" war im August letzten Jahres gegründet worden.

Er hat sich bisher prächtig entwickelt, denn die Mitgliederzahl stieg in der kurzen Zeit von sieben auf jetzt 65. Die Mitglieder kommen aus Syrien, Ägypten, Marokko, Afghanistan und auch aus Deutschland. Der Einzugsbereich umfasst Bad Kissingen und Nachbargemeinden. In einem früheren Laden in der Kapellenstraße konnte der Verein ein Begegnungszentrum einrichten, in dem auch das Freitagsgebet stattfindet.

Hier ist genug Platz für Begegnung, Beratung und Angebote. Letztere reichen von Deutschunterricht für Frauen mit Kleinkindern bis zum Erlernen der arabischen Schriftzeichen für Kinder. Unterstützung bei Arbeitssuche und Bewerbung oder Hilfe beim Umgang mit Behörden gehören ebenso dazu. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge.

Das Zuckerfest zum Ende des Ramadans sollte dazu beitragen, den zehn Monate alten Verein und seine Ziele bekanntzumachen. Deshalb waren "Menschen aller Nationen und Kulturen, Muslime und Nichtmuslime, Insider und Neugierige, Familien und interkulturell Interessierte und auch Nicht-Mitglieder des Vereins" eingeladen, wie es hieß.

Vorsitzender Mhd Amer Al Hakawati begrüßte sie mit "Hallo, grüß Gott". Zur Freude der Vorstandsmitglieder nutzten viele deutsche Gäste die Gelegenheit, sich zu informieren, mit den Vereinsmitgliedern Verbindung aufzunehmen und ganz nebenbei die exotischen Köstlichkeiten zu probieren. Aufgetischt wurden: Kibbeh (Bulgurbällchen, gefüllt mit Hackfleisch), Kabab Hindi (Hackfleischbällchen in Tomatensoße, gewürzt mit einem Hauch von Kardamom, Ingwer und Zimt, dazu Reis), Tabouleh (Salat, hauptsächlich mit Petersilie, Pfefferminze, Tomaten und Bulgur), Fatayer (Teigtaschen aus Hefeteig, gefüllt mit Hackfleisch, Salami, Spinat, oder Käse, abgerundet mit arabischen Gewürzen), Hummus (Aufstrich aus Kichererbsen, Sesampaste und Joghurt).

Ein wahres Fest für Naschkatzen war das Gebäck. Unter anderem gab es Baklava (gefüllte Blätterteigtaschen mit Walnüssen oder Pistazien), Basbousa (syrischer Grießkuchen), Maamoul (Plätzchen, gefüllt mit Dattelpaste, Pistazien oder Walnüssen) und Halawet el Jibn (süße Mozzaralla-Röllchen). Der katholische Pfarrer Gerd Greier, Leiter der Pfarreiengemeinschaft "Jesus - Quelle des Lebens" und Hausherr der Halle im Kliegl-Park, erinnerte in seiner Ansprache daran, dass es schon vor Jahrhunderten Begegnungen zwischen Muslimen und Christen gab.

In der ägyptischen Hafenstadt Damiette predigte zum Beispiel Franz von Assisi am Rande eines Kreuzzugs im Jahr 1219 - vor 800 Jahren also - vor Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik und versuchte vergeblich, ihn zum Christentum zu bekehren. Stadträtin Karin Reinshagen (SPD), die Beauftragte des Stadtrates für Integration und Familien, erklärte, dass 2014 die ersten Flüchtlinge in die Stadt kamen und zunächst in Garitz eine Unterkunft fanden.

"Wir können hier in Bad Kissingen sehr stolz darauf sein, dass sich so viele Menschen ganz spontan für die Flüchtlingshilfe eingesetzt haben und dies auch immer noch tun", sagte sie. Viele Probleme könnten nicht von Amtspersonen gelöst werden, zumal diese Probleme oft am Abend, an Wochenenden oder an Feiertagen auftreten würden.

"Ich denke, der Erfolg gibt uns recht", hob sie hervor. Sie freute sich besonders darüber, dass es endlich gelungen ist, Räume für ein Begegnungszentrum zu finden und einen Verein mit einem verantwortungsvollen Vorstand zu gründen. Das Zentrum eröffne viele Möglichkeiten für Begegnungen, für Unterricht und auch für das Gebet.

Reinshagen wünschte sich, "dass wir alle es schaffen, friedlich miteinander zu leben, egal aus welchem Land wir stammen und welcher Religion wir angehören - als gemeinsame Heimat". Stefan Seufert, der Asylbeauftragte und Koordinator für Asylangelegenheiten im Landratsamt, betonte, dass der Verein "Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen" der erste dieser Art im Landkreis sei.

Er teilte mit, dass in einer Sitzung des Kulturausschusses beschlossen worden ist, ein Migrationskonzept zu erstellen. Er sagte: "Dabei wird ihr Verein eine große Rolle spielen."

Kissinger Begegnungszentrum der Kulturen Vorsitzender ist Mhd Amer Al Hakawati, stellvertretender Vorsitzender Ebrahiem Al Yousef, Kassierer Thomas Heinrich und Schriftführerin Daniela Dacho. Das Begegnungszentrum hat die Adresse Kapellenstraße 28 in Bad Kissingen. Per Mail ist der Verein unter der Adresse kbk.verein@web.de zu erreichen.

Der Fastenmonat dauerte in diesem Jahr vom 5. Mai bis 4. Juni. Muslime sollen im Ramadan fasten, mehr beten und für wohltätige Zwecke spenden. Von der Fastenpflicht sind Reisende, Kinder, Altersschwache, Kranke und Schwangere befreit, ebenso Menschen mit einer anstrengenden Arbeit. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang ist Essen und Trinken komplett untersagt, auch Rauchen ist tagsüber verboten. Da sich im Islam der Kalender nach dem Mond und nicht nach der Sonne richtet, verschiebt sich der Ramadan, der neunte Monat im islamischen Kalender, jedes Jahr um zehn oder elf Tage. Beginn eines Monats ist hier jeweils Neumond.