Köche und Restaurant-Fachkräfte sind derzeit Mangelware. Die Betriebe suchen nach Bewerbern für vorhandene Ausbildungsplätze, allerdings ist das Interesse sehr überschaubar.
Heinz Stempfle macht sich Sorgen. Der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Bad Kissingen sieht einen drohenden Fachkräftemangel auf sich und seine Kollegen zukommen. Zwar sei die Branche eine starke Mitarbeiterfluktuation gewöhnt, aber zur Zeit stehen die Zeichen auf Alarm.
Stempfle belegt seine Einschätzung mit Zahlen: Vor vier Jahren gab es in der Staatlichen Berufsschule in Bad Kissingen nach seinen Angaben noch 228 Köche. In diesem Jahr sind es 129 - in allen drei Ausbildungsjahren. Bei den Auszubildenden fürs Hotelfach und bei den Restauranfachkräften sehe es nicht besser aus. Da seien die Zahlen von 273 (vor vier Jahren) auf 188 gesunken. Was Stempfle seinen Kollegen bei der jüngsten Kreisversammlung des Verbandes in Münnnerstadt sagte, war eindeutig: "Die Attraktivität unserer Ausbildungsberufe leidet unter unattraktiven Arbeitszeiten und geringem Ansehen".
Es fehlen die Bewerber Wie zu den Zeiten der Vollbeschäftigung leidet die Gastrobranche unter fehlenden Bewerbern für die Ausbildung, sagte bei der Versammlung Karin Jung, die Leiterin des Arbeitgeberservices in der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Trotz starker Anstrengungen der Branche zur Ausbildung stehe ein "eklatanter Fachkräftemangel" bevor bzw. besteht schon. Das Interesse an einer Ausbildung im Gastgewerbe sei minimal, sagte Karin Jung. So würden beispielsweise zwei Drittel der Realschüler einen Ausbildungsplatz bei der Post anstreben, der Rest gehe in die IT-Branche oder zu besser bezahlten Berufen.
Eine Problemlösung könnte sein, wenn sich Hotels bei der Lehrlingsausbildung zusammentun. Das ginge sogar europaweit und wird von der EU gefördert. Mit einer möglichen kombinierten Ausbildung in Spanien oder Italien könnten neue Anreize geschaffen werden. Aber: Karin Jung sieht wenig Chancen, dass solche Angebote auch angenommen werden. Trotz hoher Jugendarbeitslosigkeit in einigen EU-Ländern bestehe wenig oder kein Interesse an einer Stelle in Deutschland, sagte sie den Gastronomen.
Michael Schwägerl vom unterfränkischen Bezirksverband wies in diesem Zusammenhang auf die in den Vorjahren gescheiterten Versuche des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes hin, slowakische Hotelfachschüler in Praktikantenstellen nach Deutschland zu vermitteln. In Unterfranken sei das Projekt "vollkommen untergegangen", sagte er.
Weiterbildung und neue Angebote Entscheidend in diesem ganzen Umfeld sei auch die Qualität und das Image des Ausbildungsbetriebes, schloss Heinz Stempfle den Problemkreis. Zweifellos würden die Jugendlichen lieber einen Ausbildungsplatz in einem 5-Sterne-Hotel als in einem unbekannten Landgasthof bevorzugen. Gerade Letzterer habe aber viele Möglichkeiten, sich zu qualifizieren und sich zertifizieren zu lassen. Weiterbildung sei auch für die Chefs und Fachkräfte unabdingbar, erklärte Stempfle, und verwies auf die Angebote, die der Verband seinen Mitgliedern bietet. Das reicht von Bezahlsystemen (EC-/Kreditkarte) bis Internet-Hotspot.
Fazit nach dreieinhalbstündiger Sitzung und Diskussionen: In der Branche ist es nicht leicht, nach Vorne zu kommen. "Aber Stillstand ist Rückschritt", mahnte Heinz Stempfle, "da darf man nicht locker lassen."