Die Garitzer stellten ihr im Internet selbst gefundenes Fahrzeug vor. Dem Erwerb folgte viel Eigenleistung. Langjährige Mitglieder werden ausgezeichnet.
52 Übungen, 51 Einsätze und zahlreiche Ehrungen, auf diesen kurzen Nenner könnte man die Bilanz bei der Mitgliederversammlung der Feuerwehr Garitz bringen. Aber es wäre nicht die Feuerwehr Garitz, wäre nicht eine Menge mehr zu erzählen. Zum Beispiel über den Kauf des neuen Fahrzeugs.
Und wie bei allen guten Geschichten liegt deren Anfang weit, weit zurück: So wurde unter dem damaligen Kommandanten Walter Dück von der Stadt Bad Kissingen 1988 ein Tragkraftspritzenfahrzeug der Marke Iveco beschafft, und die Garitzer bauten vier Halterungen für Atemschutzgeräte ein. "Doch es war von Anfang an eine Hassliebe zu dem Fahrzeug", erklärte nun der amtierende Kommandant Ralf Schubert. Die Schiebetüren klemmten oft, "und auch, als aus versehen ein Limolaster seitlich in das Löschfahrzeug fuhr, wurde das Problem nicht gelöst". Das Fahrzeug wurde älter, und die Wehwehchen immer größer. Der Servicebetrieb der Stadt, der alle Feuerwehrfahrzeuge der Großen Kreisstadt wartet, hatte mit der Ersatzteilbeschaffung immer größere Probleme. Irgendwann kam dann die Zeit, wo keinerlei Winterreifen mehr für diesen Fahrzeugtyp zugelassen waren, mit Schneeketten auf den Sommerreifen behalf man sich notdürftig über die kalte Jahreszeit hinweg.
So wurde schon 2013 ein Antrag auf Ersatzbeschaffung gestellt. Für 2018 war angedacht worden, das dann 30 Jahre alte Fahrzeug in Garitz durch einen großen, neuen Tanklöscher zu ersetzen. So zumindest sah es das Fahrzeugkonzept der Stadt Bad Kissingen für ihre Feuerwehren vor.
Mit einer Ersatzbeschaffung sei auf Grund der finanziellen Situation der Stadt und der Ersatzbeschaffungen für andere Wehren keinesfalls früher zu rechnen, wurde mitgeteilt. Brisant wurde die Angelegenheit, als das Garitzer Tragkraftspritzenfahrzeug wegen mangelnder Zuverlässigkeit auch noch aus dem Hilfeleistungskontingent des Landkreises gestrichen wurde.
So erinnerte man sich wieder an ein Gespräch mit Kreisbrandinspektor Harald Albert anlässlich des Rakoczyfesteinsatzes. Da hieß es, eine frühere Anschaffung sei nur durch Eigenmittel der Feuerwehr Garitz möglich.
Aktion des Zolls Im Sommer wurde man im Internet auf eine Zollauktion aufmerksam. Im niedersächsischen Velpke war ein Unimog-Tanklöschfahrzeug angeboten. Einziges Problem: Die Online-Versteigerung war in 16 Stunden zu Ende. Zwar hatte der Vorstand der Garitzer Wehr bereits vorher sein "Ja" zum geplanten Kauf eines "Tankers" gegeben, aber würden auch die Feuerwehrführung und die Stadt mitziehen? Mit 18 850 Euro erhielten die Garitzer schließlich den Zuschlag für den Unimog inklusive Pumpe und 2000 Liter Wassertank. "Eigentlich hätten wir nur die Schläuch' drauftun müssen, denn der allgemeine Zustand des Fahrzeuges, Baujahr 1987, war mit 27 000 gelaufenen Kilometern hervorragend, aber das wäre ja zu einfach gewesen", sagt Kommandant Ralf Schubert. So wurden Stoßstange, Aufstiegsleiter und Tritte pulverbeschichtet, diverse Blechteile neu lackiert, das Aluriffelblech grundgereinigt, Halterungen und Behälter konstruiert und angepasst, so dass das Fahrzeug nun wie frisch aus dem Ei gepellt dasteht. Aufgewertet mit neuer Umfeldbeleuchtung, Dach- Front- und Heckblaulichtern, neuer Schaltkonsole, Rückfahrkamera, Dachbox für vierteiliger Steckleiter. Alles in allem hat die Wehr bislang über 300 Arbeitsstunden und fast exakt 25 000 Euro investiert und der Stadt damit einen sechsstelligen Betrag eingespart.
So sparte auch Oberbürgermeister Kay Blankenburg nicht mit Lob, als er feststellte: "Es ist unglaublich, dass die Feuerwehr Garitz sich solch ein Fahrzeug selbst besorgt hat - ich zolle höchste Anerkennung." Weiter stellte der OB fest, dass es nicht die Art der Stadt sei, so lange zu warten, bis sich die Einsatzkräfte ihre Fahrzeuge selbst kaufen.
Eine starke Truppe Auch Stadtbrandinspektor Harald Albert fand nur lobende Worte, als er feststellte: "Die Garitzer Feuerwehr ist eine starke Truppe", eine Aussage, der sich Pfarrer Edwin Ziegler insoweit anschloss, indem er hinzufügte: "Solange es Menschen wie euch gibt, fühle ich mich in diesem Land sicher."
Neben dem neuen Fahrzeug gab es bei der Mitgliederversammlung der Garitzer Feuerwehr weitere Stars. So wurden für 25 Jahre Andreas Freitag, Uwe Hengst, Xaver Hippler, Mirko Keß, Oliver Koch und Daniel Steiner geehrt. 40 Jahre sind dabei Robert Karg, Roland Kessler, Bernd Mahler, Ralph Metz, Harald Reinl, Andreas Wiedamann und Charles Williams. 50 Jahre Treue beweisen Fred Back, Peter Bauer, Heinz Koch, Karl Koch, Wolfgang Koch, Rainer Memmel, Günter Rüth, und Albert Vorndran. 60 Jahre gehören Egon Hofmann, Ernst Kutscher, Wolfgang Schneider und Hans Wimmel der Feuerwehr an. Für 65 Jahre wurden Rudolf Hoffmann und Kurt Stein ausgezeichnet, die sich beide wie etliche andere entschuldigen ließen, sowie das Ehrenmitglied Friedbert Reichert für 70 Jahre.